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0653 - Stirb, wenn du kannst!

0653 - Stirb, wenn du kannst!

Titel: 0653 - Stirb, wenn du kannst!
Autoren: Werner Kurt Giesa
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machen sollte.
    Aber dann entschied sie sich dagegen. Sie hatte keine Lust, sich dafür wieder anzuziehen. Auch wenn sich ihr übliches Disco-Outfit auf ein Minimum an hinderlicher Bekleidung zu beschränken pflegte. So zog sie sich schließlich nach einem kleinen abendlichen Imbiß in ihr Zimmer zurück. Sie hatte sich die Ruhe verdient.
    Sich bequem auf der Spielwiese räkeln, die weniger poetisch als großes Bett bezeichnet werden konnte. Dabei ein wenig in einem Buch schmökern, das schon lange auf ihrer Leseliste stand, einen Erotik-Film aus ihrer Video-Sammlung genießen und dabei an Zamorra und Patricia denken. Sich vorstellen, daß die beiden vielleicht gerade miteinander spielten - was aber absolut unwahrscheinlich war, denn erstens war der Butler dabei, und zweitens war Zamorra seiner Nicole ebenso treu wie sie ihm, und selbst Nicoles kleines Intermezzo mit Tan Morano war wirklich nur ein einmaliger Ausrutscher, den sie selbst nicht begriff. Was damals in sie gefahren war, daß sie sich für ein Schäferstündchen mit Morano einließ, konnte sie sich heute noch nicht erklären. Sie hatte es ja nicht einmal gewollt, und es doch getan… [3]
    Um so interessanter war für sie die Vorstellung, auch Zamorra könne einen »Ausrutscher« riskieren. Und das in diesem Fall ausgerechnet mit Patricia, die seit fast sechs Jahren Dauerwohnrecht im Château Montagne hatte…
    Natürlich würde diese Fantasie nie Wirklichkeit werden. Trotzdem spielte Nicole diesen Gedanken durch, und versetzte sich in ihrer Vorstellung dabei in Patricia hinein, um Zamorra allein durch die Kraft ihrer Fantasie nahe zu sein, so nahe wie nur möglich, und vielleicht erreichten ihn ihre Gedanken ja, und er dachte seinerseits an sie und tagträumte seinerseits von Nicole…
    Aus den Augenwinkeln glaubte sie ein Aufblitzen des Visofon-Monitors zu sehen. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Spukte es wieder einmal im Château so wie damals, als eine aus ferner Vergangenheit wirkende Magie des schwarzen Gnoms für erhebliche Verwirrung gesorgt hatte? [4]
    Sie vergaß ihren Film und widmete sich dem Monitor.
    Er gehörte zu dem Kommunikationssystem, das mittlerweile sämtliche bewohnten Räume des Châteaus miteinander verband. Das Visofon fungierte sowohl als Bildtelefon wie als normale Fernsprecheinrichtung, als Haustelefonanlage und gleichzeitig als Schnittstelle zum Computersystem. Dafür gab es überall eine Eingabetastatur - sowohl zum Wählen der gewünschten Rufnummer als auch zur Steuerung der drei parallelgeschalteten Rechner - sowie auch eine Sprachsteuerung. Über kurz oder lange würde der Rechnerzugriff aber zukünftig wohl nur noch per Spracheingabe stattfinden, außer in Zamorras Büro.
    Sobald Spracherkennungsprogramme, auch jetzt schon sehr gut, perfekt genug waren, selbst den speziellen Anforderungen im Château Montagne zu genügen, wo die Rede oft genug auch von Wesen war, deren fast unaussprechliche Namen dennoch von der Rechner-Software klar erkannt werden mußten.
    Per Fernbedienung schaltete Nicole den Videorecorder und den Fernseher ab. »Computer«, verlangte sie vom Bett aus. »Visofon-Log.«
    Der Monitor leuchtete wieder auf und zeigte Textzeilen. Nicole sprang auf und trat nahe genug an das Gerät heran, um sie lesen zu können.
    Danach hatte es eine sekundenlange Aktivierung des gesamten Visofon-Systems im Haus gegeben.
    Jetzt benutzte Nicole doch die Tastatur. Für eine derart detaillierte Abfrage war die Spracheingabe doch noch nicht exakt genug, beziehungsweise zu umständlich. Bis sie ihre Wünsche formuliert hatte, konnte sie mit Tastaturmakros bereits am Ziel sein.
    Von wo war diese Aktivierung ausgegangen? Und aus welchem Grund war sie erfolgt?
    Eine Art Selbsttest der Anlage war in dieser Form nicht vorgesehen.
    aktivierung erfolgte durch eingabe an main terminal one
    Hauptterminal Eins - das war eine der drei Tastaturen in Zamorras Arbeitszimmer!
    »Visofon«, sagte Nicole. »Raffael.«
    Den Rest erledigte die Computersteuerung.
    Raffael Bois, der alte Diener, der eigentlich schon seit fast zwanzig Jahren seine Pension hätte genießen können, darauf aber nicht den geringsten Wert legte, weil seine Arbeit sein Lebensinhalt war und er ohne diese Arbeit ganz einfach vor Kummer sterben würde, wurde per Rundruf gesucht.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis das Bild auf Nicoles Monitor wechselte. Die Textausgabe verschwand und machte dem Gesicht des Mannes Platz, der trotz seines hohen Alters geistig jung
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