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065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

065 - Rendezvous mit dem Sensenmann

Titel: 065 - Rendezvous mit dem Sensenmann
Autoren: Dämonenkiller
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Schöpferin."

    Ich hielt ein paar hundert Meter vor dem alten Friedhof an, dessen Wärter Adolphe Guiata war.
    Nach kurzer Überlegung nahm ich den vollen Reservekanister mit. Es war gut möglich, daß ich ihn gebrauchen konnte. Auf der Autostraße sah ich ab und zu Scheinwerferlicht aufleuchten. Ein paar Häuser, die zu Juan-les-Pins gehörten, waren im Mondlicht zu erkennen.
    Ich wanderte zum Friedhof. Um diese Zeit war alles still und friedlich. Ein trügerischer Friede.
    Denn ich wußte, daß sich auf dem Friedhof das Scheußlichste und Grauenhafteste abspielte, was man sich vorstellen konnte. Es war wenige Minuten vor zwei Uhr.
    In etwas mehr als zwei Stunden mußte die Morgendämmerung beginnen.
    Ich öffnete das rostige Friedhofstor. Es quietschte in den Angeln. Hoffentlich hörte er es nicht. Meine Bedenken waren unbegründet. Adolphe Guiata war in seiner Gier und Ekstase versunken, so daß er nicht einmal eine anrückende Kompanie mit Lastwagen und Geschützen gehört hätte. Er hatte seinen großen Tag - oder vielmehr seine große Nacht. Denn diesmal gab es drei Opfer auf einmal.
    Werner Schulte, Naomi Akilele und Elise Busch.
    Adolphe Guiata hatte ihre sterblichen Überreste hertransportiert. Ich schlich zwischen den Gräbern hindurch, auf den Fackelschein zu, der in der hintersten Ecke des Friedhofs leuchtete.
    Dann sah ich es, hinter einem Grabstein verborgen.
    Zwei frische Gräber waren ausgehoben. Aus einem Grab ragte der Kopf Adolphe Guiatas hervor. Seine Züge hatten den Ausdruck blasphemischer Verworfenheit und widerlichster Gier.
    Ich wußte es seit kurzer Zeit. Guiata war ein Ghoul, ein Leichenfresser, die scheußlichste Kreatur, die je zum Leben erwacht war.
    Ich trat zu dem Grab und nahm eine der sechs in die Erde gesteckten Fackeln. Der Friedhofswärter hatte sich bereits halb in ein Monstrum verwandelt. Der Oberkörper mit dem schäbigen dunklen Anzug und der blassen dämonischen Fratze erschienen auf grausige Weise makaber.
    Im Grab lag in einem offenen Sarg Elise Busch. Ich warf einen flüchtigen Blick in das andere Grab. Hier lag Naomi Akilele. Den Leichnam Werner Schuttes konnte ich nirgendwo sehen. Der Ghoul hatte ihn sicher irgendwo versteckt für später.
    Er sah mich nun, und er heulte schaurig auf.
    „Was willst du hier?" stieß er hervor. „Geh weg!"
    Er konnte nicht mehr richtig sprechen. Seine Stimme klang schmatzend und gurgelnd.
    „Ich weiß Bescheid", sagte ich. „Du hast die Leichen hierhergebracht und mit Hilfe der Tonfiguren, die du für diesen Zweck angefertigt hast, wieder zusammengesetzt. Du bist es, der all die Mädchen umgebracht hat. Gib es zu. Du hast ein Bündnis mit Beaufort und den alten Weibern aus der Villa Daimon abgeschlossen."
    „Nein", gurgelte er. „Nein, ich bin es nicht gewesen! Ich habe nur die Spuren beseitigt."
    Die Spuren, das waren die Toten.
    Guiata wollte aus dem Grab heraus, doch ich trieb ihn mit der Fackel zurück. Er gab glucksende, schmatzende Laute von sich. Er wußte, daß es ihm an den Kragen ging, und er versuchte, sich durch die Erde davonzugraben. Aber dazu ließ ich ihm keine Zeit.
    Der Ghoul wühlte mit klauenartigen Fortsätzen, die sich an seinem scheußlichen Schleimkörper bildeten. Ich öffnete den Verschluß des Kanisters und goß das Benzin über ihn. Er stieß einen fauchenden Laut aus, und eine widerliche Gestankwolke wehte zu mir empor.
    Der Ghoul hatte sich zur Hälfte eingegraben, als ich den leeren Kanister weglegte. Ich trat zurück und warf die Fackel ins offene Grab.
    Flammen loderten auf, und ein furchtbares Geheul erscholl. Fetter schwarzer Rauch stieg auf. Es stank abscheulich.
    Ungerührt beobachtete ich Adolphe Guiatas Ende. Ghoule wurden sogar von den anderen Dämonen verachtet und gehaßt.
    Das Geheul wurde schwächer, und dann war es vorbei mit dem Ghoul.
    Ich verließ den Friedhof und sah mich um, aber es kam niemand. Die ersten Häuser von Juan-lesPins waren immerhin gut zwei Kilometer entfernt. Als ich um den Friedhof herumging, fand ich einen klapprigen alten Lastwagen. Sicher hatte Guiata ihn zum Leichentransport benutzt.
    Dann kehrte ich zu den Gräbern zurück. Ich schloß den Sarg, in dem Naomi Akilele lag, und schaufelte ihr Grab zu. Was ich im Grab Elise Buschs zu sehen bekam, war nicht schön. Ich entfernte die rauchenden Überreste des Ghouls mit Schaufel und Spaten. Elise sollte ihr Grab nicht mit diesem Ungeheuer teilen müssen.
    Guiata hatte die Grabwerkzeuge bei dem Erdhügel neben einem der
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