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0649 - Killer-Vampire

0649 - Killer-Vampire

Titel: 0649 - Killer-Vampire
Autoren: Claudia Kern
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er zu Diego und überredete ihn dazu, sie ihm vorzustellen. Der Spanier stimmte lächelnd zu.
    Sie nannte sich Christine La Belle, aber ihr wahrer Name war Leigh Morrison, und sie stammte aus Idaho. Wie fast alle jungen Schauspielerinnen war sie nach Los Angeles gekommen, um beim Film zu arbeiten, war jedoch am Theater gelandet.
    Fast ein Jahr lang traf sich Fu Long mit Leigh und verschaffte ihr schließlich sogar eine Filmrolle. Sie sahen sich fast regelmäßig einmal pro Woche, aber nach einer Weile stellte der Chinese überrascht fest, daß er keine sexuellen Interessen hatte und auch nicht wünschte, sie zu beißen. Leigh war für ihn wie eine Tochter, der er all sein Wissen über Kunst vermitteln konnte und die für diese Lehrstunden sogar dankbar war.
    Eines Tages hatte er sich ihr als das zu erkennen gegeben, was er war. Ihre Reaktion überraschte ihn auch heute noch, wenn er daran zurückdachte. Sie hatte den Kopf in den Nacken geworfen, gelacht und ihn gefragt, wie sie ebenfalls zum Vampir werden könne. Fu Long hielt die Frage anfangs für einen Scherz, aber Leigh kam immer wieder darauf zurück. Sie löcherte ihn förmlich mit Fragen über Vampire und notierte seine Antworten. Mit jedem Treffen wurden ihre Bitten dringlicher. Sie wollte nicht altern wie ihre Kolleginnen, die irgendwann keine Rollen mehr angeboten bekamen. Niemand wollte ehemalige Schönheiten, deren Haut nicht mehr glatt genug war und deren Altersfalten kaum noch überschminkt werden konnten, auf der Leinwand sehen. Leigh wollte ewig leben und ewig schön sein.
    Fu Long wußte, daß Don Diego und die anderen Familien es niemals zulassen würden, wenn er sie zu einem Mitglied seiner Dynastie machte. Sie war immerhin eine Schauspielerin und hatte ein Gesicht, das viele Menschen kannten. Sie konnte nicht einfach verschwinden.
    Trotzdem tat er es. Er machte Leigh zu einer Vampirin.
    Und verstieß damit ein zweites Mal in seinem Leben gegen ein Gesetz.
    Hätte er damals gewußt, welche Kette unglücklicher Ereignisse er damit auslösen würde, hätte er sie eher getötet, als sie zu einer seiner Art zu machen. Seine einzige Entschuldigung war, daß er niemals hätte erahnen können, wie ungeeignet Leigh für die Existenz eines Vampirs war.
    »Sir«, unterbrach ihn die leise Stimme des Butlers. »Don Diego ist jetzt bereit, Sie zu empfangen.«
    Fu Long nickte dankend und erhob sich aus dem weichen Ledersessel, in dem er gewartet hatte.
    Die Zeit war gekommen, dem Oberhaupt der fünf Familien alles zu erzählen.
    Und dafür zu sterben.
    ***
    »Hier ist es«, sagte Nugget mißmutig und stoppte den Wagen. Fast eine Stunde lang waren sie gefahren, und die Frau hinter ihm hatte kein Wort gesagt. Nur einmal, als sein Handy klingelte, hatte sie reagiert. Auf ihre Anweisung hin, hatte Nugget das Fenster herunterkurbeln und das Telefon auf den Freeway werfen müssen. Es hatte über achthundert Dollar gekostet. Trotzdem hatte er es noch nicht einmal gewagt, sich zu beschweren. Der Druck des Pistolenlaufs in seinem Genick war Drohung genug.
    »Fernlicht an«, befahl Nicole.
    Der Mexikaner gehorchte und schaltete die starken Scheinwerfer ein. In ihrem weißen Licht sah Nicole ein umzäuntes, asphaltiertes Gelände, auf dem eine große Halle und einige Containerbüros standen. Selbst bei dieser Beleuchtung konnte sie erkennen, daß das Gelände einen verlassenen und halb verfallenen Eindruck machte. Vermutlich hatte nur der hohe Zaun mit seinen Stacheldrahtrollen Plünderer und Vandalen abgehalten.
    »Das ist ein Scherz, oder?« fragte sie mißtrauisch.
    Nugget schüttelte den Kopf. »Nein, hier sollte ich hinkommen. Das hat mir Eric genau beschrieben. Die alten Bloodshed Studios, das hat er gesagt.«
    »Die alten was?«
    »Sag bloß, du kennst die Filme nicht, die von den Bloodshed Studios gemacht wurden!« sagte der Bandenchef erregt und schien in seiner Begeisterung für einen Moment sogar die Pistole in seinem Nacken zu vergessen.
    »Massaker am Schlangenfluß, Vietnam Warrior eins bis sechs, Cyborg Karate Killer, Friß seinen Staub -Mann, der war geil und…«
    »Schon gut«, unterbrach Nicole ihn in seiner Aufzählung filmischer Meisterwerke, »ich glaube, ich habe verstanden, was hier gedreht wurde. Hat dir dein Freund auch verraten, wie du auf das Gelände kommst?«
    Nuggets Begeisterung sank direkt wieder. »Nein, hat er nicht. Ich dachte, er würde uns hier abholen.«
    Nicole seufzte. Die Situation behagte ihr nicht. Sie glaubte zwar nicht, daß
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