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0645 - Das Teufels-Denkmal

0645 - Das Teufels-Denkmal

Titel: 0645 - Das Teufels-Denkmal
Autoren: Jason Dark
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Leute nehmen keine Rücksicht, Harry.« Ich sprach sehr intensiv und direkt. »Ob sie hier Leichen hinterlassen oder nicht, das spielt keine Rolle.«
    »Dann sind wir also gezwungen, die Fahrt mitzumachen. Sogar bis nach Budapest?«
    »Davon gehen wir aus.«
    Der Kommissar lächelte erleichtert. »Nur gut, dass ich mich mit den Behörden in Verbindung gesetzt habe. Wir werden an den Grenzen keinen Ärger bekommen.«
    »Das war sehr weise«, lobte ich ihn.
    »Manchmal habe auch ich eine Idee.« Er strich über sein Gesicht. »Dann können wir nur noch warten?«
    »Richtig.«
    »Das kriege ich nicht in meinen Schädel. Wissen Sie, was ich mich frage?«
    »Nein.«
    »Ich frage mich, was die Kerle in Budapest oder wo immer sie auch hinwollen, zu suchen haben.«
    »Das würde uns auch interessieren.«
    »Wir können uns demnach auf eine langweilige und lange Reise gefasst machen!«, resümierte der Kommissar. »Die ich allerdings nicht nur im Stehen verbringen will.«
    »Wir auch nicht.«
    Zu dritt gingen wir weiter vor. Im vierten Wagen hockten wir uns nieder. Schweigend, dumpf brütend, aber immer mit der Gewissheit, dass etwas passieren konnte.
    Es ging alles glatt.
    Die Grenzer waren freundlich. Wir rollten in die CSFR hinein, ein Land, das es ebenfalls geschafft hatte, sich von der Knechtschaft des Kommunismus zu befreien.
    Schon bald umschwirrten uns fremde Sprachfetzen. Das Publikum hatte gewechselt, aber unsere beiden »Freunde« waren auf keinem Bahnsteig ausgestiegen. Nicht einmal, um sich die Füße zu vertreten.
    Durch die Tschechei rollten wir auch dem Abend entgegen. Allmählich wurde es langweilig. Wir warteten auf die ungarische Grenze. Wieder waren die Grenzer freundlich. Einer ging sogar und schaute nach van Akkeren und Hoffmann.
    Beide saßen wie Stöcke, so steif.
    Als der Zug wieder anrollte, stand ich auf und reckte mich. »Dann werden sie wohl doch durchfahren bis Budapest.«
    »Bestimmt.«
    »Ich gehe mal eben für Königstiger«, nahm ich einen alten Witz auf. »Bis gleich.«
    »Ja, mach für mich mit.«
    »Wehe, du musst nicht!«, drohte ich Suko.
    Er winkte nur ab und unterhielt sich flüsternd mit den neuen Bekannten. Uns gegenüber hockten zwei ältere Frauen, die Kopftücher umgebunden hatten. Sie beobachteten uns genau, manchmal grinsten sie.
    Ich musste warten, denn es war besetzt. Den Zug verspürte ich, als die Tür geöffnet wurde. Ich drehte mich um und bekam große Augen.
    Sie war höchstens fünfundzwanzig, ein Klasseweib. Schwarzhaarig, mit feurigen Augen, sehr elegant angezogen in ihrem Leinenanzug mit dem seegrünen Top darunter. Der Ausschnitt hatte leichte Wellen geworfen und gönnte uns einen Blick. Eine teure Ledertasche hing lässig über ihrer Schulter, und in die dunkle Flut von Haaren war ein gelbbuntes Kopftuch gebunden.
    Sie sprach mich auf Ungarisch an.
    Ich hob nur die Schultern, versuchte es mit Deutsch, was sie nicht verstand. »Do you speak english?«, fragte ich. »Yes, yes.«
    Sie wollte wissen, wann wir in Budapest eintrafen. Die genaue Zeit wusste ich auch nicht.
    »Schade.« Dann warf sie die Haare zurück und lachte dabei. »Ich war lange nicht mehr hier, wenn Sie verstehen. Habe zwei Monate im Ausland gearbeitet.«
    »Wo dort?«
    »Frankreich - Paris.« Ihre Augen nahmen einen nahezu drogensüchtigen Glanz an. »Es war wunderbar. Jetzt muss ich warten, bis der nächste Auftrag kommt.«
    »Auftrag?«, nahm ich den Faden auf.
    »Ja, ich bin Model.«
    »Das lässt sich hören.«
    Sie winkte ab. »Nur keine falschen Vorstellungen, Mister. Es ist eine verdammt harte Arbeit.«
    »Glaube ich auch. Rock aus, Rock an. BH aus…«
    Sie lehnte sich gegen die Wand, zwischen zwei Fenster. Die Tasche stellte sie ab. Wahrscheinlich war sie froh, einen Gesprächspartner gefunden zu haben. Aus einem Etui holte sie eine lange Zigarette mit weißem Mundstück, schob das Ende zwischen die blass geschminkten Lippen und nickte mir zu. »Wenn Sie Engländer sind, kennen Sie zufällig London?«
    Ich gab ihr Feuer und antwortete über die Flamme hinweg. »Ich stamme aus dieser Stadt.«
    »Oh, das ist gut.«
    »Warum?«
    »Weil ich es bisher noch nicht geschafft habe, nach London zu kommen. Wir machen die Aufnahmen meistens in Frankreich, aber auch mehr im Süden. Mallorca, Ibiza, wenn Sie verstehen.«
    »Klar, da ist mehr Sonne.«
    »Eben. Dabei mag ich London. Diese Stadt hat Geschichte…«
    »Und Nebel.«
    »Der lässt sich doch aushalten.« Sie lächelte, während ich einen Schlag
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