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0642 - Voodoo-Man

0642 - Voodoo-Man

Titel: 0642 - Voodoo-Man
Autoren: Claudia Kern
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den Schultern. »Nicht lange, vielleicht eine Viertelstunde. Was haben Sie vor?«
    Nicole dachte einen Moment nach. Sie hatten William versprochen, seine Schwester und ihr Kind zu schützen. Vincent war nicht in Gefahr, im Moment zumindest. Marie hingegen schwebte in höchster Lebensgefahr, wenn sie die Situation richtig einschätzte.
    »Ich versuche sie einzuholen«, entschied sie sich. »Wo ist der Geheimgang?«
    Ungeduldig ließ sie sich von Cathal bis in den geheimen Kellerraum führen, der in dem schmalen Gang mündete.
    Dort faßte sie Cathal eindringlich an den Schultern. »Sie gehen jetzt nach oben, holen das Kind und schließen sich mit ihm hier unten im Keller ein. Sie bleiben so lange hier, bis ich zu Ihnen komme und sage, daß Sie wieder herauskommen können. Okay?«
    Cathal nickte. Nicole bemerkte, daß ihr der Ernst der Lage anscheinend erst jetzt bewußt wurde.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Es kommt schon alles wieder in Ordnung«, fügte Nicole hinzu, um sie zu beruhigen.
    Cathal reagierte nicht. Sie schaute stumm zu, wie Nicole den Gang hinunterlief und hinter einer Biegung verschwand.
    In Gedanken war sie bei Bey.
    Der rannte derweil keuchend durch den dichten Dschungel. Tief hängende Äste und aus dem Boden ragende Wurzeln behinderten seinen Weg und brachten ihn immer wieder ins Stolpern. Er hatte sich entschlossen, einen großen Bogen zu schlagen, um möglicherweise auftauchenden Zombies weiträumig aus dem Weg zu gehen. Das bereute er jetzt. Die Strecke wäre auch so mühsam genug gewesen - und er hatte sie noch verlängert!
    Andererseits wollte er kein unnötiges Risiko eingehen. Marie hatte so eindringlich auf ihn eingeredet, als ginge es um jede Sekunde, als wäre sein Beitrag der, von dem alles abhängen würde.
    Mit Erschrecken bemerkte er, daß die Dämmerung einsetzte. Hier auf der Insel waren die Übergänge zwischen Tag und Nacht nur kurz. Schon bald würde es im Dschungel so dunkel sein, daß er nicht einmal die Hand vor Augen sehen würde. Bey spornte sich noch einmal an und holte die letztén Kraftreserven aus sich heraus. Jetzt lief er ein Rennen gegen die Nacht, das er gewinnen mußte.
    Das er aber nicht gewinnen würde.
    Das begriff Bey in dem Moment, als er eine kalte Hand an seiner Schulter spürte. Er wurde herumgerissen, verlor das Gleichgewicht und fiel gegen einen Baumstamm.
    Über sich sah er die entstellte Fratze eines Untoten.
    Bey hob die Arme, um sich zu schützen. Dann prasselten die Schläge auch schon auf ihn nieder.
    ***
    Die kleine Gruppe blieb vor dem Höhlenlabyrinth stehen. Sie hatten ihre Fackeln angezündet und hielten verkrampft die Benzinkanister fest.
    »Wo ist Bey?« flüsterte Oliver Marie zu.
    Sie ignorierte ihn und trat vor.
    »Sinistre«, rief sie laut und war überrascht, wie fest ihre Stimme klang. »Komm 'raus, Sinistre!«
    Es gab keine Reaktion aus dem Inneren der Höhle. Maries Mitstreiter sahen sich verunsichert an. Die Situation war irgendwie bizarr, fast wie in einem Film. Ebenso absurd wie - alptraumhaft! Aber zugleich auch erschreckend real: sie alle waren leibhaftiger Teil dieses Alptraums!
    »Sinistre!« probierte Marie es noch einmal. »Wir wollen mit dir reden. Komm 'raus!«
    Wb bleibt Bey? dachte sie nervös. Mittlerweile hätte er die Fässer längst erreicht haben müssen.
    Oliver trat zu Marie. »Wenn das Schwein nicht 'rauskommen will, gehen wir eben 'rein«, raunte er ihr zu.
    »Zu gefährlich«, flüsterte sie zurück. »Wer weiß, was da drinnen auf uns wartet.«
    Abgesehen von den Bomben, die gleich hoffentlich explodieren und die Höhle verschütten werden, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Blödsinn«, antwortete Oliver. »Wie mächtig kann er denn sein, wenn er sich in seiner Höhle versteckt? Ich sage, wir gehen rein.«
    Marie schüttelte den Kopf. »Nein, wir warten. Wenn…«
    Im gleichen Moment brach die Hölle los.
    ***
    Le Roi Sinistre hörte Maries Rufe. Er dachte nicht daran, sich den Aufrührern zu stellen und zu riskieren, daß jemand ihm in den Kopf schoß oder eine Benzinbombe auf ihn warf. Ein persönlicher Auftritt hätte vielleicht vor seinen Anhängern besser ausgesehen, aber die würden nach dem Machtbeweis, den er ihnen gleich liefern würde, ohnehin nie wieder an Aufstand oder Flucht denken.
    Außerdem forderten die Kräfte, die er in den letzten Stunden hatte aufbringen müssen, ihren Tribut. Der dunkle König begann zu verwesen. Und das war ein Anblick, den er seinen Anhängern nicht unbedingt zeigen
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