Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0641 - Geisterbahn

0641 - Geisterbahn

Titel: 0641 - Geisterbahn
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
eine bestimmte Stelle überrollte, langsam wurde und in eine Mulde hineinfuhr, die mit Gebeinen und Totenschädeln ausgefüllt war. Beides bewegte sich. Die Schädel rollten wie Fußbälle umher. Die Gebeine tanzten mal flach, mal hochkant, und ein grünlicher Schimmer überdeckte sie wie ein blasser Farbstreifen.
    Über die Gerippe schwebte ich hinweg, rechnete damit, weiter geradeaus zu fahren, als ich den Ruck mitbekam, der durch meinen kleinen Wagen glitt.
    Von nun an ging es wieder hoch.
    Logisch, denn diese Geisterbahn bestand ja aus einer Berg- und Talfahrt.
    Ich wurde zurückgedrückt und schaute nach oben. Die Geschwindigkeit nahm wieder zu, sodass ich den Eindruck hatte, im nächsten Augenblick abheben zu müssen und irgendwo in die lichtlose Schwärze katapultiert zu werden.
    Die Dunkelheit blieb nicht. Jedenfalls verschwand sie am Ende der schiefen Ebene, denn dort oben erwartete mich eine grauenerregende und furchtbare Gestalt.
    Sie war in Schwarz gekleidet, aber ihr Gesicht sah rot aus. Und zwar deshalb, weil sich auf der Haut zahlreiche Blutstropfen verteilten, so dicht zusammenlagen, dass es mir vorkam, als hätte jemand darüber gepinselt.
    Ich aber kannte diese Figur.
    Sie war die erste der innerhalb der Bahn verteilten Prototypen, und sie war mit einem Schwert bewaffnet.
    Das hatte mir auch Tina Averno erzählt. Hier war ihr Freund Linc erwischt worden. Die Klinge hatte die Wunde hinterlassen, aus der diese fürchterlichen Würmer hervorgekommen waren.
    Ich war gewarnt!
    Schon als kleine Puppe hatte sie schrecklich ausgesehen, als menschengroße Figur jedoch und das innerhalb dieser Umgebung konnte man sie nur als grauenhaft bezeichnen.
    Obwohl ich in der Nähe kein Licht wahrnahm, schimmerte die Klinge heller. Sie kam mir vor wie ein schmaler Spiegel, der schräg in die Luft ragte.
    Die Gestalt war bereit, ihre Waffe auf den Ankömmling niedersausen zu lassen.
    Ich ging davon aus, dass sie es nicht bei jedem Besucher tat. Da suchte sie sich, aus welchen Gründen auch immer, die Fahrgäste aus. Mich würde sie bestimmt versuchen zu köpfen oder zumindest zu verletzen, und so richtete ich mich darauf ein.
    Zeit lassen konnte ich mir nicht, denn der Wagen fuhr nicht gerade langsam. Er glitt sogar ziemlich schnell auf die Gestalt zu, die auf mich mit schlagbereiter Klinge wartete.
    Ich zog die Beretta.
    Vor mir wuchs das Monstrum mit dem Blutgesicht hoch. Nur auf sein Gesicht fiel ein schmaler Lichtkegel, farbneutral, damit das Blut gut zu sehen war.
    Wie weit ich von ihr entfernt war, konnte ich nur schätzen, aber sie bewegte plötzlich ihren Arm.
    Ein kurzer Ruck nur, von den meisten Fahrgästen wurde er wahrscheinlich übersehen, für mich war es eine Warnung.
    Wieder gewann der Wagen an Tempo, er flog förmlich auf die Gestalt zu. Ich zielte und schoss!
    Ein Volltreffer. Ob Zufall oder nicht, jedenfalls konnte ich mich darüber freuen, denn ich hatte genau den widerlichen Blutschädel getroffen, der durch die Wucht des geweihten Silbergeschosses vor meinen Augen auseinander gerissen wurde.
    Er platzte weg. Die Einzelteile flogen davon, aber der Arm mit dem Schwert raste trotzdem nach unten.
    Der hätte mich bei normalen Verhältnissen geteilt oder den Kopf gespalten. So aber wurde die Gestalt durch den Kugeleinschlag heftig zur Seite geschleudert. Die Klinge pfiff an mir vorbei.
    Ein lautes Geräusch, als wäre eine Sturmbö an meinem linken Ohr vorbeigerast.
    Dann war ich vorbei, und die lebende, durch Magie gelenkte Figur nur noch Erinnerung.
    Glück gehabt…
    Der Fahrtwind trocknete meinen Schweiß. Ich fühlte mich trotzdem besser, denn einen kleinen Erfolg hatte ich schließlich erreichen können. Jetzt war ich gespannt, wie es weiterging.
    Noch befand ich mich auf der Höhe. Eingepackt in die tintige Schwärze, die allerdings von ungewöhnlichen Lauten durchweht wurde. Ein geheimnisvolles Raunen und Wispern, ein fernes Singen, das wie der Wind an meine Ohren säuselte.
    Rechts und links der Schiene wuchsen die geisterhaften Gestalten in die Höhe.
    Diesmal nicht schrecklich, sie entstammten mehr einem fernen Märchenreich.
    Unwillkürlich wurde ich an Aibon erinnert, als ich die Feen, die Elfen, die hässlichen Trolle und Zwerge sah, wobei sich einer eine Elfe geschnappt hatte und sie regelrecht auffraß.
    Dann waren die Bilder verschwunden. Vielleicht klangen sie noch in der Erinnerung nach, doch auch die wurde sehr schnell zerfetzt, als der Wagen in eine Linkskurve schwenkte und von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher