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0640 - Das Blut-Rätsel

0640 - Das Blut-Rätsel

Titel: 0640 - Das Blut-Rätsel
Autoren: Jason Dark
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will Sie einladen.«
    Gelassen lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. »Wie nett. Nur gehöre ich zu den Menschen, die genau überlegen, bevor sie eine Einladung annehmen.«
    »Meine Einladung werden Sie schon annehmen.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Es ist eine Beerdigung.«
    »Ach ja?« Ich wollte etwas Zeit gewinnen und fing Sukos bedeutungsvollen Blick ein.
    »Sind Sie noch dran, Sinclair?«
    »Das bin ich in der Tat. Ich denke gerade darüber nach, dass ich keine Beerdigungen mag.«
    »Haben Sie mir nicht versprochen, etwas auf das Grab zu stellen, Geisterjäger?«
    »Ihnen?« Ich spürte den leichten Schauer. »Wir kennen uns nicht. Was sollte ich Ihnen versprochen haben?«
    »Etwas auf mein Grab zu stellen, Sinclair. Sie haben es mir versprochen, denken Sie daran.«
    »Sorry, es fällt mir schwer.« Ich lachte. »Klar, ich erinnere mich, aber das war Cynthia Manson, der ich es versprochen habe. Nicht Ihnen.«
    »Nein, mir.«
    »Cynthia Manson ist tot. Ich aber spreche mit einer lebenden Person, nehme ich doch an.«
    »Vielleicht haben Sie sich geirrt.«
    »Dann sind Sie Cynthia Manson?« Mein Lachen klang spöttisch. »Schwer vorstellbar, wirklich, sehr schwer vorstellbar. Außerdem klang die Stimme der Cynthia Manson…«
    »Reden Sie nicht zu lange, Sinclair. Ich will, dass Sie zu meiner Beerdigung kommen, und bringen Sie den Schädel mit. Außerdem denken Sie immer an das Sprichwort. Ich werde bleiben.«
    »Nur an meiner Seite, wenn ich Ihnen das Leben gerettet hätte. Das ist mir nicht gelungen.«
    »Richmond«, sagte sie. »Nahe des Kew Observatory. Dorthin werden Sie gehen, Sinclair. Da erwarte ich Sie. Auf dem alten Friedhof wird die Beerdigung stattfinden.«
    »Wann?«
    »Kommen Sie am frühen Abend. Ich will keine genaue Zeit festsetzen. Schauen Sie sich selbst um, Geisterjäger.« Nach diesen Worten unterbrach sie die Verbindung.
    Ich schaute den Hörer für eine Weile an, bevor ich ihn zurück auf den Apparat legte und Sukos knappen Kommentar hörte. »Na, dann fahr mal hin, Alter.«
    »Allein?«
    »Von mir hat niemand gesprochen.« Suko legte seine Hände um den Nacken und gönnte mir ein breites Grinsen. »Obwohl ich schon verstehen kann, dass du mich dabei haben willst. Schließlich bin ich der Mann, der auf dich Acht geben könnte.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wo du Recht hast, hast du Recht. Als Babysitter taugst du.«
    »Natürlich bleibe ich im Hintergrund.«
    »Aber sicher doch.«
    Wir wurden wieder ernst. Das heißt, Suko machte den Anfang. »Hast du die Stimme nicht erkannt?«
    »Nein, sie klang völlig neutral. Du hast es selbst durch die Muschel mitbekommen. In dem Landhaus hat sie sich anders angehört. Hier aber hätte ebenso gut eine Frau oder ein Mann sprechen können.«
    »Dabei war es eine Tote.«
    Ich verzog die Mundwinkel. »Soll ich das glauben, Suko? Hat mich tatsächlich eine Tote angerufen?«
    »Wer sonst?«
    »Im Allgemeinen können Tote nicht reden.«
    »Du hättest dich eben überzeugen sollen, dass sie…«
    Da ich wusste, was Suko sagen würde, unterbrach ich meinen Freund. »Alter, ich habe mich überzeugt. Die Frau war tot. So tot, wie man nur sein kann.«
    »Anscheinend doch nicht. Wer hat sie denn weggeschafft? Wer war da? Wer waren ihre Helfer?«
    »Keine Ahnung.«
    »Jedenfalls würde ich mir an deiner Stelle leicht verarscht vorkommen.«
    »So ungefähr.«
    Suko schaute auf die Uhr. »Sollen wir was essen gehen? Menü à la Kantine? Wäre mal was.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sorry, aber ich muss mich auf den heutigen Abend vorbereiten und fahre nach Hause.«
    »Wo treffen wir uns?«
    »Du kennst Richmond?«
    »Ja, östlich von London. Oder an der Stadtgrenze.«
    »Das Observatorium ist auch nicht zu übersehen. In seiner Nähe wirst du den Friedhof finden.«
    Suko nickte. »Ich bin dabei. Wann?«
    »Gegen zwanzig Uhr.«
    »Okay, aber du bist früher dort?«
    »Wahrscheinlich.«
    Mein Freund hob die Hand zum Gruß, als ich auf die Tür zuschritt. »Dann sehen wir uns später.«
    Schon jetzt graute mir davor, wieder durch den Londoner Mittagsverkehr zu fahren.
    Die Sonne war blasser geworden, stach aber noch immer mit ihren Strahlen auf London nieder.
    Über den Straßen flimmerte die Luft. Die Gesichter der Menschen zeigten an diesem Tag wahrlich keine vor- oder frühsommerliche Fröhlichkeit. Sie sahen ziemlich verbissen aus. Die Hitze machte wohl allen zu schaffen.
    Auch mir, doch meine Gedanken drehten sich noch immer um den Anruf einer Toten.
    Ich
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