Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0640 - Das Blut-Rätsel

0640 - Das Blut-Rätsel

Titel: 0640 - Das Blut-Rätsel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte in meiner Laufbahn schon einiges erlebt, sodass mich selten etwas erschüttern konnte. War es tatsächlich die Frau gewesen, die tot auf ihrem Stuhl gehockt hatte?
    Ich konnte es einfach nicht glauben. Meiner Ansicht nach steckte etwas anderes dahinter. Und wer hatte sie aus dem Landhaus geschafft? Welche Helfer hatte sie?
    Ich schielte auf den Schädel. Er stand vor dem Beifahrersitz. Wenn ich ins Haus ging, wollte ich ihn in einer Tragetasche verschwinden lassen. Es sah nicht unbedingt gut aus, wenn mir jemand entgegen kam und sah, dass ich einen Totenschädel trug.
    In der Tiefgarage war ich zwar nicht allein, aber niemand von den Leuten geriet in meine Nähe. Sie bekamen nicht mit, wie ich den Schädel verstaute.
    Was anschließend passierte, konnte ich nur als einen glücklichen Zufall bezeichnen. Bevor ich den Lift erreichte, öffnete sich die Tür, und der Hausmeister betrat die Garage. In der rechten Hand trug er eine Werkzeugkiste.
    Als er mich entdeckte, blieb er stehen, als hätte ich etwas Schlimmes an mir. So überrascht schaute er mich an.
    »Was ist?«
    »Mr. Sinclair. Sie sind ja hier.«
    »Sicher, es ist selten um diese Zeit.«
    »Das hätte ich wissen müssen.« Sein Gesicht nahm einen ärgerlichen Ausdruck an.
    »Was, bitte, hätten Sie wissen müssen?«
    Er hob die Schultern. »Nun ja, dann hätte ich der Frau gesagt, dass Sie kommen. Es ist noch nicht so lange her, dass Sie nach Ihnen gefragt hat. Wirklich nicht.«
    »Welche Frau denn?«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Aber Sie können die Person beschreiben.«
    »Klar, das werde ich versuchen.«
    In den folgenden Sekunden erhielt ich eine exakte Beschreibung, die mich blass werden ließ. Denn die Frau, die mir einen Besuch hatte abstatten wollen, war die tote Cynthia Manson gewesen…
    ***
    Der Hausmeister merkte mir die Überraschung an. Sorgenvoll klang seine Frage. »Ist Ihnen nicht gut, Mr. Sinclair?«
    »Doch, doch, alles okay. Ich bin nur überrascht. Ich habe mit dem Besuch nicht gerechnet.«
    Er atmete hörbar auf. »Und ich dachte schon, dass ich etwas Falsches gesagt habe.«
    »Nein, das haben Sie nicht. Ich bin Ihnen sogar sehr dankbar, Mister.«
    »Nun ja, ich - Sie entschuldigen mich. Ich muss hier nach einer Leitung schauen.«
    Er wollte an mir vorbei. Ich tippte ihn an, da blieb er stehen. »Noch eine Frage. Hat die Frau eventuell gesagt, wann sie wiederkommen will? Oder ob sie überhaupt zurückkehrt?«
    »Nein, Sir. Wie käme sie dazu, ausgerechnet mich darüber zu informieren? Das ist ihre Privatsache.«
    »Möglich. Haben Sie die Person weggehen sehen?«
    »Darauf konnte ich nicht achten. Ich hatte einfach zu viel um die Ohren.«
    »Schon gut, danke.« Sehr nachdenklich stieg ich in den Lift und fuhr nach oben.
    Hatte mich tatsächlich eine Tote besucht? War sie als lebende Leiche gekommen? Oder bildete ich mir das alles nur ein? Es konnte auch eine andere Erklärung geben, die mir allerdings nicht einfiel.
    Sehr komisch war das alles.
    Der lange Flur war leer, dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Da hielt mich jemand unter seiner Kontrolle.
    Nachdenklich ging ich auf die Wohnungstür zu, schloss auf und drückte zunächst einmal die Tür nach innen. Sie fand keinen Widerstand, die Wand einmal ausgenommen. Es hielt sich niemand im toten Winkel verborgen.
    Ich trat über die Schwelle, in der rechten Hand die Einkaufstüte mit dem ungewöhnlichen Inhalt.
    Warm und still war es. Nur meine Schritte waren zu hören.
    Die Tüte stellte ich auf den Wohnzimmertisch, schaute in den anderen Räumen nach, fand sie leer und entdeckte auch keine Spuren eines unangemeldeten Besuchs.
    Achselzuckend ging ich wieder zurück. Die Tüte auf dem Tisch gefiel mir nicht. Ich holte den Schädel hervor, ließ ihn wie eine Blumenvase stehen und faltete die Tüte zusammen.
    In der Küche fand sie ihren Platz.
    Als ich zurückkehrte und noch in der offenen Tür stand, vernahm ich die Frauenstimme.
    »Jetzt sind wir unter uns, John Sinclair!«
    Abrupt blieb ich stehen, suchte die Sprecherin, aber die war nicht da. Dennoch hatte jemand geredet.
    Und zwar der Totenschädel!
    ***
    Obwohl sich in meinem Mund Speichel sammelte, war mein Hals trocken geworden. Ich strich mir über die Stirn, zwinkerte mit den Augen, schalt mich selbst einen Narren, lauschte dem Klang nach und fixierte den weißen Totenkopf.
    Bewegte sich dort etwas? Vielleicht die Stellen, an denen sich einmal die Lippen befunden hatten?
    Es war nichts zu sehen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher