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0631 - Eine Handvoll Monster

0631 - Eine Handvoll Monster

Titel: 0631 - Eine Handvoll Monster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Einschußlöcher verunzierten den Körper. Ein grünliches Sekret sickerte daraus hervor. Drachenblut?
    Als Calderone sicher war, daß ihm von dem erlegten Ungeheuer keine Gefahr mehr drohte, steckte er die großkalibrige Waffe wieder ein. Er grinste unfroh. »Als Großwildjäger könnte ich sicher eine glänzende Karriere machen«, brummte er. »Der olle Siegfried von Xanten hat dafür noch ein Schwert gebraucht und sich selbst in Lebensgefahr bringen zu müssen… mal sehen, ob das Drachenblut mich auch unverwundbar macht.«
    Natürlich glaubte er selbst nicht daran. Es war eine Sage, mehr nicht. Und dieses geflügelte Biest war natürlich kein echter Drache, sondern allenfalls ein dämonisches Wesen, oder vielleicht eine Mutation.
    Calderone schnupperte. Das grüne Sekret besaß scheinbar keinen Eigengeruch. Nicht jenen typischen Blutgeruch, den Calderone von Menschen und Tieren kannte.
    Vorsichtig berührte er die Substanz mit einer Fingerkuppe. Nichts weiter geschah.
    Aber er fühlte etwas anderes.
    Sein Schatten fertigte Kopien an.
    Eine bessere Bezeichnung dafür fand Calderone nicht.
    Der Schatten des Lucifuge Rofocale tat etwas, saugte irgendwie eine Art Matrix des erlegten Ungeheuers in sich auf.
    Warum? Was bedeutete das?
    Calderone stöhnte auf.
    Er wollte die Kontrolle behalten!
    Er wollte nicht, daß das Dämonische in ihm ohne seine Zustimmung aktiv wurde!
    Aber wie konnte er es unter seine Kontrolle bringen?
    Er sah noch keine Möglichkeit. Deshalb wehrte er sich gegen die Aktivität seines Schattens. Aber es war alles schneller vorbei, als er dachte. Von einem Moment zum anderen normalisierte die Situation sich wieder.
    Etwas in ihm raunte ihm zu, daß es richtig und wichtig war, was sich eben abgespielt hatte. Und daß er nun über etwas verfügte, von dem er sich niemals hätte träumen lassen.
    Langsam richtete er sich wieder auf.
    Trat von dem Drachen zurück.
    Für kurze Zeit verspürte er eine merkwürdige Form von Rachsucht in sich, aber er konnte nicht einmal andeutungsweise sagen, wogegen diese Rachsucht sich wandte. Es mußte etwas sein, das er nicht kannte.
    Aber schon war es wieder vorbei.
    Negative Kräfte arbeiteten in ihm.
    Er registrierte es irgendwie; es erschien ihm, als bewege er sich in einem Alptraum. Aber dann war auch das wieder vorbei.
    Er nahm nicht wahr, daß der dunkle Fleck auf seiner Stirn zu wandern begann und sich zurückzog ins Innere seines Körpers.
    Langsam entfernte sich der Mann in der dunklen Kleidung über die Wildwiese von dem erlegten Monstrum. Mochten sich andere darum kümmern. Wer auch immer dieses Ungeheuer fand, Mensch oder Tier…
    Calderone verfolgte wieder seinen ursprünglichen Plan.
    ***
    Fooly wartete ab, bis er die Nähe des anderen nicht mehr spüren konnte. Dann öffnete er vorsichtig die großen Augen.
    Der Mensch, der über eine dämonische Aura verfügte, war wieder gegangen.
    Warum er auf den Jungdrachen geschossen hatte, vermochte dieser nicht zu sagen.
    Fooly wußte nicht einmal mit Sicherheit, mit wem er es zu tun hatte. Der vage optische Eindruck hatte ihm einen Mann gezeigt, auf den die Beschreibung von Rico Calderone paßte. Aber ganz sicher war der Drache nicht, weil er wußte, daß Calderone ein Mensch war. Er aber hatte einen Dämon gefühlt.
    Und natürlich hatte er den Mann nicht genau betrachten können.
    Es war wichtiger gewesen, sich totzustellen, als er aus der Bewußtlosigkeit wieder erwachte und feststellte, daß er dem Menschen, dem Mörder, hilflos ausgeliefert war.
    Die Geschosse waren nicht tödlich. So einfach war es nicht, einen Drachen zu töten. Aber die Verletzungen schmerzten und würden eine Weile brauchen, um auszuheilen. In der Zwischenzeit mußte Fooly sehr vorsichtig sein, wenn er sich bewegte, damit er die Wunden nicht immer wieder neu aufriß. Außerdem steckten die Geschosse noch in seinem Körper.
    Vielleicht würde er Hilfe benötigen. Wahrscheinlich sogar.
    Langsam versuchte er sich aufzurichten.
    Er war erstaunt, wie leicht es ihm gelang. Und dann sah er sich immer noch auf dem Boden liegen, mitten im Gras nur ein paar Dutzend Meter von seinem Freund, dem Baum, entfernt.
    Das konnte doch nicht sein!
    Niemand konnte zugleich aufrecht stehen und am Boden liegen.
    Bin ich tot? fragte der Drache sich entsetzt. Ist es so, wenn man tot ist? Sieht man dann als Geist seinen Körper von sich getrennt irgendwo liegen?
    Er streckte eine Hand aus, versuchte den Körper zu berühren. Es gelang ihm nicht. Seine Hand
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