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0631 - Eine Handvoll Monster

0631 - Eine Handvoll Monster

Titel: 0631 - Eine Handvoll Monster
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verhindern können.
    Er sah den Wagen mit den beiden Frauen davonrollen.
    Unwillkürlich hielt er den Atem an.
    Es war erst ein paar Tage her, daß eine solche Ausfahrt beinahe zur Katastrophe geführt hätte. Unten an der Einmündung der Serpentinenstraße in die Durchgangsstraße, die links ins Dorf und rechts in Richtung Feurs führte, waren Nicole und Eva einfach aus dem Auto verschwunden und in eine seltsame, nicht existente Welt gerissen worden, in der ein Minotaurus versucht hatte, sie zu ermorden. Als Zamorra sich bemüht hatte, das Geschehen zu rekonstruieren, war er ebenfalls in jener virtuellen Welt gelandet. Sie hatten es Raffael Bois zu verdanken, daß sie noch lebten. Der Mann, der trotz seines hohen Alters zum absoluten Computerfreak geworden war, hatte herausgefunden, daß jene Welt elektronisch erzeugt worden war, hatte Zugriff auf den feindlichem Computer bekommen und den praktisch stillgelegt.
    Damit war die elektronische Welt des Minotaurus erloschen. [3]
    Zugleich aber garantiert auch die Produktion einer Firma in den USA, deren Rechnersystem von einem Mann namens Rico Calderone für die Erzeugung der virtuellen Realität mißbraucht worden war. Zamorra wartete darauf, ob die Experten der Satronics, Inc. herausfanden, was für den Crash ihres Computersystems verantwortlich war, und Schadenersatzforderungen stellen würden. Allerdings sah er diesen möglichen Forderungen sehr gelassen entgegen. Die Satronics gehörte seinem Freund Robert Tendyke. Und der wußte nur zu genau, worum es ging - vor einiger Zeit hatte er schon einmal selbst in einer ähnlichen Computerfalle gesteckt. [4]
    Zamorra empfand ein eigenartiges Gefühl, als er den Wagen ins Tal fahren sah. Wieder die beiden Frauen im Fahrzeug, wieder diese Kreuzung…
    Er überlegte, ob er sie im Auto anrufen sollte. Dann konnte Nicole das Amulett zu sich rufen, vorsichtshalber. Auch wenn es wenig Sicherheit versprach, da es auf jene Falle so gut wie gar nicht reagiert hatte und auch weniger Magie als Elektronik im Spiel gewesen war.
    Narr! schalt er sich dann. So etwas wiederholt sich nicht! So bescheuert sind weder Calderone noch die Dämonen. Was bei denen einmal schiefgeht, kommt kein zweites Mal zum Einsatz.
    Im nächsten Moment lauschte er unwillkürlich in sich hinein.
    Aber das spöttisch klingende Wenn du dich da nur nicht täuschst, das er jetzt prompt erwartete, kam nicht. Das künstliche Bewußtsein, das in seinem Amulett entstanden war und bei früheren Gelegenheiten entsprechende spöttische Kommentare von sich gegeben hatte, war längst nicht mehr hier, hatte einen eigenen Körper gebildet und ließ sich seither kaum noch blicken.
    Taran, das geheimnisvolle Amulettwesen…
    Wo mochte Taran jetzt sein? Wie erging es ihm? Existierte er überhaupt noch? Was erlebte er? Warum hatte er sich schon so lange nicht mehr gemeldet? Band ihn denn überhaupt nichts mehr an Zamorra?
    Der schob die alten Erinnerungen wieder zurück und atmete erleichtert auf, als er unten im Tal den Wagen weiter zum Dorf fahren sah, ohne daß etwas passiert war.
    Langsam ging er zu seinem gerundeten Arbeitstisch mit den drei Computerterminals zurück, um seine Arbeit zu beenden.
    Diesmal störte ihn kein Drache, der auf den Spuren von Guildo Horn wandelte…
    ***
    Rico Calderone staunte nicht schlecht, als er den Drachen sah.
    So etwas hatte er noch nie gesehen, weder auf der Erde noch in den Schwefelklüften an Stygias Seite. Das Monstrum flog, obgleich es unwahrscheinlich schwer und plump wirkte und eigentlich gar nicht dazu in der Lage sein durfte.
    Das Monstrum kam nicht vom Dorf her, vor dessen direkter Sicht Calderone durch einen gut dreißig Meter schmalen Streifen von Laubbäumen geschützt war, die an der Straße entlang wuchsen - Wald konnte man das noch nicht nennen -, sondern aus der Richtung, in der sich Château Montagne am Berghang erhob.
    Wie war das möglich? Wie konnte Zamorra zulassen, daß sich eine solche Bestie in seiner unmittelbaren Nähe aufhielt? Mußte er sich nicht darum kümmern, sie schnellstens unschädlich zu machen?
    Unwillkürlich duckte er sich, hielt nach einem Versteck Ausschau. Aber der Mini-Waldstreifen war zu weit entfernt; in erreichbarer Nähe fand er nichts anderes als einen knorrigen alten Baum, hinter dem er abtauchen konnte.
    Er wollte von dem Monstrum nicht gesehen werden.
    Er vertraute nicht darauf, daß der Drache ihn für einen Verbündeten hielt. Immerhin war er ein Mensch, wenngleich auch auf seiner Stirn
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