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0623 - Odyssee des Grauens

0623 - Odyssee des Grauens

Titel: 0623 - Odyssee des Grauens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mast gefesselt, und der Massai hat mich befreit. Zum Dank habe ich ihn über Bord geworfen, und -da draußen schwimmt er jetzt.«
    »Das hat also geklappt?« stieß Zamorra mit großen Augen hervor. »Nichts zieht ihn zum Schiff zurück?«
    »Bisher nichts«, sagte Nicole.
    »So ist das also«, ächzte der Dämon.
    Zamorra seufzte.
    »Jetzt weiß er's also«, brummte er. »Aber das wird ihm nichts helfen. Warum sollte einer von uns ihn über Bord werfen? Er hat dafür gesorgt, daß das Schiff sinkt.«
    »Ich habe meinen Auftrag erfüllt«, sagte der Dämon. »Jetzt will ich helfen.«
    Nicole wollte etwas sagen, aber Zamorra stoppte sie mit einer Handbewegung.
    Ihrer beider Gedanken konnte der Dämon nicht lesen!
    »Wir müssen die anderen ebenfalls von Bord werfen«, sagte Zamorra rasch. »Und zwar, ehe das Schiff sinkt. Denn dann ist es zu spät. Nur, wer wirft die Werfer?«
    Nicole holte Luft, um etwas zu sagen, aber Zamorra hinderte sie abermals daran. Diesmal ließ Nicole sich aber nicht stoppen.
    »Dein dämonischer blauer Freund könnte das tun«, sagte sie.
    »Und danach?« fragte der Dämon sofort. »Wer kümmert sich um mich?«
    »Du bist davon nicht betroffen«, sagte sie. »Du bist ein Dämon. Du kannst das Schiff aus eigener Kraft verlassen.«
    »Das kann ich eben nicht.«
    »Du kannst es«, beharrte Nicole. »Vertrau mir. Wir haben Erfahrung mit solchen Dingen. Wenn das Schiff sinkt, sind magische Wesen vom Fluch befreit. Wenn du dich in einen Fisch verwandelst, kannst du ungehindert davonschwimmen.«
    Zamorra wollte etwas sagen, ließ es aber.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte der Dämon.
    Nicole zuckte mit den Schultern.
    »Dann läßt du es eben«, sagte sie. »Das ist doch nicht mein Problem! Komm, Chef, laß diesen Narren hier stehen. Wir verschwenden mit dem nur unsere Zeit. Statt dessen sollten wir uns um den Rest der Mannschaft kümmern, solange das noch geht. Der Kahn kriegt schon Schlagseite, und wenn er erst mal zu den Fischen abtaucht, ist es zu spät, noch jemanden zu retten. Dann war der Massai der einzige, der eine Überlebenschance bekommen hat!«
    Zamorra bewunderte ihre Ruhe, mit der sie sprach und den Dämon bluffte.
    Und der ließ sich hereinlegen!
    »Ich helfe euch noch einmal!« versprach er. »Und wenn das Schiff sinkt, bin ich wirklich von dem Bann befreit?«
    Nicole grinste ihn an.
    »Vertrau mir«, sagte sie. »Ich weiß, was ich verspreche. Hast du eigentlich irgendwo unseren Irrwisch gesehen?«
    »Ja«, gestand der Dämon. »Ich brauchte seine Lebensenergie, um ein Leck in das Schiff zu sprengen.«
    »Er ist also tot.«
    »So nennt ihr Menschen es.«
    Nicole antwortete nicht. Sie schritt davon.
    »Mir nach«, sagte sie. »Ich zeige dir, wer das Schiff sofort verlassen soll…«
    ***
    Sie schafften es.
    Sie konnten die anderen überreden. Selbst Ramirez und Nelson akzeptierten diese Fluchtmöglichkeit endlich, als sie Bob schon weit draußen, vom Schiff entfernt, im Wasser schwimmen sahen.
    Einer nach dem anderen ging über Bord.
    Zamorras heimliche Skepsis bewahrheitete sich nicht; er hatte befürchtet, daß schon das innere Einverständnis, sich dieser Prozedur zu unterziehen, als Blockade wirken würde.
    Aber das fand nicht statt.
    Sie schafften es alle.
    Als letzte ließ Nicole sich über Bord werfen, die es vorher noch fertiggebracht hatte, den Gürtel mit der Strahlwaffe und Yves Cascals 6. Amulett wiederzufinden.
    Der Dämon Äydolos blieb an Bord des sinkenden Schiffes zurück, das jetzt schon in bedenklicher Schräglage fuhr und alsbald kippte; die volle Besegelung, die natürlich niemand eingeholt hatte, sorgte für das Übergewicht.
    »Wenn du recht hast, müßte er sich jetzt in einen Fisch verwandeln und davonschwimmen können«, sagte Zamorra.
    Nicole, die sich neben ihm im Wasser hielt, schüttelte den Kopf.
    »Ich habe unrecht«, sagte sie. »Ich habe ihn belogen. Er wird mit dem Schiff untergehen.«
    »Warum hast du das getan?« stieß Zamorra hervor.
    »Weil du zu skrupelbehaftet warst. Die Schwarzblütigen sind unsere Feinde«, sagte sie. »Jetzt haben wir einen Feind weniger. Glaubst du wirklich, daß er bei einer späteren Begegnung seine Dankbarkeit zeigen würde? Nun aber ist es vorbei. Er bleibt Gefangener auf dem Segler, der Segler geht auf Grund, und der Dämon… na ja, vielleicht schafft er es ja, da unten im Wasser irgendwie zu überleben.«
    »Besser nicht«, brummte Zamorra.
    »Sein Zorn wäre sicher fürchterlich. Seien wir froh, daß wir selbst
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