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062 - Ytanga, die Seelenechse

062 - Ytanga, die Seelenechse

Titel: 062 - Ytanga, die Seelenechse
Autoren: A.F.Morland
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meisten waren leer, und in einigen entdeckten wir Knochen von Menschen, aber kein vollständiges Skelett.
    Wir duzten uns. Die Gefahr hatte uns zusammengeschmiedet. Ein »Sie« wäre hier falsch am Platz gewesen. Wir gehörten zusammen, waren Gefährten in einem Kampf, der uns den Untergang bescheren, konnte.
    Einer mußte sich auf den anderen verlassen können.
    Mel entdeckte einen weiteren Eingang. Wir stürmten nicht sofort hinein, sondern peilten zuerst die Lage. Dann ging ich vor.
    Mel und Randolph deckten meinen Rücken. Ich hielt in jeder Hand einen silbernen Wurfstern. Der dritte befand sich in der Tasche meines Jacketts.
    Über die flachen Stufen schlichen wir hinunter, und kaum waren wir unten angelangt, da zog Randolph Brian die Luft geräuschvoll ein, was mich veranlaßte, wie von der Natter gebissen herumzufahren.
    Ich konnte verstehen, daß ihm die Entdeckung an die Nieren ging.
    In einer düsteren Nische kauerte eine reglose Gestalt, aber wir brauchten keine Angst zu haben, von ihr angegriffen zu werden.
    Es handelte sich um einen Mann, und er war tot - mumifiziert!
    Wie graues Pergament sah seine Haut aus. Die eingetrockneten Lippen bedeckten seine Zähne nicht mehr. Dadurch sah es so aus, als würde er unseretwegen die Zähne haßerfüllt fletschen.
    Der Mann mußte gestorben sein, bevor ihn die roten Teufel zu Ytanga bringen konnten.
    »Verdammt, das ist nichts für schwache Nerven!« stöhnte der Pilot.
    »Müssen Flugkapitäne nicht ohnedies Nerven wie Stahlseile haben?« gab ich zurück.
    »Da hast du recht, und bisher dachte ich auch, mich könnte so gut wie nichts erschüttern, aber von heute an denke ich anders.«
    »Ytangas Fänger scheinen äußerst rührig zu sein«, knirschte ich.
    »Glaubst du, mit diesem Dämon fertigzuwerden?« fragte Randolph.
    »Nun, mir wäre auf jeden Fall wohler, wenn ich Mr. Silver an meiner Seite hätte.«
    »Das scheint sich bereits herumgesprochen zu haben, deshalb haben sie deinen Freund kaltgestellt.«
    »Noch so eine aufbauende Bemerkung, und du erhältst den ersten scharfen Verweis von mir«, erwiderte ich. »Laß uns umkehren.«
    »Tony!« flüsterte im selben Augenblick Mel Wyman, und ich wußte sofort, daß ich einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte.
    Wir hätten nicht zu dritt hier heruntergehen sollen! Einer hätte oben bleiben müssen, um ein Näherkommen von Feinden rechtzeitig zu melden.
    Dieses Versäumnis rächte sich nun.
    Das Bambusgitter fiel urplötzlich herab, und wir waren wieder gefangen, durften dieser grausigen Mumie Gesellschaft leisten.
    »Shit!« stieß ich hervor, und es kam mir vom Herzen.
    ***
    Die Knüppelwachen zogen einen Ring um Frauen und ältere Männer. Sie waren äußerst wachsam. Jeder von ihnen wußte, was für sie alle auf dem Spiel stand. Gus O'Sheas Schicksal - soweit bekannt - hatte sich schnell herumgesprochen. Alle hatten Mitleid mit Barbara Reddy. Daß die roten Teufel als ersten einen Gangsterboß aus ihrer Mitte gerissen hatten, war niemandem bekannt, und Barbara hütete sich, das zu verraten.
    Für sie war Gus ein Mann gewesen, der ihr sehr viel Gutes getan hatte, nach all den Jahren, in denen sie vom Schicksal getreten worden war.
    Heute hatte das Schicksal angefangen, sie wieder zu treten.
    George Laven wich nicht von der Seite seiner Frau. Die meiste Zeit hielt er ihre Hand, und er sprach ihr laufend Trost zu, richtete sie mit vielen Worten auf und sagte ihr Dutzende Male, daß alles gutwerden würde.
    Aber er selbst wollte noch nicht so recht daran glauben.
    Vicky Bonney spielte nervös mit dem silbernen Feuerzeug und war mit ihren Gedanken bei Tony Ballard. Sie drückte ihm die Daumen, damit er Mr. Silver fand. Irgend etwas mußte dem Ex-Dämon zugestoßen sein.
    Vicky hoffte, daß es nichts Ernstliches, nichts Unwiderrufliches war. Sie dachte nämlich auch weiter. Ohne Mr. Silver würde die Ballard-Crew stark geschwächt sein, und was wurde dann aus Roxane, die zur Hälfte Arma in sich trug? Wer sollte der Hexe aus dem Jenseits dann helfen?
    Und würde es ihnen gelingen, ohne Mr. Silvers Unterstützung den Weg zurück zu finden?
    Vicky Bonney sah sich gespannt um. Aus welcher Richtung würden Tony Ballard, Randolph Brian, Mel Wyman und Mr. Silver zu ihnen stoßen?
    Oder würde jemand anders früher da sein?
    Das, was Tony Ballard für Bäume gehalten hatte, waren schlanke, rissige Steine, die sich nach oben hin verästelten.
    Vicky Bonney hatte keine Ahnung, wie weit sich dieser steinerne Wald
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