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062 - Ytanga, die Seelenechse

062 - Ytanga, die Seelenechse

Titel: 062 - Ytanga, die Seelenechse
Autoren: A.F.Morland
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der Stadt für das, was passiert ist, nicht die Schuld geben«, erwiderte ich. »Dazu hätte es in Paris, Tokio und New York genauso kommen können. Kein Ort auf dieser Welt ist davor gefeit, von einem Vampir heimgesucht zu werden. Versuch zu vergessen.«
    Vicky nickte. »Vergessen, ja. Es gäbe vieles, was ich gern vergessen würde. Aber leider ist es damit nicht ungeschehen zu machen. Ich denke nur an Roxanes Schicksal.«
    Mr. Silver spitzte die Ohren. »Was ist mit Roxane?«
    »Wird sie ewig so bleiben, wie sie heute ist?« fragte meine Freundin traurig. »Bist du nicht in der Lage, ihr zu helfen?«
    »Denkst du, ich hätte ihr nicht schon lange geholfen, wenn ich wüßte, wie ich die Wirkung des Höllennektars aufheben kann?«
    »Dieser Nektar wurde von einem Silberdämon gebraut«, sagte Vicky. »Wärst du in der Lage, ihn ebenfalls herzustellen?«
    »Ich glaube schon. Aber da er schwarzen Zwecken dient, werde ich es nicht versuchen.«
    »Er ist ein Höllengift«, sagte Vicky Bonney. »Normalerweise gibt es für jedes Gift ein Gegengift.«
    »Nicht für jedes«, widersprach der Ex-Dämon.
    »Du meinst, der Höllennektar könnte eine Ausnahme sein?« fragte Vicky besorgt. »Dann… dann wäre Roxane nie mehr zu helfen…«
    »Ich finde, du solltest die Sache nicht zu schwarz sehen, Vicky«, warf ich ein. »Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß wir eines Tages die Möglichkeit finden, Roxane zu helfen. Denk an Fystanat und seine lange magische Starre. Eines Tages konnten wir ihn davon befreien.«
    »Hast du nicht auch gehofft, Lance Selby helfen zu können?« fragte Mr. Silver. Damit traf er einen wunden Punkt.
    »Wer hat schon immer Erfolg?« gab ich gallig zurück.
    »Soll ich ein paar Tiefschläge aufzählen, die uns die schwarze Macht versetzt hat?« fragte der Hüne mit den Silberhaaren. »Frank Esslin, Oda, Tucker Peckinpah…«
    »Aber die Erfolge überwiegen«, fiel ich meinem Freund und Kampfgefährten ins Wort. »Und darauf kommt es an.«
    »Möchtest du, daß ich dich ein bißchen beunruhige?«
    »Ich weiß, daß du eine sadistische Ader hast«, sagte ich. »Du kannst deine dämonische Herkunft eben doch nicht ganz verleugnen. Also schieß los. Was hast du auf Lager?«
    Der Ex-Dämon rümpfte die Nase. »Irgend etwas ist hier faul.«
    »Du meinst, in diesem Flugzeug?«
    »In diesem Flugzeug - oder mit diesem Flugzeug. So genau kann ich mich nicht festlegen.«
    Ich grinste den Hünen an. »He, du hast doch nicht etwa plötzlich Angst vorm Fliegen.«
    »Blödsinn.«
    »So etwas soll's geben.«
    Ein leises Schluchzen drang an mein Ohr. Ich hörte es in unregelmäßigen Abständen immer wieder. Hinter uns spielte sich ein kleines menschliches Drama ab. Ich wußte, worum es ging, hatte während des Fluges ständig neue Gesprächsfetzen aufgefangen und mir ein Bild gemacht…
    ***
    Der Mann hieß George Laven und steckte tief in der Midlife Crisis. Er hatte Angst, in den Augen seiner Mitmenschen als alt zu gelten, lehnte sich wütend dagegen auf, die Jugend zu verlieren, wollte ausbrechen aus dem eintönigen Trott der Ehe und noch einmal zu einem Höhenflug ansetzen.
    Er hatte sich eine Freundin zugelegt, die so jung war, daß sie seine Tochter hätte sein können. Finanziell konnte er es sich leisten, sie mit Geschenken zu überhäufen, und ihre Jugend steckte ihn auf eine wunderbare Weise an.
    Wenn er mit ihr zusammen war, fühlte er sich auch jung. Er alberte und scherzte wie früher, lachte über Dinge, die kaum lustig waren, ohne zu merken, daß ein Mann in seinem Alter sich damit lächerlich machte.
    Niemand durfte es wagen, ihn zum alten Eisen zu zählen, da wurde er rabiat. Er wurde aber auch wütend, wenn man seine Freundin für seine Tochter hielt. Erst vor vierzehn Tagen hätte er deswegen einem Mann beinahe einen Zahn ausgeschlagen.
    Und nun saß er mit Rita, seiner Frau, im Flugzeug und konnte ihr Geheule schon nicht mehr hören.
    Sie war in Rom dahintergekommen, daß er sie betrog.
    Er hatte nicht die Absicht gehabt, ihr von der andern zu erzählen. Es hatte ihm geschmeichelt, »zweigleisig« zu fahren. Einmal die Freundin, einmal die Ehefrau… Wie ein kleiner Pascha fühlte er sich dabei.
    Er hatte die Geschäftsreise nach Rom mit seiner Freundin machen wollen, doch diese war verhindert gewesen, und so hatte er Rita mitgenommen.
    Und gestern nacht hatte er dann zuviel getrunken. Er war so blau gewesen, daß er kaum noch auf den Beinen stehen konnte, und Rita hatte sich mit ihm abgequält, um
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