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0619 - Das Para-Mädchen

0619 - Das Para-Mädchen

Titel: 0619 - Das Para-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überhaupt nichts von mir. Ich will mich selbst erforschen können, ohne in irgendeine Ecke gedrängt zu werden.«
    »Deine Träume drängen dich in eine Ecke«, sagte Nicole.
    Eva wurde blaß. »Was weißt du von meinen Träumen? Nichts! Ich hasse diesen Alptraum! Er hat das alles ausgelöst! Ich bin ein Ungeheuer, Nicole. Ich gehe fort. Ich muß das jetzt allein durchkämpfen.«
    »Das ist Unsinn.«
    »Ich bin magisch aufgeladen wie eine Bombe, die jederzeit explodieren kann«, sagte Eva. »Und selbst wenn es diesmal gutgeht, kann es sich jederzeit wiederholen. Hier gibt es zu viele magische Dinge! Ich könnte gar nicht verhindern, mich damit…«
    »Unsinn«, wiederholte Nicole. »Wir können das blockieren.«
    »Warum habt ihr es dann noch nicht gemacht? Nein, ich muß hier raus. Nicole, denk an den kleinen Jungen, der mein Einhorn gesehen hat. Soll er sterben, wenn diese gewaltige Dhyarra-Energie sich hier im Château entlädt?«
    »Das wird nicht passieren…«
    »Ach, hör schon auf. Natürlich wird es nicht passieren. Weil ich gleich von hier verschwunden bin.«
    Sie stürmte zur Tür, drehte sich noch einmal kurz um.
    »Ich mag dich, Nicole. Ich mag dich wirklich sehr, aber auch das ist ein Grund für mich, von hier zu verschwinden.«
    Und dann war sie schon aus dem Zimmer, lief über den Korridor und der Treppe entgegen, dann hinaus aus dem Gebäude. In ihr fraß die Angst vor einer magischen Entladung, von der sie nicht wußte, was sie anrichten konnte.
    Sie fragte sich, woher sie soviel darüber wußte. Vor allem über die unglaubliche Kraft, die in einem Dhyarra-Kristall wohnte. Noch ein Rätsel mehr…
    Dinge, die ihr bekannt waren, ohne daß sie wußte, woher das Wissen in ihr kam, und sie konnte es auch nicht feststellen! Ganz alltägliche Dinge wie ihr Name dagegen waren unerreichbar. Dafür aber beherrschte sie mehrere Sprachen so gut wie akzentfrei…
    »Wer bin ich?« keuchte sie verzweifelt. »Wer, um Himmels Willen, bin ich?«
    Aber wer sollte ihr die Antwort darauf geben?
    ***
    Zamorra stoppte den Wagen am Ortsrand. Er sah die schwarzen Striche auf dem Asphalt, die die Reifen von Madame Claires Twingo hinterlassen hatten. Hier also hatte der Überfall des Alptraum-Wolfsrudels stattgefunden.
    Zamorra stieg aus und sah sich um. Er konnte Fooly nirgendwo entdecken. Er hatte den Drachen etwa auf halber Strecke aus den Augen verloren. Aber das hieß nicht, daß er nicht irgendwo steckte. Fooly besaß Dutzende von Möglichkeiten, unentdeckt zu bleiben, wenn er in der freien Natur nicht gesehen werden wollte. Es gab da eine recht merkwürdige Art des Zusammenlebens mit Pflanzen. Der kleine Rhett hatte einmal gesagt, Fooly könne mit den Bäumen reden wie mit Menschen.
    Vielleicht stimmte das sogar. Daß die Bäume nun zwar mit Drachen, aber nicht mit Menschen redeten, sprach nicht gerade gegen die Intelligenz der Pflanzen…
    Merlins Stern reagierte nicht. Keine Schwarze Magie in der Nähe, keine unmittelbare Bedrohung. Von den Wölfen war nichts zu sehen, auch nicht von der riesigen Gestalt, die Claire gesehen hatte. Und der rote Himmel, der rote Nebel…
    War alles nur Einbildung? Hatte sich alles nur in Madame Claires Tagtraum abgespielt?
    Sie hatte erzählt, einen der Wölfe niedergefahren zu haben, der von der Motorhaube abrutschte und vor den Rädern landete.
    Blutspuren auf dem Straßenbelag gab es nicht.
    Träume bluten nicht…
    Zamorra überlegte, ob er die Zeitschau des Amuletts aktivieren sollte. So konnte er vielleicht herausfinden, was sich genau abgespielt hatte.
    Aber er entschied sich dagegen.
    Es würde ihn Zeit und Kraft kosten. Die Dämmerung hatte längst eingesetzt. In kurzer Zeit würde es dunkel sein. Dann war er gehandicapt. Die Dunkelheit war die Domäne der Schwarzblütigen, der Höllenkreaturen. In der Finsternis waren sie stärker als bei Tage.
    Am liebsten hätte Zamorra den kommenden Tag abgewartet. Aber zum einen hatte er Madame Claire ein Versprechen gegeben, und zum anderen bestand die Möglichkeit, daß das Wolfsrudel wieder auftauchte und über andere Menschen herfiel.
    Daß die Bedrohung an sich keine Illusion war, bewiesen die Zerstörungen an Claires Mantel und ihrem Fahrzeug. Im Augenblick der Attacke waren die Alptraumwölfe sehr real gewesen!
    Aber die Wölfe selbst schienen nicht unbedingt das Wichtigste zu sein.
    Sie waren nur Werkzeuge. Marionetten, die von einem anderen nach Belieben eingesetzt werden konnten. Diesen anderen, den Puppenspieler und
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