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0619 - Das Para-Mädchen

0619 - Das Para-Mädchen

Titel: 0619 - Das Para-Mädchen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fädenzieher im Hintergrund, mußte Zamorra finden.
    Er fragte sich, ob er es mit einem alten Bekannten zu tun hatte. Gerade in letzter Zeit hatte er den Werwölfen gewaltig in die Suppe gespuckt. Er hatte den Wolfsdämon Lykandomus vernichtet, und auch andere Vertreter dieser unheiligen Gattung hatten Haare lassen müssen. [5]
    Sollte es sich hier um einen Racheakt handeln?
    Unwahrscheinlich , entschied er. Die Werwölfe hätten ihm bestimmt kein rätselhaftes Para-Mädchen vor die Tür gelegt. Sie gingen direktere Wege. Und vor allem würden sie sich hüten, sich ihm so offen entgegenzustellen, wenn es sich wirklich um einen Racheakt für Lykandomus handelte. Die davon wußten, wußten auch, wie gefährlich Zamorra für sie war. Sie würden sich etwas anderes ausdenken, nicht eine unmittelbare Konfrontation wagen.
    Nein, derjenige, der hinter dieser Sache steckte, war ein anderer. Vielleicht kannte er Zamorra nicht einmal. Obgleich es doch recht absurd erschien, daß das Erscheinen des Para-Mädchens vor dem Château nur ein Zufall war.
    Zamorra sah die Straße entlang. Sie war erstaunlich menschenleer für die Abendzeit. Sicher, das hier war nicht Paris-Zentrum, sondern nur ein kleines Dorf, dessen Einwohnerzahl im dreistelligen Bereich lag, aber trotzdem hätte sich wenigstens zwischendurch mal jemand zeigen müssen. Außerdem war die Fernstraße von Roanne nach St. Etienne, an die sich rechts und links die Häuser angliederten, normalerweise recht stark befahren. Sehr zum Leidwesen der Anlieger.
    Aber jetzt war alles wie ausgestorben.
    Bin ich überhaupt noch in der Wirklichkeit? fragte sich Zamorra.
    Was, wenn er bereits in einen Traum-Bann geraten war? Wenn es ihm gerade jetzt so erging wie vorher Madame Claire?
    Konnte er sich überhaupt darauf verlassen, daß das Amulett Schwarze Magie anzeigte? Immerhin hatte Fooly den Wolf auch durch das Schutzfeld um Château Montagne tragen können!
    Wie auch immer: jetzt gab es keinen Weg mehr zurück.
    Er sah nach Süden. Da wollte Claire den Unheimlichen gesehen haben, als riesige Gestalt, die höher emporragte als die Häuser, die zu grauen Schatten im roten Licht geworden waren.
    Zamorra wollte den Unheimlichen auch sehen!
    »Warum versteckst du dich vor mir, Freundchen?« fragte er halblaut. »Hast du Angst vor mir?«
    Natürlich kam keine Antwort.
    Er stieg wieder ins Auto, um dorthin zu fahren, wo Madame Claires Schätzung zufolge der Unheimliche gestanden haben mußte. Das war vermutlich der einzig richtige Ort, um mehr herauszufinden.
    Zamorra drehte den Zündschlüssel.
    Der Motor blieb stumm.
    ***
    Eva stürmte auf den gepflasterten Hof hinaus. Da stand ein Auto. Ohne lange zu überlegen, sprang sie hinein. Daß sie das Fahren irgendwann einmal gelernt haben mußte, wurde ihr klar, als sie auf Anhieb den im Schloß steckenden Zündschlüssel fand, den Motor startete, den ersten Gang einlegte und losfuhr. Nur kam der Start ziemlich holperig, und erst jetzt merkte sie, daß sie vergessen hatte, die Handbremse zu lösen.
    Danach war es kein Problem, mit dem pfiffig aussehenden Kleinwagen loszurauschen.
    Daß der Wagen nicht ihr gehörte, daran verschwendete sie keinen Gedanken. Sie wollte nur fort von hier, solange sie die magische Aufladung in sich trug. Immer wieder mußte sie an den Jungen denken, den sie nicht gefährden wollte, wenn es zu einer Reaktion kam, die sie nicht steuern konnte.
    Das Tor, dahinter die Zugbrücke -dort an der Straße hatte sie gelegen! Weiter mit dem Wagen die Straße hinunter. Dunkel wurde es. Wo war der Schalter für die Scheinwerfer?
    Die brachten ihr kaum besseres Sehen, weil es dafür noch nicht finster genug war.
    Abbremsen! Die erste Kurve nahm sie fast zu schnell und brachte den Wagen auf zwei Rädern hindurch. In der nächsten rutschte er, wollte das Heck unbedingt den Rest des Twingo überholen.
    Fahr langsamer! rief Eva sich zur Ordnung. Du bist draußen! Die Gefahr für die Menschen im Château ist jetzt nicht mehr so groß!
    Aber es kostete sie Anstrengung, langsamer zu werden.
    Dann war sie unten im Tal an der großen Fernstraße. Wohin sollte sie sich wenden?
    Rechts, ins freie Land? Oder links, wo die Lichter einer Ortschaft wie Raubtieraugen in der Dämmerung funkelten?
    Die Entscheidung wurde ihr abgenommen.
    Die Lichter verloschen.
    Von einer Sekunde zur anderen war das Dorf wie tot.
    Da wußte Eva, daß der Alptraum sie wieder eingeholt hatte.
    Und sie hieb die Hacken in die Flanken des Einhorns, um sich der
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