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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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Grund meines Kommens. Aus der Antwort, des Mannes klang echte Freude durch, denn wir hatten lange nichts mehr voneinander gehört.
    So beruhigt zog ich mich aus und ging zu Bett. Einschlafen konnte ich dennoch nicht. Immer wieder mußte ich an die Frau auf der Ikone denken. Sie paßte nicht in das Motiv, kam mir vor, als hätte sie sich eingeschlichen, um etwas auszuspionieren.
    Oder war es möglich, daß vielleicht ein Fluch auf dieser so wertvollen Ikone lastete?
    Über diesen Gedanken klappten mir irgendwann die Augen zu, und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
    ***
    Zweite Vision
    Anne Geron saß da und konnte nicht einmal den kleinen Finger rühren. Das Blut war in ihren Adern gefroren. Sie sah nur den Mann mit dem Schwert, diese fürchterliche, pechschwarze Gestalt, die sich rücksichts- und gnadenlos ihren Weg durch die Menschenmenge bahnte, denn sie setzte ihr Schwert ein und schlug um sich.
    Wieder spritzte Blut, sanken Körper zu Boden, erklangen Todesschreie, eine Frau schwebte mit halb gespaltenem Schädel auf Anne zu und wollte mit ihren blutbeschmierten Händen nach ihr greifen, faßte aber ins Leere.
    Die Gestalt ging vor. Von ihrem Kopf war kaum etwas zu sehen, nur das Gesicht schimmerte bleich und böse aus der Schwärze. Die Haut hatte einige Blutspritzer Abbékommen, und immer wütender bahnte er sich seinen Weg durch das Lokal.
    Dann schrie jemand!
    Grauenhaft, schrill und markerschütternd. Der Schrei stach in Annes Ohren, die einfach nicht mehr hinschauen konnte und ihre Augen geschlossen hatte.
    Bis ein Schlag ihre rechte Wange traf und den Kopf dabei in eine andere Richtung drückte.
    Da öffnete sie die Augen.
    Sie sah in ein Gesicht – und sie schaute hinter die besorgten Augen des jungen Mannes hinter den Gläsern der Brille. »Mein Gott, was haben Sie denn, Mademoiselle?«
    »Ich?«
    »Ja, Sie. Wissen Sie denn nichts?«
    »Was soll ich wissen?«
    »Sie haben geschrien, Mademoiselle, furchtbar geschrien, wie unter einem Krampf stehend.«
    Anne gab keine Antwort. Sie schaute an dem Fremden vorbei in die zahlreichen Gesichter der Gäste, die allesamt auf sie gerichtet waren, mit Blicken, die man als abweisend bezeichnen konnte. Manche davon aber auch unverständlich.
    »Die… die leben alle?« hauchte Anne nach einer Weile und wischte fahrig über ihre Stirn.
    »Weshalb sollten sie denn nicht leben?« Der junge Mann hatte sich einen Stuhl hergeholt und saß jetzt neben Anne.
    »Die waren doch tot. Ich habe gesehen, wie sie getötet worden sind. Ich sah das Blut, ich sah die Verletzten, die Leichenteile. Es war grauenhaft, eine Apokalypse. Schlimmer als auf den Bildern eines Hieronymus Bosch.«
    Der Fremde zwinkerte mit den Augen. »Tot?« murmelte er.
    Anne nickte nur. Gleichzeitig hörte sie einigen Kommentaren zu, die besagten, daß sie spinnen und durchdrehen würde. Eine Frau hatte sie erkannt und sprach davon, daß sie sich schon in der Passage so seltsam benommen hatte.
    Das alles kümmerte den Fremden nicht. Er hatte von einem Nachbartisch einen Cognac genommen, reichte ihr das Glas, aber Anne schüttelte den Kopf.
    Der Mann stellte das Glas wieder zur Seite. »Jetzt sagen Sie bitte, was Sie sahen. Wer soll denn die Menschen angeblich getötet haben? Sie alle leben noch.«
    »Das… das … nehmen Sie es mir nicht übel. Aber das sind Sie gewesen, Monsieur.«
    »Ich…?« dehnte der Mann und wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
    »Ja, Sie!« Zum Glück hatte Anne so leise gesprochen, daß die anderen Gäste sie nicht verstanden.
    Bisher hatte sich der Fremde ihr gegenüber ziemlich besorgt gezeigt, nun aber nahm er Abstand, auch äußerlich, denn er schob seinen Stuhl zurück. »Wissen Sie eigentlich, was Sie da gesagt haben?«
    »Leider«, erklärte sie mit trauriger Stimme. »Ich habe Sie als Mörder gesehen.«
    »Wie das?«
    »Sie kamen in das Café…«
    »Stimmt, dann ging ich zu ihrem Tisch.«
    Anne nickte wieder. »Mit einem Schwert in der Hand und völlig verwandelt. Sie wurden zu einer schwarzen Gestalt, die wie eingehüllt wirkte und wo nur das Gesicht freilag. So veränderten Sie sich nach den ersten Schritten. Mit dem Schwert schlugen Sie zu. Sie nahmen keine Rücksicht. Sie töteten und verletzten Menschen, richteten in diesem Raum ein regelrechtes Blutbad an.«
    Der Mann im rehbraunen Mantel atmete scharf durch die Nase. Er saugte die Luft ein, als wollte er sie trinken. »Hören Sie, Mademoiselle, ich habe Sie heute zum erstenmal gesehen, ich kenne nicht einmal
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