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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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ausstieß, wußte ich, daß er mit seiner Betrachtung fertig war. Ich setzte mich wieder ihm gegenüber, er richtete sich auf und legte die Lupe zur Seite.
    »Nun?«
    Mein Freund grinste. »Ja, ich habe etwas entdeckt.«
    »Rede!«
    Er winkte mit beiden Händen ab. »Nicht so schnell. Du hast es spannend gemacht, ich werde mich ebenfalls daran halten. Kann es mit den zu taufenden Personen zusammenhängen?«
    »Ja.«
    »Dann kommt nur die letzte Person in Frage, die Frau!«
    Ich schlug mit der flachen Hand leicht auf den Tisch. »Richtig, es ist die Frau gewesen.«
    Suko lachte leise. »Und weiter? Was hat dich daran gestört? Doch nicht etwa, daß sie eine Frau ist?«
    »Im Prinzip nicht, Suko. Ich bin ja kein Patriarch. Mich wunderte nur, daß sie so weit abseits stand.«
    Er winkte ab. »Wenn das alles ist, John, dann kann ich nur den Kopf schütteln.«
    »Dann tu es.«
    »Hat wirklich nichts anderes dein Mißtrauen erregt?«
    »Nein.«
    Er hob die Schultern und trank von seinem kalten Tee. »Tut mir echt leid, ich sehe keinen Grund, um mißtrauisch zu werden. Diese Person will getauft werden, mehr nicht.«
    »Kann sein, muß nicht.«
    »Was stört dich?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es ehrlich nicht. Es war nur eine Vermutung. Diese Frau auf der Ikone ist für mich so etwas wie ein Fremdkörper. Sie paßt einfach nicht in das Motiv, das ja nur von Männern beherrscht wird. Bist du nicht auch der Ansicht?«
    »Schon.« Er hob die Schultern. »Soviel ich weiß, galt zur damaligen Zeit allein das Patriarchat. Aber das würde ich an deiner Stelle nicht so eng sehen.«
    »Sehe ich auch nicht. Es hat mich eben nur mißtrauisch gemacht. Vielleicht wäre es mir vor der Reinigung der Ikone nicht einmal aufgefallen.«
    »Eben.« Er nickte. »Frage: Was wirst du jetzt tun?«
    »Nach Frankreich fahren.«
    Er lächelte mir zu. »Und wahrscheinlich mit Abbé Bloch über die Frau auf dem Bild reden.«
    »Stimmt.«
    »Ich glaube kaum, daß er dein Mißtrauen teilen wird, John. Der sieht das anders.«
    »Möglich. Nur bin ich manchmal stur. Ich möchte einfach herausfinden, was es damit auf sich hat. Du weißt, daß der Abbé ein immenses Wissen besitzt, was die Templer angeht. Möglicherweise ist ihm auch einiges über den Schatz der Templer bekannt, was er uns nur nicht gesagt hat. Er und seine Gruppe treiben ja die entsprechenden Forschungen. Ich hoffe nur, daß sie mir mehr über die Ikone sagen können.«
    »Wobei es Zufall war, daß du sie gerade erwischt hast.«
    Mein Blick wurde schräg. »Tatsächlich Zufall oder schon eine – sagen wir Fügung?«
    »Daran glaube ich nicht.«
    Ich nahm die Ikone wieder an mich und machte mich daran, sorgfältig einzupacken. »Morgen werde ich fliegen und dir Bescheid geben, wer recht gehabt hat.«
    »Ich bleibe trotzdem im Lande.«
    »Das sollst du auch.«
    Suko stand auf. Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Wann willst du eigentlich starten?«
    »Sehr spät eigentlich. Ich werde in Paris übernachten und in der Früh den Schnellzug nach Toulouse nehmen. Dann bin ich schon am frühen Nachmittag dort.«
    »Okay.« Er streckte sich. »Ich jedenfalls gehe in meine Bude und lege mich nieder. Sehen wir uns morgen noch?«
    »Wenn du mich zum Flughafen bringen willst…«, sagte ich grinsend.
    Suko verdrehte die Augen. »Was tut man nicht alles für seinen Freund? Ist geritzt. Gute Nacht.«
    Ich nickte ihm zu und hörte, wie er leise die Wohnungstür ins Schloß drückte.
    Ich blieb allein zurück, umgeben von der Stille des späten Abends.
    Einbildung oder Mißtrauen? Ich wußte es nicht, hatte überhaupt keine Ahnung und verließ mich auf mein Gefühl.
    Noch einmal schaute ich mir die Frau unter der Lupe an. Verflixt noch mal, für meinen Geschmack paßte sie einfach nicht in das von Männern beherrschte Motiv. Ihrer Haltung nach zu urteilen, zögerte sie sogar, auf den Täufer zuzuschreiten.
    Das mußte etwas zu bedeuten haben. Gern hätte ich den Künstler gefragt, dies wiederum war nicht möglich, so mußte ich eben abwarten, wie der Abbé die Dinge sah.
    Anrufen oder nicht?
    Doch, es war besser, wenn ich ihm in Alet-les-Bains Bescheid gab.
    Er hatte sich bestimmt noch nicht hingelegt, obwohl die Uhrzeit schon fortgeschritten war.
    Leider hatte ich Pech, denn ich bekam nur einen der Templer an die Strippe. Der Abbé selbst war unterwegs und würde erst nach Mitternacht zurückkehren.
    Ich sagte dem Mann, daß ich ihn und seine Brüder besuchen wollte, verschwieg allerdings den wahren
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