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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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sich hinlegen wollte.
    Ab und zu wurden ihr Blicke zugeworfen. Einige davon einladend, besonders von Männern, andere wiederum abschätzend und uninteressiert. Die von den weiblichen Gästen, da sah wohl jede Frau in der anderen, die nicht zur Clique gehörte, eine Konkurrentin.
    Und noch jemand schaute sie an.
    Es war ein Mann.
    Er stand nicht weit vom Eingang entfernt, konnte aber wegen seiner Größe über die meisten Köpfe hinwegblicken und hatte Anne Geron sofort entdeckt.
    Auch sie sah ihn. Der Mann trug einen rehbraunen Mantel und die Brille mit dem ungewöhnlichen Gestell. Es war derjenige, der sie angesprochen hatte, als es ihr schlecht ging.
    Jetzt stand sein Mantel offen. Anne konnte den weißen Schal sehen, der um seinen Hals lag.
    Er winkte ihr zu.
    Anne war zu überrascht, um den Gruß zu erwidern, vielleicht auch zu träge, was ihr der neue Gast nicht weiter übelnahm, denn er steuerte ihren Tisch an.
    Auf einmal war es wieder da!
    Anne spürte in ihrem Kopf das gewaltige Brausen, als würde ein Wasserfall hinter der Stirn schäumen. Die Gäste verschwammen im gleichen Moment zu einer grauen Masse, und nur einer blieb davon übrig.
    Der Mann im braunen Mantel!
    Er schritt durch das Lokal, nein, er schwebte, als gäbe es keine Hindernisse und verwandelte sich urplötzlich zu einer schwarzen Gestalt mit einem bleichen, konturlosen Gesicht, wobei er in der rechten Hand ein Kurzschwert mit schmaler Klinge hielt, dessen Spitze genau auf Anne Geron wies…
    ***
    »Sie sollten die Ikone noch vor Weihnachten nach Alet-les-Bains bringen«, hatte uns Sir James gesagt, und seine Worte waren dabei auf fruchtbaren Boden gefallen.
    Auch wir wollten diesen Teil des Templer-Schatzes endlich loswerden, das hatten wir schon lange vorgehabt, aber es war uns immer etwas dazwischengekommen.
    Zuletzt noch das Werwolf-Begräbnis, dem ich beinahe zum Opfer gefallen wäre.
    Glenda hatte es geschafft, mich zu retten, auch Suko hatte eingegriffen, und unsere gemeinsame Sekretärin war nach dieser Aufregung auf höheren Befehl zu Hause geblieben, denn sie sollte sich zunächst einmal erholen.
    Soweit war alles klar, es lag momentan nichts mehr an, und unsere Reise war gebucht. Nur hatte ich dem Abbé noch keinen Bescheid gegeben und überlegte, ob ich ihn überhaupt vorwarnen sollte. Es wäre sicherlich nicht schlecht gewesen, ganz überraschend dort aufzutauchen.
    Suko war damit nicht einverstanden. »Ich weiß nicht, John, wie würdest du denn an seiner Stelle reagieren?«
    »Ich würde mich freuen.«
    »Aber du bist nicht der Abbé.«
    »Richtig.« Ich schaute auf die Ikone, die zwischen uns auf dem Tisch lag.
    Wir hatten die Ikone bei einem Spezialisten reinigen lassen.
    Schließlich hatte sie über Jahrhunderte hinweg in einem unter Wasser gelegenen Versteck verbracht, da setzte sich schon Patina an. Der Spezialist vom Yard hatte es allerdings geschafft, sie so zu reinigen, daß sie aussah wie neu.
    Wenn mich nicht alles täuschte, zeigte das Motiv Johannes den Täufer in der Wüste, wo er in einem Wasserloch stand und die Gläubigen taufte. Er selbst goß das Wasser über die Köpfe der Menschen, deren Gesichter durch die Reinigung der Ikone so deutlich hervorgetreten waren, daß wir sogar Details ausmachen konnten.
    Ich schaute mir das Motiv immer wieder an, und zwar dermaßen oft, daß es sogar Suko auffiel.
    »Ist etwas damit?«
    Ich hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht genau sagen«, murmelte ich und strich mit den Fingern darüber hinweg. »Aber etwas stört mich an dem Kunstwerk.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung.«
    Suko tippte gegen seine Stirn.
    »Komm mir nicht mit solchen Sachen, da kann man nicht einmal lachen.«
    »Ich weiß. Es klingt auch blöde oder verrückt, aber etwas paßt mir nicht an dem Bild.«
    »Dann sag es.«
    »Wenn ich das genau wüßte.« Ich stand auf und holte aus einer Schublade eine Lupe. Durch sie wollte ich jedes Detail dieser Ikone genau in Augenschein nehmen. Möglicherweise fiel mir dann auf, was mich bisher nur im Unterbewußtsein gestört hatte.
    »Dann mach mal«, sagte mein Freund, als ich ihm gegenüber wieder meinen Platz einnahm.
    Die Ikone war etwa einen halben Yard lang und die Hälfte davon breit. Und sie bestand aus Gold. Schon allein vom Materialwert war sie kaum bezahlbar. Wenn der Abbé sie verkaufte, um für sich und seine Männer ein Stück finanzieller Unabhängigkeit zu erwerben, konnte er ein kleines Vermögen herausschinden. Davon gingen Suko und ich aus.
    Der
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