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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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hocken, dann erhob sie sich und schritt mit zitternden Knien in Richtung Bad, wo die Heizung auf vollen Touren lief und die bullige Wärme zwischen den Wänden stand.
    Anne drehte den Wasserhahn auf, ließ die kalte Flüssigkeit in ihren Händen fließen und schleuderte sie gegen ihr erhitztes Gesicht.
    Damit schaffte sie zwar die äußerliche Wärme weg, die innerliche aber blieb leider bestehen.
    Sie hatte das Gefühl, ihre Seele würde brennen, und die Angst hockte wie ein Stein im Magen. Was sie erlebt hatte, war eigentlich mehr, als ein Mensch verkraften konnte.
    Drei Visionen an einem Tag, davon eine schrecklicher als die andere. Die letzte war untergegangen in einem Meer von Blut, ihrem Blut, und sie hatte dies alles so plastisch erlebt, als wäre sie persönlich daran beteiligt gewesen.
    Noch einmal wusch sie ihr Gesicht, trocknete sich mit dem weichen Handtuch ab und fand sich erst allmählich wieder zurecht. Mit noch unsicheren Schritten verließ sie das Bad, blieb jedoch an der Tür stehen und schaute in den großzügigen Wohnraum, der ihr überhaupt nicht mehr gefiel, weil er mehr Schatten als Licht beherbergte.
    Das wollte sie ändern.
    Ihre Finger zitterten noch immer, als sie den Lichtschalter umlegte, gegen die Decke schaute, wo drei Strahler befestigt waren, die in verschiedene Richtungen leuchteten. Sie erhellten das Zimmer mit einem kalten Licht, ließen Einzelheiten erkennen, und Anne Geron traf der zweite Schock.
    Überall sah sie Blut!
    ***
    Augenblicklich dachte sie an das Finale der letzten Vision, die in einem roten Rausch verschwunden war. Sie hatte gefühlt wie echt, und dieses Blut an den Wänden, auf den Möbeln, dem Teppich, das war alles echt.
    Aus großen Augen starrte sie in den Raum, den das Blut auf makabre Art und Weise verfremdet hatte. Das hatte sie nicht gedacht, so etwas hatte sie auch nicht gewollt, und sie tastete unwillkürlich ihren Körper ab, um an ihm nach Wunden zu suchen, die nicht vorhanden waren.
    Plötzlich schellte es!
    Sie besaß noch eine der schrillen Klingeln, deren Ton durch und durch ging.
    Auch jetzt schreckte sie zusammen, denn dem Klingeln folgte ein Klopfen gegen die Wohnungstür.
    Anne schritt durch den kleinen Flur, ohne allerdings die Tür zu öffnen. »Ja – wer ist denn da?«
    »Mademoiselle Anne, ich bin es. Die Großmutter von unten. Was ist los, Anne?«
    »Nichts«, keuchte sie, »gar nichts.«
    »Aber ich hörte Sie schreien. Ich habe auch einen Mann gesehen, mit dem Sie…«
    »Der ist längst wieder weg.«
    »Dann fühlen Sie sich wohl? Brauche ich nicht zu helfen, Mademoiselle?«
    »Nein, das brauchen Sie nicht.«
    »Bonne nuit, Anne.«
    »Gute Nacht.« Sie hörte die Frau die Treppe hinabgehen und preßte sich mit dem Rücken gegen die Innenseite der Wohnungstür. Nur keinem Außenstehenden etwas von diesem Schrecken erzählen, das wäre einfach zuviel des Guten gewesen. Sie wollte alles für sich behalten, wenigstens bis zum nächsten Tag, wenn sie Pierre traf.
    Davor lag noch die Nacht.
    Bis zum heutigen Zeitpunkt hatte sie die Nacht geliebt, sie war immer ihr Freund gewesen. Das war nun anders geworden. Plötzlich fürchtete sie sich vor der Dunkelheit und auch davor, daß sie all das Blut wieder abwaschen mußte. So konnte sie ihr Zimmer einfach nicht lassen.
    Mit schleifenden Schritten ging sie zurück in den sehr hellen Wohnraum. Das Licht schmerzte sogar in den Augen, die gleichzeitig einen ungläubigen Ausdruck bekamen, denn von all dem Blut war nichts mehr zu sehen.
    Kein Fleck mehr. Weder auf den Möbeln, an den Wänden, noch auf dem Fußboden.
    Sie begriff es nicht, sie faßte es nicht. So schnell konnte kein Blut abgewischt werden, und wenn, dann mußte es ein Geist getan haben, nicht sie.
    Als wäre ihr die eigene Wohnung fremd, so betrat die Lehrerin den Raum. Dabei schaute sie sich um, durchsuchte jede Ecke, jeden Winkel des Zimmers und fand keine Spur.
    Nicht einmal der Geruch war zurückgeblieben. Müde setzte sich Anne auf die Kante eines Stuhls. Allmählich kam sie zu der Überzeugung, daß es wohl am besten war, wenn sie sich in psychiatrische Behandlung begab. Was sie erlebt hatte, das durfte nicht sein, das waren furchtbare Halluzinationen und dabei so real. Irgend etwas mußte mit ihrem Seelenleben nicht in Ordnung sein.
    Auf dem Tisch lagen noch die Zigaretten und daneben das Einwegfeuerzeug. Sie holte das vorletzte Stäbchen aus der Packung, zündete es an und saugte den Rauch in die Lungen. Durch die Nase ließ sie
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