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0615 - Die Satans-Vision

0615 - Die Satans-Vision

Titel: 0615 - Die Satans-Vision
Autoren: Jason Dark
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übermorgen.«
    »Ich rufe dich an.«
    »Versprochen?«
    Rodin nickte. »Hundertprozentig sogar.« Er ging zur Tür, und Anne blieb bei ihm. Bevor Pierre die Klinke nach unten drückte, schlang sie ihre Arme um seinen Hals. Plötzlich waren ihre Lippen einander sehr nahe, berührten sich, und die junge Frau seufzte auf, als der Kuß sie wie ein Stromstoß erwischte, ihre Gefühle aufwallen ließ und dabei ihr Gesicht erhitzte.
    Er wurde lang und intensiv. Das Spiel der Zungen gefiel beiden.
    Als sie sich endlich voneinander lösten, mußten sie mit hochroten Gesichtern nach Luft schnappen.
    »Das war gut«, flüsterte Pierre. »Wird es morgen eine Fortsetzung davon geben?«
    »Wenn du kommst, gern…«
    Er streichelte Annes Wange. »Und ob ich kommen werde. So etwas wie dich lasse ich nicht mehr los.«
    Anne berührte ihre Finger mit den Lippen und blies ihm einen Kuß zu. »Ich freue mich auf dich, Cheri.«
    »Bis morgen.« Beinahe hastig öffnete Pierre die Tür. Er war so durcheinander, daß er Mantel und Schal vergessen hatte. Erst im Treppenhaus fiel es ihm ein. Da stand Anne schon vor der Tür und reichte ihm beides.
    Sie blieb so lange im Flur zurück, bis unten die Haustür ins Schloß fiel.
    Langsam nachdenklich und mit gesenktem Kopf schritt sie zurück in die Wohnung.
    Wie nahe doch Hölle und Himmel beieinander lagen. Zuerst das tiefe Grauen, dann dieses wunderbare Liebesgefühl. Es war kaum zu beschreiben. Trotzdem drückte noch ein anderes Gefühl allmählich aus der Tiefe ihrer Seele hoch.
    Angst…
    ***
    Letzte Vision
    Die Dunkelheit hatte den Tag verschlungen, und Arne stand an einem der beiden Fenster, von wo aus sie über die Dächer hinweg in den dunklen Himmel schaute. Sie liebte diesen Platz besonders, denn er ließ sie die doch vorhandene Enge ihrer kleinen Wohnung vergessen.
    An diesem Abend, so kam es ihr vor, besaß er eine besondere Farbe. Er schimmerte in einem tiefen Dunkelblau, und Anne erlebte wieder einmal die Endlosigkeit des Firmaments. Sie hatte oft versucht, diese Gefühle, die sie beim Betrachten des Himmels bekam, auf die Leinwand zu bannen. Das war ihr seltsamerweise nicht gelungen. Sie hätte nur eine Fläche malen müssen, ohne Motiv, aber sie überkam jedesmal der Drang, es zu versuchen, so auch heute, wobei sie aber wieder davon Abstand nahm, sich schließlich umdrehte und auf ihr breites Bett schaute.
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, denn sie dachte daran, daß sie die übernächste Nacht nicht allein verbringen würde. Wer den Kuß fortsetzte, dem blieb eigentlich nur diese Möglichkeit, und Anne spürte bereits jetzt die Spannung.
    Auf dem Tisch standen noch die benutzten Tassen. Einige Gebäckteile verteilten sich ebenfalls auf dem Teller, sie hatten ihn fast geleert und es kaum gemerkt. Die Zeit war einfach zu schnell vergangen.
    Schlafen wollte sie noch nicht, nur ruhen, vielleicht dabei nachdenken und auch versuchen, die schlimmen Gedanken nicht erst hochkommen zu lassen.
    Anne setzte sich auf die Bettkante, schaute in den Raum hinein, wo die Bilder im Dämmerlicht der alten Stehlampe allmählich verschwanden und sie wieder an die Szenen erinnert wurde, die sie an diesem Tag schon zweimal erlebt hatte.
    Die Lehrerin wollte nicht mehr hinschauen, deshalb drehte sie sich und drückte sich zurück. Auf dem Rücken, das Kissen unter dem Kopf, blieb sie liegen.
    Sie wohnte in einem ruhigen Haus. Aus den anderen Etagen waren kaum Geräusche zu hören, und auch an diesem Abend blieb es ruhig in ihrer Wohnung.
    Anne schaute gegen die Decke. Sie hatte sie in einem Blaugrau-Ton gestrichen und lange experimentieren müssen, bis die Farbe stand. Jetzt aber entdeckte sie dort immer einen Schatten, der sich allmählich zu einem Gesicht hervorkristallisierte.
    Pierre schien sie anzulächeln…
    Sie gab zu, sich in diesen jungen Mann verliebt zu haben. Schlagartig, und dabei hatte sie stets über den Begriff »Liebe auf den ersten Blick« gelacht, aber es hatte sie einfach erwischt, ob sie es nun wahrhaben wollte oder nicht.
    Das war die Woge, auf der sie schwamm und die auch mithalf, das Grauen hinwegzuspülen. Sie hoffte, daß die Liebe stärker war als die fürchterlichen Visionen, die Abbilder ihrer Seele.
    Die Ruhe und die Wärme lullten sie ein. Es bedurfte keines Befehls, um ihre Augen zufallen zu lassen. Sie sank nicht in einen tiefen Schlaf, sondern in den Zustand der Dämmerung, wo die Zeiten verschwanden und nur sie selbst vorhanden war.
    Ihr normaler Geist verlor sich
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