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0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

Titel: 0612 - Nachts jagt die schwarze Katze
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gekleidet, ebenfalls in Weiß, tauchte ganz ›normal‹ auf.
    Zamorra war gespannt darauf, wie die Show ablaufen würde.
    Inzwischen hatten auch Nicole, Carlotta und Ted ihre Positionen bezogen, von denen aus sie dem Zauberer recht genau auf die Finger schauen konnten. Sie alle kannten die meisten Tricks, die von Gauklern, Taschenspielern und Illusionisten angewandt wurden, konnten oft schon durch bloßes Zusehen erkennen, wie der jeweilige Trick funktionierte.
    Rano der Magier hielt sich erst gar nicht mit Kleinigkeiten auf. Gleich zu Anfang deutete er mit seinem Zauberstab auf Jaques deRoguette.
    Unmittelbar vor dem Gastgeber entstand ein buntgekleideter Zwerg aus dem Nichts, der Zamorra ein wenig an den schwarzhäutigen Gnom erinnerte, jenen zauberkundigen Famulus seines schrulligen Verwandten Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
    Doch kaum etwas an diesem Zwerg war menschlich. Er hatte eine grünliche Schuppenhaut, einen Insektenkopf mit langen, bedächtig hin und her fächelnden Fühlern, und seine Finger sahen wie kleine Krakenarme aus.
    Mit diesen Krakenfingern malte der magische Zwerg Zeichen in die Luft, worauf deRoguettes Anzug schlagartig seine Farbe wechselte. Noch während die Gäste applaudierten, veränderte sich auch der Schnitt, und von einem Moment zum anderen glich deRoguette einem römischen Imperator in Sandalen, Tunika, Toga und mit Lorbeerkranz.
    Dann löste sich der Zwerg mit einem Sektkorkenknall wieder in Nichts auf.
    Der Applaus verstärkte sich.
    Rano verneigte sich.
    »Ich«, erklärte er dann, »beginne dort, wo alle meine Kollegen aufhören. Was sie als schwierig ansehen und der Höhepunkt ihrer Veranstaltung ist, das ist für mich erst der Anfang. Was ist der Grund, fragen Sie sich? Ganz einfach: Die anderen sind Illusionisten, ich dagegen praktiziere wirkliche und echte Magie!«
    Er wechselte einen schnellen Blick mit seiner Assistentin, die er dem Publikum unter dem Namen Chatalya vorgestellt hatte.
    Zamorra war sicher, daß dieser Blick praktisch niemandem auffiel - vielleicht nicht einmal seinen Gefährten. Daraufhin nahm Zamorra diese Chatalya etwas näher in Augenschein, weniger ihres attraktiven Aussehens wegen.
    Echte Magie - vielleicht wandte Rano sie tatsächlich an.
    Sollte es sich um Schwarze Magie handeln, würde Nicole das mit ziemlicher Sicherheit herausfinden können. Unter ihrem Kleid trug sie Merlins Stern, das silbrig schimmernde Zauberamulett, das der alte Magier Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte. Das Amulett würde unweigerlich jede schwarzmagische Aura erkennen und auf seine spezielle Weise melden.
    Zamorra suchte einen kurzen Blickkontakt mit Nicole. Aber sie schaute nicht in seine Richtung. Sie kontrollierte weiterhin, was auf der ›Bühne‹ geschah, beziehungsweise auf dem schmalen Streifen des Raumes, der für diesen Auftritt freigehalten worden war.
    Der Zauberer sagte etwas, was Zamorra nicht gleich verstand, aber dann plötzlich streckte er einen Arm aus und deutete direkt auf den Dämonenjäger.
    »Meine Damen und Herren, hier in unserem Kreis haben wir jemanden, der aufgrund seiner profunden Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten bestätigen kann, daß es sich bei allem, was ich tue, wirklich um Magie handelt und nicht nur um Taschenspielertricks. Darf ich Ihnen Professor Zamorra vorstellen, von Beruf Parapsychologe!«
    Die anderen wandten sich ihm zu. Ausgetrickst, dachte Zamorra verdrossen. Dieser Punkt geht an ihn.
    Er fragte sich, woher Rano ihn kannte. Zamorra konnte sich nicht erinnern, daß sie sich schon einmal irgendwann über den Weg gelaufen waren.
    Wie auch immer - von einem Moment zum anderen war er durch diesen Magier bloßgestellt worden.
    Auch ›Cäsar‹ Jaques deRoguette sah ihn an, und er wirkte dabei sehr nachdenklich…
    »Kommen wir nun zum nächsten magischen Experiment«, fuhr Rano unvermittelt fort. »Zu einem sogenannten Trick, den viele meiner Kollegen für extrem schwierig halten. Darf, ich dafür jemanden aus meinem hochverehrten Publikum zu mir bitten?«
    Niemand rührte sich.
    »Nun, wer meldet sich freiwillig? Ah, Sie… Ja, bitte, kommen Sie doch zu mir. Bitte…«
    Zamorra schluckte.
    Wer nach vorn trat, war niemand anderer als Michelle Garon!
    ***
    Die Katze lächelte.
    Wieder hatte sie eine Seele gefangen.
    Genug für diesen Tag.
    Fünf Seelen mußten es noch sein. Noch fünf Nächte, noch fünfmal Jagd und fünfmal Töten. So verlangte es
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