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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß
Autoren: Jason Dark
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entgegenschritt.
    Mit der linken Handfläche schleifte er über das Geländer. Zudem brauchte er das Gefühl, einen gewissen Halt zu haben, um sich, wenn etwas passierte, rasch festklammern zu können.
    War die Halle leer?
    Bisher hatte er kein Geräusch vernommen, was sich allerdings einen Moment später änderte.
    Es gab Geräusche, die der Historiker haßte. Dazu gehörte das Rülpsen, Schlürfen und Schmatzen.
    Und genau das vernahm er.
    Archer blieb stehen. Sein Gesicht hatte sich verzogen und zeigte einen leichten Anflug von Ekel. Ein paarmal fuhr er mit der Zungenspitze über die Lippen und traute sich erst nach einigen Sekunden, seinen Weg fortzusetzen.
    Noch drei Stufen mußte er hinter sich lassen, um in die Halle hineinschauen zu können.
    Von seinem Standort aus sah sie sehr weit und geräumig aus. Der Mann konnte die gesamte Breite überblicken. Die Halle selbst war ziemlich karg eingerichtet, es störten kaum Möbelstücke.
    Da war der lange Tisch, der Schrank, auch die Feuerstelle…
    Das alles sah er, das alles interessierte ihn nicht, denn seine Vermutungen waren vollends über den Haufen geworfen, als er die Person entdeckte, die an dem langen Tisch hockte.
    Es war eine fast nackte, dunkelhaarige Frau.
    Das störte ihn nicht einmal, auch wenn es ihn wunderte. Ihm stieß vielmehr die Tat dieser Person auf, denn sie hielt mit beiden Händen einen bleichen Totenkopf umklammert, bei dem die Schädeldecke fehlte. Dieser Totenkopf diente ihr als Gefäß für eine rote Flüssigkeit, die merkwürdigerweise nicht aus den Augenhöhlen oder den anderen Öffnungen rann.
    Statt dessen trank die Person das Zeug, und Archer glaubte, daß es sich dabei um Blut handelte…
    ***
    Jane Collins stoppte ihren kleinen Golf auf dem Parkplatz vor dem Haus der Sarah Goldwyn. Die Detektivin und ehemalige Hexe wohnte darin seit einiger Zeit mit der wesentlich älteren Horror-Oma.
    Es war eine Laternengarage zwischen zwei Bäumen.
    Zwei Frauen saßen im Golf. Einmal Lady Sarah auf dem Beifahrersitz und Jane, die das Fahrzeug gelenkt hatte. Sie stieß auch die Tür auf und schwang ihre langen Beine aus dem Golf. Jane trug erbsengrüne Cordjeans, dazu einen braunen Pullover mit gelbem Muster und hatte darüber eine dreiviertellange Jacke, die sehr weit geschnitten war.
    »Nicht so hastig«, beschwerte sich die Horror-Oma. »Eine alte Frau ist doch kein D-Zug.«
    Jane lachte. Sie hatte sich schon an den Kofferraum gestellt. »Ich möchte wissen, wo du alt bist.«
    »Hör auf, Kind, ich fühle mich nicht gut. Das feuchte Wetter geht mir ganz schön in die Knochen. Wenn du in die Jahre kommst, wirst du es auch merken.«
    Jane hatte die Heckklappe geöffnet und schaute auf die beiden mit Lebensmitteln gefüllten Kartons. Sie und Lady Sarah waren im Supermarkt gewesen, um einzukaufen. So war ein großer Teil des Morgens vorübergegangen, und für den Nachmittag hatte sich Sarah Goldwyn vorgenommen, ins Kino zu gehen.
    Der Titel des Films stand noch nicht fest, sie konnten zwischen drei Streifen wählen.
    Trotz ihres relativ hohen Alters war Sarah Goldwyn im Herzen jung geblieben. Sie liebte alles, was mit Grusel und Action zu tun hatte, dazu gehörten eben auch die entsprechenden Filme. Mit wehendem Mantel schritt die Horror-Oma durch den Vorgarten auf die Haustür zu, um sie aufzuschließen.
    Jane hatte mittlerweile den ersten Karton aus dem Wagen gehoben und schleppte sich mit ihm ab. Mit einem erleichterten Atemstoß stellte sie ihn in den Flur und meinte: »Manchmal könnten wir einen Mann im Haus gut gebrauchen.«
    Lady Sarah nickte. »Da sagst du was, Kind. Wir können ja John Sinclair anrufen, damit er demnächst bereitsteht, wenn wir vom Einkaufen nach Hause kommen.«
    »Der wird sich hüten.«
    Sarah strich über Janes Wange. »Es kommt darauf an, Kind. Du mußt ihm nur die richtige Belohnung versprechen.«
    »Und die wäre?«
    Jetzt wurde ihr Blick fast traurig. »Habt ihr jungen Leute so wenig Phantasie, was eine Belohung für einen Mann angeht, den man persönlich sympathisch findet?«
    »Das nicht«, gab Jane lächeln zurück. »Nur bin ich mir nicht sicher, ob John mich nicht längst vergessen hat.«
    »Wieso denn das?«
    »Sarah, wann hast du ihn zum letztenmal gesehen?«
    Die Horror-Oma runzelte die Stirn und spielte mit den zahlreichen Ketten, die um ihren Hals hingen. »Das ist allerdings schon eine Weile her, muß ich dir sagen.«
    »Eben.«
    »Er wird keine Zeit gehabt haben.«
    Jane hob die Schultern. »Dies kann
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