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0611 - Der Mondschein-Teufel

0611 - Der Mondschein-Teufel

Titel: 0611 - Der Mondschein-Teufel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Broadwindsor.«
    »Du solltest besser mich ans Lenkrad lassen.«
    »Warum?«
    »Du fährst auf der falschen Straßenseite.«
    »Ich doch nicht - die Engländer tun das.« Möbius grinste.
    »Nee, ich weiß schon. Auf öffentlichen Straßen fahre ich natürlich links. Steig schon ein, ich bin nicht zum ersten Mal in diesem Land.«
    In diesem Moment geschah etwas, mit dem sie beide nicht gerechnet hatten!
    ***
    Nicole grübelte noch, als der Angriff erfolgte.
    Unmittelbar vor ihr brach der Boden auf, und eine schuppige Kreatur mit kleinem Kopf und großem Maul, das fast nur aus Zähnen bestand, schoß erdklumpenschleudernd empor und schnappte nach der Französin.
    Sie sprang unwillkürlich zurück -und hatte nicht bedacht, daß sich hinter ihr der Baum befand.
    Sie schrie schmerzerfüllt auf, als sie ihn durchdrang, einfach durch diese feste Masse hindurchglitt.
    Der zähnestarrende Rachen auf Beinen setzte ihr nach, knallte aber mit der Krokodilschnauze direkt in den Baumstamm.
    Nicoles Schmerz verschwand so schnell wieder, wie er aufgetreten war, als sie durch den Baum hindurchglitt. Statt dessen fühlte sie sich jetzt benommen.
    Es war, als hätte ihr jemand einen betäubenden Schlag gegen den Kopf versetzt, aber der entsprechende Schmerz fehlte.
    Dafür jaulte die Bestie, die den Stamm nicht hatte durchdringen können.
    Im Mondlicht sah Nicole, wie sich das Untier heftig schüttelte. Aus dem gewaltigen Maul flogen zersplitterte Zähne und spritzte Blut.
    Aber die Kreatur besaß immer noch genug Zähne und auch seine Klauen, um Nicole damit gefährlich werden zu können.
    Und der Schmerz der Verletzung machte es rasend.
    Es brauchte nur ein paar Sekunden, um sich neu zu orientieren, weniger als Nicole, um ihre Benommenheit abzuschütteln.
    Die Bestie kam jetzt um den Baum herum.
    Zum Teufel! dachte Nicole. Jetzt haben Janets Alpträume mich auch erreicht!
    Es mußte so sein. Die Schreckensgestalten, die bisher nur Janet Baker gehetzt und bis an den Rand des körperlichen und geistigen Zusammenbruchs gebracht hatten, kamen jetzt auch zu Nicole. Jetzt wurde sie zum Opfer.
    Und sie konnte nichts anderes tun, als davonzulaufen. Gegen eine solche zähne- und krallenstarrende Bestie zu kämpfen, das war Selbstmord. Nicole hatte keine Gelegenheit gehabt, über Abwehrstrategien nachzudenken.
    Jetzt war es dafür zu spät. Jetzt konnte sie nur versuchen, sich zu retten, damit dieses Ungeheuer sie nicht umbrachte.
    Sie begann zu laufen.
    Und nachzudenken.
    Was, wenn es gar nicht in der Absicht ihres Entführers lag, sie zu töten? Wenn er sich statt dessen an ihrer Angst weiden wollte?
    Sie nur zu töten - das hätte er einfacher haben können. Auch bei Janet.
    Nein, es ging ihm nicht darum, daß seine Beute schnell starb.
    Er wollte die Angst seiner Opfer genießen. Und deshalb durften diese Opfer nicht sterben.
    Ich muß wahnsinnig sein, daß ich das tue, durchfuhr es Nicole. Aber dann fuhr sie herum und blieb einfach stehen!
    Sie wollte sich nicht hetzen lassen!
    Sie wollte nicht dem Vergnügen des Entführers dienen!
    Keine Angst zeigen! Keine Emotionen freisetzen - zumindest nicht solche, die ihr Feind genießen konnte und wahrscheinlich auch hervorrufen wollte!
    Sie wartete auf den Angriff der Bestie.
    Und im nächsten Moment war das Monster bereits heran!
    Da flammte die Angst in Nicole doch wieder auf, erfüllte sie bis in die letzte Faser ihres Daseins.
    Was, wenn sie sich irrte? Wenn das Biest sie doch tötete?
    Dann hatte sie aufs falsche Pferd gesetzt. Dann war sie in wenigen Augenblicken tot!
    Aber es war schon zu spät. Noch ehe sie ihre Entscheidung revidieren konnte, schnappte das krokodilmäulige Ungeheuer zu!
    ***
    Vor Zamorra flimmerte für einen kurzen Moment die Luft.
    Dann tauchte eine Gestalt aus dem Nichts auf.
    Eine Gestalt, die er nur zu gut kannte!
    Nicole!
    Unwillkürlich breitete er die Arme aus, um nach ihr zu greifen und sie an sich zu ziehen. Aber sie blieb abrupt stehen und hob beinahe abwehrend die Hände.
    »Schnell«, stieß sie hervor. »Du mußt mitkommen! Wir haben nicht viel Zeit, um…« Sie verstummte, winkte ihm aber heftig zu und wandte sich schon halb ab, um zurückzukehren in das Weltentor, aus dem sie aufgetaucht war - sofern es ein Weltentor war.
    »Warte«, rief Zamorra. »Wie hast du es geschafft, zurückzukommen?«
    »Später!« wehrte sie ab. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Komm sofort. Allein schaffe ich es nicht!«
    Sein Amulett hatte sich erwärmt und vibrierte
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