Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0611 - Der Mondschein-Teufel

0611 - Der Mondschein-Teufel

Titel: 0611 - Der Mondschein-Teufel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
noch immer an wie ein Gespenst.
    Dann wirbelte sie herum, rannte davon.
    »Warten Sie!« rief Nicole ihr nach. »Verdammt, Janet, warte! Bleib hier!«
    Sie kam selbst auch wieder auf die Beine, machte ein paar Schritte, versuchte Janet zu folgen.
    Doch schon nach ein paar Dutzend Metern gab sie auf. Janet Baker rannte, als würde sie von einem Dämon verfolgt.
    Nicole konnte es ihr nachfühlen, denn die junge Frau mußte sich verraten und verkauft vorkommen.
    Da tauchte eine Fremde auf und erzählte ihr, daß sie ihr helfen wolle. Dann wandte die Unbekannte zuerst Hypnose an, und dann schien sie nicht einmal ein Wesen aus Fleisch und Blut zu sein.
    Kein Wunder, daß Janet davongerannt war. Wahrscheinlich hielt sie Nicole jetzt ebenfalls für eine dieser teuflischen Kreaturen, von denen Selenos Welt erfüllt war.
    Moment mal!
    Selenos Welt!
    Nicole hatte diesen Begriff Janet gegenüber erwähnt! Gerade eben vor der Berührung!
    Woher kannte sie ihn?
    Aus den ›Zwillingsgedanken‹?
    Ja, von daher mußte diese Information kommen. Von daher war Nicoles Wissen übermittelt worden, das sie abgegriffen hatte, ohne darüber nachzudenken.
    Selenos Welt…
    Das Wissen aus fremden Gedanken, die zugleich doch ihre eigenen waren… und nun das Durchdringen ihres eigenen Körpers!
    Sie betrachtete ihren Arm. Die Stelle, an der Janets Hand bis auf den Knochen vorgedrungen sein mußte.
    Aber es gab keine erkennbare Verletzung. Als Nicole die Stelle berührte, fühlte sie ihre Haut, sie war unversehrt, und ihre Hand drang auch nicht ein, wie es bei Janets Berührung geschehen war.
    Was war das für ein Spuk?
    Nicole drückte fester zu.
    Keine Reaktion!
    »Vielleicht kann ich mich in dieser Welt nicht selbst verletzen, aber von anderen verletzt werden?« überlegte sie.
    Eine neue Facette des Horrors?
    Sie nahm einen Zweig vom Boden auf. Er war vom Ast des großen Baumes abgebrochen, unter dem sie sich beide aufgehalten hatten. Nicole drückte das Ende des Astes gegen ihren Arm.
    Er - drang ein!
    Und es tat verdammt weh!
    ***
    Seleno war bereit, den Köder auszulegen.
    Der Zeitverlauf stimmte jetzt, genug Einfluß konnte Seleno auf ihn ja ausüben. Er hatte es zwar noch nicht geschafft, der Zeit wirklich Herr zu werden, aber er konnte bestimmte Ströme und Entwicklungen in der Zeit beschleunigen, und der Zeitablauf in seiner Welt war auch nicht abhängig von dem in der Welt der Menschen.
    Jetzt konnte Seleno handeln. Alles stimmte perfekt überein.
    Der Köder und die Zeit.
    Und in seiner Welt würde der Gegner gehandikapt sein. Hier hatte Seleno Heimspiel, weil der andere sich erst orientieren mußte, wie zuvor die beiden Frauen.
    Seleno lachte.
    »Jetzt…«
    ***
    Nicole zog den kleinen Ast wieder zurück. Das Licht des ungewohnt großen Mondes reichte aus, um zu sehen, daß es keine Wunde gab. Auch der Schmerz war sofort wieder verschwunden, als sich der Ast nicht mehr in ihrem Arm befand.
    Keine Spuren… nicht an Mensch und nicht an Pflanzenteil…
    Vorsichtig probierte Nicole es an einer anderen Stelle aus.
    Diesmal biß sie die Zähne zusammen und schob den stabilen Zweig ganz hindurch, so daß seine Abbruchspitze an der anderen Seite wieder austrat.
    Es tat weh, höllisch weh, aber es schien keine richtige Wunde zu sein.
    Nicole begann zu experimentieren. Sie zog den Zweig quer - und aus ihrem Arm heraus.
    Das tat nicht mehr weh als das Durchstoßen, und es hinterließ ebenfalls keine Wunde. Und auch jetzt war sofort nach dem Herausziehen des Fremdkörpers der Schmerz vorbei.
    Es gab nicht einmal Nachwirkungen!
    Als Nicole die Stelle mit den Fingerkuppen berührte, fühlte sie nichts, nicht einmal, als sie mit der Faust kräftig dagegenschlug. Nur den ganz normalen Druck, der dabei entstand.
    »Verrückt«, murmelte Nicole. »Als wäre ich durchlässig geworden - für alles Fremde…«
    Sie lehnte sich gegen einen Baumstamm. Ob Janet ihrerseits ebenso durchlässig war?
    Das mußte doch herauszufinden sein.
    Nicole beschloß, der Spur zu folgen, die Janet garantiert hinterlassen haben mußte. Irgendwo würde sie die andere Frau schon finden.
    Aber erst einmal überraschte sie der Schmerz an ihrer Schulter.
    Vorsichtig drehte sie den Kopf - und sah, daß der Baumstamm, an dem sie lehnte, in ihre Schulter eindrang!
    Beziehungsweise umgekehrt.
    Ruckartig sprang sie vor. Auch jetzt: keine Wunde. Nur ein Teilchen ihres T-Shirts mußte an einem borkigen Rindenstückchen hängengeblieben sein. Ein kleiner Fetzen des dünnen Stoffes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher