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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker
Autoren: Edgar Wallace
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im Kohlenkeller.« Er lächelte gutmütig. »Es war wirklich ein anregender Fall - in mancher Beziehung. Nebenbei bemerkt, man hat den Club geschlossen.«
    »Den Leopard-Club?«
    »Eigentlich ein unnötiger und willkürlicher Akt der Polizei. Die Bar wurde zuletzt geschlossen, was seinen guten Grund hatte - ich stand nämlich dort im Gespräch mit dem Polizeiinspektor, der den Fall unter sich hat. Wirklich ein netter Mensch - leider trinkt er nur Limonade und Sodawasser. Ja, durch einen glücklichen Zufall bin ich Augenzeuge dieser - wie soll ich sagen - Tragödie geworden.«
    Beryl sah, wie Johns Gesicht starr wurde.
    »Sie?«
    »Ja, ich war Augenzeuge und auch wieder nicht. Ich sah, wie jemand einen Schuß abfeuerte, und doch könnte ich nicht schwören, daß ich die Person, die schoß, erkannt hätte. Ich bin kein Rechtsgelehrter, aber ich frage Sie -was für juristische Konsequenzen ergeben sich, wenn jemand in Selbstverteidigung tötet? Miss Trent hat mich darüber auf dem ganzen Weg hierher ausgefragt. Ich vermute zwar, daß sie nur versuchte, die Ermordung Larry Graemes zu rechtfertigen. Aber solche Fragen können Zeitungsleute eben nicht entscheiden.«
    »Ich möchte Sie etwas fragen, Harras - werden Sie Miss Stedmans Namen in Ihrem Bericht erwähnen?«
    »Es ist unmöglich, ihn zu verschweigen, nach allem, was geschehen ist.«
    »Aber die Sache kann doch mit ihrer Verheiratung enden, soweit sie in Frage steht?«
    Josua nickte.
    »In meinem Bericht schon, Mr. Leslie. Aber da bleibt die viel schwierigere Frage - wie wird der Polizeibericht aussehen?«
    Eine Pause trat ein. Dann sagte Leslie:
    »Tillman hat Sie gesehen!«
    »Tillman!« Josuas Stimme schnappte über. »War Tillman dort?«
    »Er war vor dem Leopard-Club und hat mit Miss Stedman gesprochen.«
    »Wie - er war draußen und hat Miss Stedman gesehen? Das ist sehr unangenehm. Aber sind Sie auch sicher, daß er nur vor dem Lokal war? Sie selbst haben ihn doch nicht etwa gesehen oder gesprochen?«
    Leslie beruhigte ihn.
    »Gott sei Dank.«
    Unvermittelt drehte sich John zu Beryl um und forderte sie energisch, fast grob, auf:
    »Komm jetzt mit mir zum Wagen. Es ist Zeit, daß du nach Hause fährst.«
    »Aber ...« wandte sie ein.
    »Ich muß darauf bestehen - ich bringe dich nach Wimbledon. Dann muß ich allein sein, um alles überdenken zu können. Auch möchte ich Mr. Harras diese Nacht noch einmal sprechen - und außerdem sollte ich mich nach Mr. Tillman umsehen. Ich habe den Eindruck, daß dieser Tillman recht unangenehm werden kann.«
    »Oh, ich glaube nicht«, äußerte Josua, »er ist ein sehr liebenswürdiger Mensch, das heißt, ich spreche nicht von ihm in seiner beruflichen Eigenschaft, sondern als Privatmann. Sie werden sich sicher mit ihm verständigen können.«
    »Wir wollen sehen!«

34
    Lew Friedman saß zusammengekauert in einer Ecke des Wagens. Er begrüßte Leslie nur kurz und sprach während der Fahrt kaum ein Wort, auch nicht mit Beryl. Still hielt er ihre Hand in der seinen. Leslie versuchte, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, aber es gelang ihm nicht. Er war herzlich froh, als sie in ›Hillford‹ ankamen.
    In der Atmosphäre des eigenen Heims wurde Friedman etwas gelöster. Die Ereignisse der Nacht hatten ihm stark zugesetzt, und zum erstenmal fiel Beryl auf, wie alt er aussah.
    »Kommst du noch in die Bibliothek, oder willst du schlafen gehen?«
    »Ich habe ja schon im voraus geschlafen, Onkel Lew!« meinte sie lächelnd.
    »Gott sei Dank, daß du geschlafen hast«, sagte er und öffnete die Tür zur Bibliothek.
    Alle drei traten ein. Bis Robert den Tee brachte, wurde nicht gesprochen.
    Lew goß sich reichlich Cognac in den Tee und trank ihn in einem Zug aus.
    »Das hat gutgetan«, murmelte er, hielt seine kalten Hände an den Kamin und drehte den Kopf zu Leslie um. »Großer Gott, was für eine Nacht!« Dann ließ er sich wieder in den alten Lehnstuhl fallen.
    »Wissen Sie Bescheid, Friedman?«
    »Sie meinen über Sutton -? Ja, ich weiß alles. Haben Sie es ihr erzählt?«
    »Ich sagte ihr, daß Sutton tot ist.«
    »Sagten Sie ihr nicht, daß er - was er war?«
    »Nein.«
    »Er war der Zinker«, sagte Lew kurz entschlossen. »Ja, und er war noch etwas viel gemeineres. Beryl, Liebling, du erinnerst dich, daß wir eines Abends von einem Mann sprachen, hier in der Bibliothek, der sich ein Vermögen mit Heiratsschwindeleien zugelegt hatte?«
    »Ja, ich erinnere mich genau - du sagtest damals, daß Raub im Vergleich dazu noch eine
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