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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf
Autoren: A.F.Morland
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nachts aus. Er lebte in diesem unheimlichen Geisterschloß. Er behauptete, er wäre älter als er aussah. Älter, als ein Mensch je werden kann. Er liebte Blut wie ein… Vampir!
    »Bitte, Conte…«
    »Sie dürfen mich Marco nennen.«
    »Es ist schon spät…«
    »Die Nacht ist noch jung. Sie soll uns gehören. Trinken Sie den Wein. Und vergessen Sie alles. Ihre Arbeit, Ihre Freunde, Ihr Leben… Vergessen Sie sich in mir, Ricarda.«
    Sie war schon mit vielen Männern zusammen gewesen, und mit den meisten hatte sie sehr viel Spaß gehabt, denn sie verstand nicht nur zu geben, sondern auch zu nehmen.
    Doch jetzt zweifelte sie daran, daß sie hier ein schönes Erlebnis haben würde. Ihr Aufenthalt in diesem Spukschloß glich einem Alptraum, aus dem sie gern erwacht wäre.
    Aber es war niemand da, der sie weckte.
    Conte Cassandrini starrte unentwegt auf ihren Hals. Das wurde ihr allmählich unangenehm. Andere Männer blickten ihr in die Augen oder auf den Mund. So intensiv hatte sich noch niemand für ihren Hals interessiert.
    Sie trug keinen Schmuck.
    Was also war es, das Marco Cassandrini so sehr faszinierte?
    Nervös setzte Ricarda das Glas an die Lippen. Als sie trank, glaubte sie, einen triumphierenden Ausdruck in seinen Augen zu entdecken. Befand sich irgend etwas im Wein?
    Ein Schlafmittel? Gift?
    Der Wein schmeckte hervorragend. Wie Öl rann er durch die Kehle. Er war süß und dick wie… Blut.
    Um Himmels willen! dachte Ricarda entsetzt. Ist es Blut?
    »Ein edler Tropfen«, sagte Conte Cassandrini. »Fruchtig, voll im Geschmack. Ich möchte sagen, er hat Körper. Er schmeckt nicht so leer und schal wie die billigen Weine, die die meisten Menschen trinken. Er ist stark. Sie werden seine Wirkung bald spüren.«
    In der Tat spürte Ricarda bald etwas. Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Sie wurde locker und gelöst.
    Sie dachte an die Injektion, die man vor einer Operation bekommt. Danach wird man ruhig, es wird einem alles egal.
    »Was ist in dem Wein?« fragte Ricarda mit schwerer Zunge.
    »Nichts. Nur die betörende, berauschende Kraft der Natur.«
    Die Wärme war dem Mädchen längst in den Kopf gestiegen. Fieber schien auf ihrer Stirn zu brennen.
    »Ich habe noch nie so einen Wein getrunken«, sagte sie.
    »Er ist sehr, sehr alt - so wie ich.«
    »Ich möchte nach Hause, Marco…«
    »Nicht doch, Ricarda. Ich möchte, daß wir uns näher kennenlernen. Als ich Sie heute sah, war ich von Ihrer Schönheit angetan. Ich sagte mir, mit diesem wunderbaren Mädchen mußt du die Nacht verbringen. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie meine Einladung angenommen haben. Damit haben Sie mich sehr glücklich gemacht. Ich möchte Ihnen meine Dankbarkeit erweisen.«
    Obwohl sie wußte, daß es gefährlich war, trank sie den ganzen Wein. Es hatte den Anschein, als wollte sie sich betäuben. Wieso kam ihr der bleiche Graf in seinem Schloß so unheimlich vor?
    Warum hatte ihr Instinkt sie vor Marco Cassandrini nicht schon früher gewarnt. Jetzt kam diese Warnung zu spät. Sie war die Gefangene des Grafen. Ohne sein Einverständnis würde sie dieses Schloß nicht verlassen können.
    »Leben Sie allein hier?« fragte das rothaarige Mädchen, um irgend etwas zu sagen.
    »Sie meinen, so ein großes Schloß ist zu groß für einen Mann allein? Nun, ich will Ihnen ein Geheimnis anvertrauen: Ich lebe mit guten Freunden hier.«
    Ricarda schaute den Grafen überrascht an. Was sollte das nun wieder heißen? Nahm er sie pausenlos auf den Arm? Machte er sich über sie lustig? In seinem Gesicht war kein verschmitztes Lächeln, um seine Augen lag kein Ausdruck verhaltener Heiterkeit.
    Also meinte er ernst, was er sagte.
    »Sind diese guten Freunde heute auch hier?« fragte Ricarda Volonte völlig durcheinander.
    »Vielleicht«, sagte der Graf, und jetzt lächelte er sehr seltsam. Er griff nach ihrem leeren Glas, an dem sie sich festhielt. Als er es ihr aus der Hand nahm, war ihr, als würde er sie eines Schutzes berauben.
    Er stellte das Glas auf den Tisch und seines daneben.
    »Ich möchte dich küssen, Ricarda«, sagte er leise. Seine Stimme war belegt. Er mußte jetzt sehr aufgeregt sein.
    Sie hatte noch nie etwas gegen Küssen gehabt - und auch nicht gegen mehr als das. Aber da war auch nie diese lähmende Furcht in ihren Gliedern gewesen.
    Ricarda wich ängstlich zurück.
    »Was hast du?« fragte Corite Cassandrini. »Ich beiße nicht.«
    Vielleicht doch! dachte das Mädchen, und ihr Herz fing an, wild zu hämmern.
    »Ich will
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