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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf
Autoren: A.F.Morland
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unvermittelt, daß der Pfadfinder nun doch ein wenig erschrak.
    Seine Hand zuckte zum Gürtel. Er trug daran ein Fahrtenmesser und eine lichtstarke Stablampe. Nach ihr griff er. Rasch war sie losgehakt, und dann richtete er den Strahl auf die Person.
    Verwundert erkannte er, daß er weder Franco Bertini noch Vittorio Fabrici vor sich hatte, sondern ein hübsches, schwarzhaariges Mädchen. Das grelle Licht schien ihr in den Augen zu schmerzen. Sie hob rasch die Hand und blickte ängstlich zurück.
    Kam sie vom Schloß her?
    Sie zitterte, und ihr Blick war gehetzt. »Bitte…«, flehte sie. »Helfen Sie mir… Beschützen Sie mich… Ich werde verfolgt!«
    Sofort erwachte die Ritterlichkeit in dem jungen Mann. Seine Brauen zogen sich kampflustig zusammen.
    »Von wem?«
    »Der Graf… Der Besitzer des Schlosses… Er will mich… Er hat mich zum Abendessen eingeladen, und nun wollte er… er wollte die Situation ausnützen.«
    »Diese Adligen denken, sich alles erlauben zu können!« entrüstete sich Alberto Pasina.
    Das schöne Mädchen - es war Angela Giordo - sank gegen ihn. Er legte beschützend seinen Arm um sie und richtete die Stablampe dorthin, woher das Mädchen gekommen war.
    Argwöhnisch musterte er jeden Baum. Wo verbarg sich der schurkische Graf mit den miserablen Manieren?
    Angela zitterte immer noch, doch es war nicht Furcht, sondern Gier, die sie so sehr erregte, denn Conte Cassandrini hatte sie in dieser Nacht zu seinesgleichen gemacht.
    Sie befand sich auf der Suche nach Blut wie er…
    Und sie hatte ihr erstes Opfer schneller gefunden, als sie gehofft hatte.
    »Haben Sie keine Angst«, sagte Alberto Pasina. »Der Graf wird es nicht wagen, hierher zu kommen.«
    »Er schleicht hier irgendwo herum«, flüsterte die Vampirin. »Ich weiß es. Er wird Sie töten…«
    »Ich habe ein Messer!« sagte Alberto Pasina grimmig. Er zog sein Fahrtenmesser aus der Scheide.
    Angela Giordo starrte gierig auf die Hand des Pfadfinders. Sie konnte und wollte sich nicht länger beherrschen. Blitzschnell griff sie nach Pasinas Messerhand und riß sie hoch:
    »Was tun Sie denn?« entfuhr es dem jungen Mann.
    Da schlug ihm die Vampirin die Hauer in den Handrücken und saugte sofort. Er schrie vor Schmerz auf und wollte sich losreißen, doch sie hielt ihn fest, biß wieder zu, vergrößerte die Wunde und bekam sein Blut in den Mund. Dadurch wuchs ihre Gier.
    »Um Himmels willen!« schrie Alberto Pasina. »Hören Sie auf! Haben Sie den Verstand verloren?«
    Es widerstrebte ihm, auf sie einzuschlagen, doch da sie ihn nicht losließ, war er gezwungen, es zu tun.
    »Aufhören! Aufhören!« keuchte er, und immer wieder schlug er mit der Stablampe auf sie ein, aber damit machte er die Blutsaugerin nur noch wilder.
    Ganz plötzlich ließ sie ihn los.
    Er sprang verstört zurück. Sie starrte ihn mit großen, gierigen Augen an und lachte schaurig.
    »Mehr! Ich will mehr!«
    Und schon stürzte sie sich auf ihn. Noch hielt er sein Fahrtenmesser in der Hand, doch davor fürchtete sich Angela Giordo nicht. Damit konnte ihr der Pfadfinder nichts anhaben.
    Sie war bereits tot.
    Gestorben am hungrigen Biß Conte Cassandrinis, und nun wollte sie das verderbende Vampirgift weitergeben.
    Sie sprang Alberto Pasina an, und seine Gegenwehr fiel kläglich aus.
    Das Messer entglitt seinen gefühllosen Fingern, und auch die Taschenlampe fiel zu Boden und erlosch.
    Verzweifelt versuchte Pasina zu verhindern, daß das Mädchen seine Kehle erreichte.
    Sie schaffte es dennoch!
    Er röchelte und fiel gegen einen Baum. Da waren auf einmal zwei weitere Hände, die ihn festhielten, und dann tauchte vor ihm das blasse Gesicht eines grauhaarigen Mannes auf. Hatte es Alberto Pasina schon nicht geschafft, die wilde Vampirin abzuwehren, so hatte er nun überhaupt keine Chance mehr.
    Gemeinsam töteten sie ihn - der Graf und seine Blutbraut!
    ***
    Die Stunden vergingen.
    Kein Lebenszeichen von Vicky Bonney und Angela Giordo. Der Verleger befürchtete ein Verbrechen und schaltete die Polizei ein. Immerhin war er ein reicher Mann, den man erpressen konnte.
    Es dauerte lange, bis Vladek Rodensky den zündenden Funken ausspuckte, aber dann kam es zum großen Knall. Der Brillenfabrikant hatte sich lange den Kopf zerbrochen, wer hinter dem Verschwinden der beiden Mädchen stecken konnte.
    »Der Graf!« sagte er schließlich. »Dieser geheimnisumwitterte Kerl, der nur nachts in Erscheinung tritt, muß damit zu tun haben. Je länger ich über ihn nachdenke, desto
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