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061 - Der Blutgraf

061 - Der Blutgraf

Titel: 061 - Der Blutgraf
Autoren: A.F.Morland
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flüsterte Vittorio, ebenso erschüttert. Auch ihm war Alberto Pasina ein großes Vorbild gewesen, dem er stets nachgeeifert hatte. Und nun lag er hier, war das Opfer eines irren Mörders geworden.
    Ängstlich blickte sich Vittorio Fabrici um. Wie lange war Alberto schon tot? Befand sich sein Mörder noch in der Nähe? Würde er auch über sie herfallen?
    Franco deutete den Blick seines Freundes richtig. »Wir brauchen Hilfe! Wir dürfen hier nicht bleiben, Vittorio! Das wäre gefährlich. Lebensgefährlich!«
    »Wenn das Schloß bewohnt ist, werden wir dort Hilfe finden«, sagte Vittorio mit tränenerstickter Stimme. Er wollte es immer noch nicht glauben, daß Alberto nicht mehr lebte.
    »Ja, wir laufen zum Schloß«, sagte Franco hastig. »Komm!«
    »Wir nehmen Alberto mit!« entschied Vittorio. »Er ist… er war unser bester Freund.«
    »Aber nun ist er tot, und er ist schwer.«
    »Willst du ihn hier einfach liegenlassen?« herrschte ihn Vittorio an.
    »Also gut, wir nehmen ihn mit.«
    Gemeinsam hoben sie den Toten mit der Zeltplane, die auf ihm gelegen hatte, hoch und schleppten ihn durch den finsteren Wald. Franco Bertini weinte jetzt aus Angst und Verzweiflung. Er war in seinem jungen Leben noch nie so ratlos und konfus gewesen. Er hatte noch nie einen Toten gesehen, und der erste, den ihm das grausame Schicksal präsentierte, mußte auch noch ausgerechnet sein Freund Alberto Pasina sein.
    Sie erreichten keuchend das Schloß.
    Vom nächtlichen Orientierungsmarsch waren sie schon müde gewesen. Nun waren sie einer totalen Erschöpfung nahe.
    Vittorio läutete an der Tür, und als sie nicht sofort geöffnet wurde, rief er krächzend »Hallo! Ist da jemand? Bitte machen Sie auf, wir brauchen Hilfe!«
    Sein Ruf verlor sich in der schwarzen Nacht.
    »Wenn niemand in diesem Schloß wohnt«, entschied Vittorio, »schlagen wir irgendein Fenster ein oder brechen eine Tür auf. Hier draußen können wir keinesfalls bleiben, sonst ergeht es uns so wie Alberto… O Gott… Alberto…«
    Vittorio zog noch einmal am Klingelknopf, und plötzlich öffnete sich, wie von Geisterhand bewegt, die Tür. Zuerst sahen die Pfadfinder niemanden, aber dann erblickten sie einen Mann und ein Mädchen. Sie sprudelten ihre Angst, ihr Entsetzen, ihre Verzweiflung heraus und trugen den Toten ins Schloß.
    Als der hagere, grauhaarige Mann die Tür hinter ihnen schloß, war ihnen einen Augenblick, als wäre eine Falle zugeschnappt. Sie ließen Alberto sachte auf den Boden nieder und hofften, daß das Mädchen und der Mann wußten, was weiter zu geschehen hatte, denn sie waren mit ihrer Weisheit am Ende.
    Der grauhaarige Mann beugte sich über den Leichnam. »Der junge Mann wurde tatsächlich ermordet, Angela.«
    Es klang nicht erschüttert, eher schadenfroh. Die Pfadfinder registrierten das zwar, aber sie glaubten, sich zu irren.
    Über das bleiche Gesicht des Mädchens zuckte sogar ein triumphierendes Lächeln. Als Vittorio Fabrici das auffiel, sah er Angela entgeistert an.
    »Freut es Sie etwa, daß unser Freund tot ist?« fragte er fassungslos.
    »Was hatte er im Wald zu suchen?« erwiderte Angela Giordo eisig.
    »Aber das sagte ich Ihnen doch schon. Wir wollten dort draußen kampieren. Wir machten einen nächtlichen Orientierungsmarsch. Das Schloß war unser Ziel…«
    »Und dieses Ziel wurde eurem Freund zum Verhängnis«, sagte das schwarzhaarige Mädchen mitleidlos.
    Vittorio musterte sie verdattert. »Sie wissen, daß dort draußen ein grausamer Mörder herumschleicht?«
    »Aber ja«, sagte Angela Giordo, und beide Blutsauger lächelten grausam.
    »Vittorio!« schrie Franco Bertini auf einmal. »Ihre Zähne! Sieh dir ihre Zähne an! Sie haben unseren Freund umgebracht!«
    Die Vampire leugneten es nicht. Im Gegenteil, stolz gaben sie ihre grausige Bluttat zu. Doch schon traf die jungen Pfadfinder ein neuer Schock mit der Wucht eines Keulenschlags.
    Wieder war es Franco der es zuerst bemerkte.
    Alberto Pasina bewegte sich unter der Zeltplane. Seine verletzte Hand kam zum Vorschein. Er schob die Plane zur Seite und stand langsam auf. Ein grauenvolles Feuer brannte in seinen Augen, und seine Lippen entblößten die gleichen Vampirhauer, wie Angela Giordo und Conte Cassandrini sie hatten.
    Alberto Pasina war zum Schattenwesen geworden, und seine Gier nach Menschenblut erwachte.
    Franco und Vittorio begriffen jetzt überhaupt nichts mehr. Ihnen war nur eines klar: daß sie sterben mußten.
    Unfähig, zu reagieren, wie gelähmt, standen sie
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