Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Schlafstarre erweckten, ohne es zu wissen…
    ***
    Nach einer Weile hielt Don Cristofero inne. Es war närrisch, was er tat.
    Er war doch bewaffnet! Und er hätte auch auf den Rest von Zamorras Ausrüstung zurückgreifen können!
    Statt dessen war er einfach voller Panik davongelaufen!
    Die Spur der anderen, die er benutzt hatte, endete. Daß hier im Jahr 1997 eine Lichtung existierte, auf der ein Hubschrauber startbereit auf die Rückkehr von Zamorra und Nicole wartete, das konnte Cristofero nicht ahnen, denn von einer Lichtung war jetzt nichts zu sehen. Drei Jahrhunderte konnten eine Landschaft völlig verändern.
    Irgend etwas stimmte auch mit der Bresche durch das Gehölz nicht. Sie flimmerte.
    Zumindest hatte Don Cristofero diesen Eindruck. Mal war die Spur der Zeitreisenden vorhanden, mal wieder nicht, dann war das Unterholz dicht, und er kam mit seinem fetten Wamps nicht weiter.
    Da zog er den Degen, schlug einmal in den Bewuchs hinein - er spürte keinen wirklichen Widerstand.
    Dabei fiel ihm ein, daß er den Piratensäbel auf der Lichtung zurückgelassen hatte.
    Immerhin hatte er einen der beiden Blaster mitgenommen.
    Er lehnte sich an einen Baumstamm und überlegte.
    Er hatte etwas zertreten, das schleimig und stinkend aus dem Boden gekrochen war. Ein Erddämon?
    Nein, das mußte etwas anderes gewesen sein.
    Dumpf entsann er sich orientalischer Mythen. Vielleicht einer der sagenhaften Ghouls?
    Denen sagte man doch nach, sie seien schleimig und stänken nach Verwesung.
    Aber das hier war nicht der Orient. Somit konnte es sich auch nicht um die Leichenfresser der arabischen Mythologie handeln.
    Aber ganz gleich, was es für eine diabolische Kreatur gewesen war: Feuer fürchteten sie alle, die Dunklen. Und mit dieser eigenartigen Waffe, die Cristofero im Gepäck der Zeitreisenden gefunden hatte, ließ sich so einiges in Brand stecken.
    Don Cristofero hatte keine Angst vor der modernen Zukunftstechnik. Im Gegenteil, sie faszinierte ihn. Und er hoffte, daß die Armbanduhr mit Digitalanzeige, die er damals mit in die Vergangenheit gebracht hatte, noch lange funktionieren würde und die Batterie nicht so bald leer wurde.
    Er hatte sie damals nicht einmal mitnehmen wollen, es war einfach geschehen. Dennoch hatte Zamorra ihm Vorwürfe gemacht, weil er diesen Anachronismus ins Jahr 1675 gebracht hatte.
    Don Cristofero wußte sehr gut, daß ihm diese Armbanduhr noch mehr der Hexerei verdächtig machen konnte.
    Andererseits waren Zamorras Vorhaltungen aber unbegründet, denn diese Art von Uhr war mangels Voraussetzungen in dieser Zeit nicht nachzubauen und würde daher die technische Entwicklung nicht beeinflussen oder gar beschleunigen.
    Die klobigen Taschenuhren dieser Zeit waren der jetzige Höhepunkt der Technik, und sie waren so teuer, daß nur wirklich reiche Menschen sie sich leisten konnten. Niemand jedoch würde auf die Idee kommen, jenen Zierrat an Don Cristoferos Handgelenk tatsächlich für eine Uhr zu halten.
    Liebend gern hätte der Grande noch andere technische Wundersachen aus der Zukunft mit in seine Zeit genommen.
    Viele Dinge erleichterten im Jahr 1994, aus dem er damals heimgekehrt war, das Leben ungemein. Da gab es zum Beispiel pferdelose Wagen, die stanken zwar fast ebenso wie ein Gaul mit Durchfall, waren aber wesentlich schneller. Und sie waren elegant - und praktisch: Ganz vorn gab es einen Ring mit dreizackigem Stern darin als Visier, um nutzlos im Weg stehende Fußgänger anzupeilen und zielbewußt niederzufahren, wenn sie nicht rechtzeitig beiseitehüpften.
    Schon immer hatte sich Don Cristofero für Wissenschaft und Technik interessiert, und die zwei Jahre in der Zukunft waren für ihn wie eine Offenbarung gewesen. So ganz hatte er sich immer noch nicht damit abgefunden, sich wieder in seiner eigenen Zeit zu befinden.
    Das einzige, was ihm wirklich nicht gefallen hatte, war die Tatsache, daß es nur noch wenige Monarchien in dieser Zeit gab. Und daß dem tumben Volk erlaubt wurde, frei und offen seine dreiste Meinung zu artikulieren und gar selbst seine Herrscher zu wählen.
    Welch Narretei! Was wußte denn das einfache Volk aus Bürgern, Bauern und Handwerkern, welcher Befähigung es bedurfte, es zu regieren? Nur Menschen von Adel, die es nicht nötig hatten, sich mit profaner Arbeit abzugeben, nur die konnten all ihre Geisteskraft darauf verwenden, das törichte Volk zu beherrschen und neue Steuern zu ersinnen, wenn sich die Staatskasse allmählich leerte angesichts des Kaisers neuer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher