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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower
Autoren: Jason Dark
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gut, wenn Sie zu mir nach Hause kämen. Deshalb habe ich mich auch hier hingesetzt.«
    »Was sollte uns abhalten?«
    »Vieles…«
    Diese Erwiderung gefiel mir überhaupt nicht. Die konnte alles und auch nichts bedeuten. »Hören Sie, ich will von Ihnen konkret wissen, was uns abhalten könnte?«
    »Ich wohne nicht allein. In diesem Block sind meine Landsleute versammelt. Manche von ihnen mögen keine Weißen und auch keine Polizisten. Deshalb werde ich zu Ihnen kommen, wenn ich etwas Neues erfahre. Machen wir es so?«
    Natürlich paßte mir das nicht in den Kram. Wir konnten auch nicht nachgeben. »Geben Sie uns trotzdem Ihre Adresse, Mr. Nunoz. Und bitte keine falsche. Wir würden immer herausfinden, wo Sie sich aufhalten. Da sind unsere Mittel fast unbegrenzt.«
    »Das habe ich schon erlebt«, erklärte er bitter. Dann rückte er mit seiner Anschrift heraus.
    Sie lag tatsächlich mitten im Viertel der Caribeans . Bei unseren Kollegen zählte dieses Gebiet zur heißen Zone, weil hier Armut und Arbeitslosigkeit herrschten, das soziale Netz sehr viele Löcher aufwies und der Thatcherismus in seiner negativsten Form erkennbar war.
    Oftmals schon hatte sich der Frust der Menschen in blinde Gewalt entladen. Es war zu regelrechten Straßenschlachten gekommen oder zu anderen wütenden Protesten.
    »Reicht das?« fragte er.
    »Ja«, sagte Suko. »Wir werden uns schon vorsehen, keine Sorge.«
    Nunoz nickte zum Abschied. Dann drehte er sich um und ging davon. Der Dunst war stärker geworden. Er hüllte ihn ein wie ein langer Mantel, der ihn auch weiterhin begleitete. Auch Suko schaute ihm so lange nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Jetzt, wo wir allein auf dem Beton standen, kam es uns vor, als hätten wir die Begegnung nur geträumt.
    »Seltsam«, sagte mein Freund. »Was hältst du denn von der Sache?«
    »Im Moment denke ich noch nach.«
    »Glaubst du ihm?«
    »Das ist schwer.«
    Suko schaute über das Wasser. »Hör zu, John. Er geht davon aus, daß dieser Zombie sich aus dem Tower hat befreien können und jetzt umhergeistert, weil er Morde begehen will. Liege ich da richtig?«
    »Bis jetzt ja.«
    »Okay, weiter. Wenn er tatsächlich diese Taten begangen hat, müssen wir alle Morde unter die Lupe nehmen, die in den letzten Tagen in der Stadt geschehen sind.«
    »Du bist auf dem richtigen Weg.«
    »Wann fangen wir damit an?«
    Ich winkte ab. »Am liebsten würde ich in Urlaub gehen, denn das ist ein Job, den ich hasse.«
    »Frag mich mal.«
    »Okay, gehen wir. Ich bin kein Romantiker, der gern in der Nacht auf das vorbeiziehende Flußwasser schaut.«
    Wir nahmen den gleichen Weg. Von Nunoz sahen wir nichts. Der Verkehr war weniger geworden. Oft genug lag die Brücke für eine längere Zeit leer vor uns.
    Nach der warmen Periode hatte sich mein Körper noch nicht auf die abendliche Kühle umgestellt. Dementsprechend fröstelte ich und schob meine Hände in die Taschen.
    Am Ufer mußten wir uns nach rechts wenden. Der schmale Parkplatz bildete ein Oval, das sich halbrund zum Ufer hinschob. Man hatte an dieser Stelle den Kai durch eine Betonmauer befestigt. Sie war sehr hoch, da schlug keine Welle über.
    Automatisch glitten unsere Blicke über den Strom. Das Licht einer Lampe wurde von der Oberfläche reflektiert. Nicht weit entfernt lagen einige Hausboote vor langen Stegen.
    Und genau dort bewegte sich etwas.
    Jemand schwamm von einem der Hausboote weg zum Ufer hin, wühlte sich immer wieder aus dem Wasser und rief mit heller Stimme um Hilfe, als stünde die Person kurz vor dem Ertrinken.
    Gerufen hatte eine Frau!
    ***
    Das Wasser der Themse war wie tausend Eisklumpen zugleich, die auf Anne Baker niederstürzten.
    Sie hatte sich sehr viel Schwung gegeben und das Gefühl, dem Grund entgegenzutauchen, wobei sie bald mit den ausgestreckten Händen im Schlamm wühlen konnte.
    Düster und unheimlich war das Wasser. Sie spürte die Strömungen wie Hände, die an ihrem Körper zerrten und sie zurückhalten wollten, damit die dunkle Tiefe ihr Opfer bekam.
    Doch Anne kam wieder hoch. Jetzt, wo sie der enge Rock nicht mehr behinderte, schaffte sie es, in einem eleganten Bogen gegen die Oberfläche zu stoßen, aufzutauchen, sich sofort zur Seite zu legen und Luft zu holen.
    Wasser hatte sie glücklicherweise nicht geschluckt. Erst an der Oberfläche riß sie wieder den Mund auf, um die kühle Luft tief einatmen zu können.
    Ihr ging es besser, und sie schwamm sofort in Richtung Ufer.
    Die ersten Yards schaffte sie gut weg. Dann
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