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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower
Autoren: Jason Dark
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stand auch ein Kassenhäuschen, und in seinem Schatten mußte der Trommler sitzen, denn ich sah ihn nicht.
    Suko hatte mich schon überholt. Er ging geradewegs in den Dunst hinein, der aus der Tiefe hochquoll und die Brücke lautlos einhüllte.
    Jetzt vernahm auch ich dieses dumpf klingende Hämmern und mußte mir gleichzeitig eingestehen, daß ich von diesem Rhythmus überhaupt nicht begeistert war.
    Schon mehr als einmal hatten wir die Voodoo-Trommeln gehört und waren von ihrem Klang gewarnt worden. Auch hier hatte ich das Gefühl, mich im tiefsten Mittelamerika zu befinden, denn was da an unsere Ohren drang, hatte einiges mit Voodoo zu tun.
    Da war kein Drummer am Werk, sondern jemand, der alte Rituale rhythmisch untermalte.
    Wir beide gingen schneller und hatten unser Ziel sehr bald erreicht. Der Trommler hockte tatsächlich in Deckung des Kassenhäuschens. Wir mußten wie Gespenster vor ihm erschienen sein. Er hob auch den Blick, wobei das Weiße in seinen Augen leuchtete, doch er nahm uns weiterhin nicht zur Kenntnis.
    Unbeirrt trommelte er weiter.
    Um die Töne zu erzeugen, nahm er einzig und allein seine flachen Hände. Sie besaßen eine dunkle Hautfarbe, nur die Fingernägel glänzten hell. Auf dem Kopf des Mannes wuchs weißgraues Haar, er gehörte schon zur älteren Generation. Seinen Körper hatte er in einen braunen oder schwarzen Mantel gehüllt. Er war sehr weit und umhangmäßig geschnitten, stand aber vorn offen, so daß wir auch das dünne Wollhemd sahen, das seinen mageren Oberkörper bedeckte.
    Er hockte im Schneidersitz und hatte seine Trommel praktisch zwischen die Beine geklemmt. Durch unsere Anwesenheit ließ er sich nicht stören. Ohne nachzulassen, hämmerte er seine flachen Hände auf die Bespannung und bewegte dabei auch den Oberkörper.
    Manchmal öffnete er den Mund. Der war so breit, daß die untere Gesichtshälfte fast nur aus der Öffnung bestand. Dann schlug sogar seine rosige Zunge auf und ab, als wollte sie den Rhythmus noch einmal verstärken.
    Plötzlich hörte er auf. Nach dem letzten Wirbel hob er die Arme an und ließ sie auch nicht mehr sinken. Statt dessen schaute er uns in die Gesichter.
    Wir nickten ihm zu.
    »Wer seid ihr? Polizisten?«
    »Vielleicht.«
    »Wollt ihr mich wieder wegschaffen und verhören? Ich kann euch nicht mehr sagen und immer wiederholen, daß sich die Gefahr zusammenbraut. Das Gespenst aus dem Tower hat sein Versteck bereits verlassen und ist unterwegs.«
    »Darüber wollten wir mit Ihnen sprechen. Wie heißen Sie?«
    »Ich bin Nunoz.«
    Auch wir stellten uns vor. Daß wir zum Yard gehörten schreckte ihn nicht. Im Gegenteil, denn er sagte: »Ich habe gehofft, daß ihr beide kommen würdet.«
    »Sie kennen uns?« fragte Suko.
    »Ja, ihr seid bekannt. Ihr habt schon öfter den Voodoo in London erlebt und ihn bekämpft.«
    Ich lachte über seinen Kopf hinweg. »Da haben Sie tatsächlich recht, mein Freund.«
    »Werdet ihr mir glauben?«
    »Das wissen wir nicht.« Suko hob die Schultern. »Es kommt darauf an, was Sie uns zu sagen haben.«
    Nunoz überlegte, schaute auf seine Trommel, bevor er sie mit beiden Händen umfaßte, vorsichtig zur Seite stellte und sich selbst ächzend in die Höhe schwang. Er tat so, als wären wir nicht vorhanden und schaute über das Wasser.
    »Er ist tot, doch er lebt«, sagte er nach einer Weile. »Man hat ihn als Gespenst, als Zombie, als X-Ray und als Kannibalen bezeichnet. Alles trifft zu, er ist alles in einem, wenn unverstellt.«
    »Halb«, gab ich zu.
    »Voodoo und Zombies gehören zusammen.«
    »Das wissen wir, aber wir möchten Genaueres erfahren, wenn es recht ist, Meister.«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe nur gefühlt, daß er nicht mehr zwischen den Mauern steckt.«
    »Sie meinen damit den Tower?«
    »Ja. Er hat ihn verlassen. Er ist unterwegs, um grausame Taten zu begehen. Sie müssen ihn stoppen.«
    »Und weshalb trommeln Sie?« wollte Suko wissen.
    Jetzt drehte er sich um. »Weshalb ich trommle? Ich will die anderen warnen. Ja, ich will die Menschen hier in London vor ihm warnen. Das ist alles.«
    »Locken Sie ihn nicht damit an?«
    »Das wäre schön.«
    »Dann würden Sie ihn töten?«
    »Endgültig vernichten«, sagte er. »Verbrennen, damit nur Asche von ihm zurückbleibt, aber er hat sich bei mir nicht gezeigt. Er weiß, daß ich ihm auf der Spur bin.«
    »Und er hat im Tower gesteckt?« erkundigte ich mich.
    »In einem der Verliese.«
    »Wie lange?«
    »Das weiß ich nicht!« erwiderte er gegen den
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