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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower
Autoren: Jason Dark
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verlassen, aber nicht alle, und sie trauten sich auch nicht näher, sondern drängten sich am Ende der Einfahrt zusammen.
    Das Mädchen ließ sich nicht stören. Unbeirrbar trommelte Conchita weiter.
    Ich selbst gehöre nicht zu den sensitiven Menschen. Wenn ich irgendeine Strömung spürte, dann nicht durch die Strömung selbst, sondern nur verstärkt über mein Kreuz.
    Hier meldete sich mein Gefühl nicht. Es blieb stumm, und ich mußte mich einzig und allein auf Conchita verlassen.
    Das Licht der Laterne spiegelte sich auch auf ihrem Gesicht. Ich konzentrierte mich darauf, um dort etwas ablesen zu können. Es war zumeist so, daß Menschen, die eine Nachricht erfuhren, diese nicht automatisch verbergen konnten. Sie mußten dann einfach reagieren. Sei es nun durch ein Zucken der Augen oder durch ein Bewegen der Wangen.
    Bei Conchita tat sich noch nichts.
    Sie gab jedoch nicht auf und trommelte weiter.
    Diesmal schneller; hektisch hämmerte sie mit ihren schmalen, braunen Händen auf die straffe Bespannung. Dabei bewegte sich auch ihr Oberkörper. Er zuckte manchmal vor, dann wieder zurück, blieb in dieser ständigen Bewegung, bis sie urplötzlich aufhörte.
    Die Hände hingen in der Luft, ihre Finger zitterten leicht, dann senkte sie beide Flächen, berührte aber nicht mehr die Trommel.
    Kurz davor breitete sie die Arme aus und stemmte ihre Hände neben den Oberschenkeln auf den Erdboden.
    Ich ging in die Hocke.
    Conchita bemerkte meine Bewegung und drehte den Kopf nach links, um mich anschauen zu können.
    Mein Tonfall wurde vertrauter, als ich sie anredete. »Du hast es geschafft?« fragte ich.
    Sie schaute in die Düsternis des Hofes, als suchte sie die gegenüberliegende Fassade ab, obwohl sie dort nichts erkennen konnte.
    »Ich habe immer zugehört, wie Großvater den Rhythmus schlug. Es ist mir gelungen, ihn ebenfalls zu finden, und ich konnte die Verbindung herstellen. Das Böse ist unterwegs, es… es hat schon wieder getötet. Ein Mensch liegt in seinem Blut, glaube ich.«
    »Wer?« Den Namen ihrer Eltern wollte ich nicht aussprechen.
    Sie reagierte nicht darauf und flüsterte: »Jetzt ist er wieder weg. Er ging, ja, er verschwand…«
    »Und wohin?«
    »Das ist schwer. Ich glaube… ich glaube, er wird sich hierher wenden. Vielleicht ist er schon da!« Hastig stand sie auf. Ich hatte den Eindruck, als würde sie im nächsten Moment anfangen zu weinen. Sie strich durch ihr Haar und ging einige Schritte vor.
    »Komm mit, Sinclair, komm bitte mit. Allein fürchte ich mich.«
    Erst als wir außer Hörweite der anderen Menschen waren, stellte ich eine Frage: »Treibt sich der Killer tatsächlich in dieser Gegend herum, Conchita.«
    »Er kam zurück, ich spürte ihn. Der Klang muß ihn angelockt haben, glaube ich.«
    »Okay, wo könnte er dann sein?«
    »Hast du eine Lampe?«
    »Ja, aber…«
    »Schalte sie ein, bitte. Noch besser wäre ein Scheinwerfer.«
    »Tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen.«
    »Dann nimm die Lampe – rasch.«
    Ich hielt sie bereits in der Hand. Was Conchita wollte, wußte ich.
    Im umgekehrten Verhältnis zur Lampengröße stand die Stärke des Strahls. Das gebündelte Licht riß den hellen Tunnel in die Düsternis.
    Nicht überall hinter den Fenstern der Rückfronten war es dunkel.
    Einige zeigten sich auch erleuchtet, als wollten sie uns, den unten Stehenden, einen Gruß zuschicken.
    In dieser Gegend renovierte keiner. Wenigstens kein Hausbesitzer.
    Für die meisten dieser Leute waren die Häuser sowieso nur Spekulationsobjekte. Die nötigsten Reparaturen wurden von den Bewohnern selbst durchgeführt.
    Ich ging näher an die Wand heran. Was ich sah, war nicht erbaulich. Abgeblätterter Putz ließ die Fassade so aussehen, als wäre sie genau an den Stellen von Geschwüren bedeckt. Nicht alle Fenster besaßen Scheiben. Manche Rechtecke waren bis zur Hälfte mit Brettern vernagelt. Ab und zu erschien ein Gesicht, verschwand aber sehr schnell, wenn sich der Lampenstrahl zu stark näherte.
    »Gut so?« fragte ich.
    Conchita schüttelte den Kopf. »Weiter nach rechts, bitte«, flüsterte sie. »Ich glaube, da kann er sein.«
    Ich schwenkte den Arm. Natürlich blieb auch die Fassade, aber es gerieten ebenfalls Feuerleitern in den Bereich meiner Lampe. Rostige Dinger, die keinen vertrauenerweckenden Eindruck machten.
    Die Leitern selbst waren durch Plattformen miteinander verbunden. Auch wacklige, rostige Inseln, die das Gewicht eines Menschen kaum auszuhalten schienen.
    War er da,
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