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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower
Autoren: Jason Dark
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senkte den Kopf. »Dann kehrt er zurück, wie?«
    »Das kann sein.«
    Hastig hob sie die Arme. »So etwas sagen Sie mir einfach ins Gesicht, Mister?«
    »Ja, ich bin ehrlich zu Ihnen, grundehrlich. Aber ich bin auch bei Ihnen, Conchita.«
    »Stimmt, nur sind Sie kein Kinoheld, sondern nur ein schlichter Polizist. Der Zombie ist Ihnen über.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Diese Sicherheit, Mister, hätte ich meinem Großvater abgenommen, aber nicht Ihnen. Er hatte Erfahrung, er kannte sich aus mit Voodoo und den lebenden Toten.«
    »Ich streite das nicht ab, aber auch mein Freund und ich sind Spezialisten. Hätte sich Ihr Großvater sonst an uns gewandt, Conchita?«
    Sie überlegte einen Moment. »Ja, das stimmt.«
    »Deshalb könnten Sie ruhig etwas mehr Vertrauen haben.«
    Ob sie es hatte, erfuhr ich nicht, denn sie schwieg mich an. Dennoch war sie sehr unruhig. Auf ihrem Stuhl konnte sie nicht sitzenbleiben. Immer wieder drehte sie sich, starrte mal gegen die rechte, dann vor die linke Wand und schaute auch die Decke an.
    »Was haben Sie, Conchita.«
    »Ich… ich kann es Ihnen nicht genau sagen, aber mir geht das hier alles auf den Wecker. Wenn ich mir vorstelle, daß mein Großvater vor einer Stunde noch gelebt und mit mir hier in der Küche gesessen hat und er jetzt tot im Hof liegt, dann drehe ich durch. Ich kann nicht mehr bleiben.«
    »Das verstehe ich. Andere Frage: Wo wollen Sie denn hin?«
    Conchita sprang auf. »Nach draußen!« flüsterte sie. »Ich… ich will einfach nach draußen.«
    »Und dann?«
    »Weiß nicht.« Sie hob die Schultern. »Vielleicht will ich nur andere Luft atmen und bei den…«
    »Gehen wir.« Auch ich erhob mich, ließ sie aber nicht allein gehen, sondern stieg vor ihr die Stufen der Treppe hoch. Sehr wachsam war ich. Dieser Zombie konnte aus dem Dunkel erscheinen wie ein schattenhaftes Gespenst und brutal zuschlagen. Bewiesen hatte er es leider schon.
    Wir erreichten den Hof, ohne daß etwas geschah. Conchita sah wieder die Umrisse ihres toten Großvaters unter der Decke und fing an zu weinen. Sie hatte sehr an ihm gehangen.
    Noch immer brannte die kleine Laterne. Ihr Schein fiel auf die Trommel, die ich an mich nahm. Als Conchita das sah, kam sie zu mir. »Darf ich mal?«
    Ich gab sie ihr. »Bitte, aber was wollen Sie damit?«
    Sie setzte sich auf den Boden und drückte den Rüden gegen die Hauswand. »Mein Großvater hat oft mit mir gesprochen und mir vieles gezeigt, Mr. Sinclair. Ich kenne auch die Wirkung der Trommel. Ich weiß sogar, wie man sie schlagen muß. Ja, mir ist der Voodoo-Takt nicht unbekannt.«
    »Dann wissen Sie mehr als ich.«
    »Was ist das schon?« flüsterte sie, »doch ich könnte mein Wissen einsetzen…«
    »Sie wollen die Trommel schlagen?«
    »Ja, wie es mein Großvater getan hat. Wenn der Mörder die Klänge hört, wird er vielleicht kommen«, stieß sie bissig hervor. »Und dann müssen Sie beweisen, Mr. Sinclair, wie gut Sie wirklich sind und ob Sie nicht nur geblufft haben.«
    »Er wird schon kommen.«
    »Ich will ihn aber so schnell wie möglich, Mr. Sinclair. Und ich will ihn tot sehen.«
    Trauer war in Haß umgeschlagen. Ich konnte Conchita nicht daran hindern, auf die Trommel zu schlagen, denn sie war ein freier Mensch. Ich hielt es nur nicht für ratsam. Wenn Mateo allerdings erschien und ich ihn vernichten konnte, würde ich Conchita Abbitte leisten missen.
    Noch einmal schaute sie zu mir hoch. Ihre flaches Hände schwebten bereits über der Trommel. »Ich hoffe nur, daß ich seelisch mit meinem Großvater verwachsen bin und beim Trommeln dasselbe spüre wie er. Denn er hat den Geist des Unheils bemerkt. Er wußte, daß das Böse in seiner Nähe lauerte. Er konnte es spüren. Mateo – seine Grausamkeit und Boshaftigkeit waren überall. Sie haben sich aus seinem Körper gelöst, sie wehten durch Raum und Zeit.«
    Während dieser Worte hatte sich auch ihr Gesichtsausdruck verändert. Er kam mir vor, als wäre er nach innen gekehrt, als würde sie in ihrer Seele auch Echos nachlauschen.
    Dann bewegte sie die Hände. Zunächst nur langsam. Bei jedem Schlag gab es einen dumpfen Ton, der zudem noch nachhallte und über den kleinen Hof schwang.
    Der Rhythmus blieb gleich. Mir kam es vor wie ein Abtasten oder Abhorchen. Das Suchen in einer anderen Sphäre, das Hineinschwingen in die Welt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits.
    Natürlich war das Trommeln nicht ungehört geblieben. Die ersten Zuschauer erschienen. Sie hatten ihre Wohnungen
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