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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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Fingern darüber hinweg. »Silber«, hauchte er, »das ist Silber. Gütiger Gott, ich habe das Gefühl, als wäre es mit einem besonderen Leben gefüllt.«
    Ich hatte ihn verstanden und klärte ihn mit wenigen Sätzen über den Hintergrund des Kreuzes auf.
    »So alt ist es?«
    »Ja – und es hat eine erstaunliche Reise durch die Jahrhunderte hinter sich. Es hat einige Besitzer gegeben, ich bin der letzte in der langen Kette, der Sohn des Lichts.«
    Marinus dachte nach. »Kann es sein, daß ich den Namen schon in alten Büchern gelesen habe?«
    »Bestimmt.«
    Seine Augen leuchteten plötzlich. »Dann ist mir nicht mehr bang«, erklärte er mit fester Stimme. »Ich glaube fest daran, daß wir es schaffen können, den Ungeist zu besiegen.«
    Von mir bekam er keine Antwort, was seinen Glauben unterstützte. Das Theoretisieren hatte keinen Sinn, für mich ging es jetzt um andere Dinge. »Hören Sie zu, Padre Marinus.«
    Er merkte, daß ich nach Worten suchte und sagte lächelnd: »Bitte, reden Sie in Ihrer Heimatsprache. Ich verstehe Sie auch.«
    »Danke.« Tief holte ich Luft. Sie war warm und schmeckte nach trockenem Staub. »Ihnen muß doch klar sein, daß wir, wollen wir einen Erfolg erreichen, uns nicht nur darauf beschränken können, hierzubleiben. Wir müssen in das Kloster und damit auch in die Katakomben, von denen Sie gesprochen haben.«
    Er nickte. Dennoch sah ich seinem Gesicht an, daß er nicht sehr davon überzeugt war. »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Ja, es wird welche geben. Ich kann Sie Ihnen sogar namentlich nennen. Sie heißen Rudolfo. Es ist unser Abt. Er hat befohlen, daß kein Fremder das Kloster mehr betreten darf. Wer sich dem Befehl widersetzt und einen Gast mitbringt, muß mit einer Bestrafung rechnen.«
    »Und daran wollen Sie sich halten?«
    »Nicht unbedingt. Ich kenne das Kloster und weiß, daß es nicht nur einen Zugang gibt.«
    »Wunderbar. Gibt es auch einen, der uns auf dem direkten Weg zu den Katakomben führt?«
    »Er ist etwas beschwerlich, aber wir müßten es schaffen. Die ersten Christen haben natürlich gewußt, wo sie steckten und sich dementsprechend verhalten, indem sie unter anderem einen Tunnel gruben, durch den sie rasch fliehen konnten. Und diesen Tunnel haben Mönche der Generation vor mir freilegen können.«
    »Besitzt er einen freien Zugang?«
    »Ja, er liegt zwar versteckt, aber ich kenne ihn. Wir finden ihn dort, wo ein Flügel des Klosters einmal abgebrannt ist. Das war ebenfalls im vorigen Jahrhundert. Wenn Sie wollen, können wir uns sofort auf den Weg machen.«
    »Ich gehe aber mit!« erklärte Rosa sofort.
    Padre Marinus schaute sie an. »Du weißt, was du dir möglicherweise antust, Kind?«
    »Si, das weiß ich. Aber ihr braucht mich. Wenn ich dort bin, wird der Geist versuchen…«
    »Schon gut, Kind, schon gut.« Er strich über ihren Kopf und fragte mich: »Sind Sie einverstanden, Mr. Sinclair?«
    »Nicht hundertprozentig. Es könnte doch sehr gefährlich für das Mädchen werden.«
    »Davon müssen wir ausgehen.«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Bestimmt, nur mit ihr wachsen die Erfolgschancen um ein Vielfaches. Wir sollten es wagen. Rosa hat bisher überlebt, sie wird auch weiterhin überleben.«
    »Außerdem kenne ich den Weg!« rief sie.
    »Und ich gehe ebenfalls mit!« erklärte Glenda. Sie deutete über ihre Schulter und meinte damit die nahe der Kapelle versammelten Dorfbewohner. »Schaut mal, wie sie starren. Die denken über uns nach, die wollen bestimmt was.«
    »Klar, wir nehmen dich mit«, sagte ich und wandte mich an den Mönch. »Wo geht es lang?«
    Padre Marinus schüttelte den Kopf. »Wir werden auf keinen Fall den normalen Weg nehmen, man würde uns zu schnell sehen. Wir schleichen uns hinter dem Klostergarten an. Es ist die beste Lösung.«
    Ich lächelte. »Wenn Sie das sagen, Padre, glauben wir Ihnen. Sollen wir jetzt gehen?«
    »Ich bin bereit, Mr. Sinclair.«
    Das waren wir auch…
    ***
    Bis auf das Summen der Insekten war es still. Die Sonne brannte auf unsere Rücken ebenso wie auf das alte Mauerwerk, das der Brand übriggelassen hatte.
    Es war eine stille Gegend, zusätzlich abgeschirmt von der mächtigen Rückseite einer hohen Mauer, die ebenfalls noch zum Kloster Santa Lucca gehörte.
    Wir hatten uns auf Schleichpfaden dem Ort genähert und hofften, von keinem gesehen worden zu sein. Durch ein ausgetrocknetes Bachbett, dessen Seiten von staubigem Buschwerk begleitet wurde, waren wir bis dicht an das Ziel herangekommen,
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