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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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so jedenfalls hatte es uns der Padre Marinus erklärt.
    In Deckung der Klostermauer hockten wir zusammen, lauschten dem Summen der Insekten und warteten eigentlich auf eine Erklärung der beiden Einheimischen.
    Die ließen sich Zeit. Rosa und der Mönch schauten sich des öfteren um, als hätten sie Furcht davor, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Ich hatte keine Lust, noch länger in der brütenden Hitze zu hocken und stieß den Padre an. »Was ist los? Warum gehen wir nicht weiter?«
    »Es ist nicht so einfach.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Eingang befindet sich auf dem Gelände des Klosters. Wir müssen ungesehen hin.«
    »Dann nehmen wir die Beine in die Hand.«
    Marinus verzog den Mund, als hätte er in eine Essiggurke gebissen. »Einige meiner Brüder werden jetzt draußen sein und ihr Brevier [1] lesen. Das könnte zu nicht einkalkulierten Begegnungen kommen.«
    »Damit müssen wir leben.«
    »Meine ich auch«, sagte Glenda.
    »Ich werde vorgehen«, schlug der Padre vor. »Ihr bleibt in einer gewissen Distanz hinter mir. Sollte mir etwas zustoßen, auch Rosa kennt den Eingang zu den Katakomben.«
    Mir hatte seine letzte Bemerkung nicht gefallen. »Was sollte Ihnen denn zustoßen, Padre?«
    »Man kann nie wissen.«
    »Kennen Sie mehr?«
    »Nein.« Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau, aber ich habe den Eindruck, daß sich hier einiges verändert hat nach dem Weggang des Bruders Georgis.«
    »Und was?«
    »Es ist die Atmosphäre, Mr. Sinclair. Sie hat sich aufgeheizt. Sie hat sich verdichtet. Etwas Fremdes ist in sie hineingedrungen und hat die Macht an sich gerissen.«
    »Meinen Sie den…?«
    Er nickte heftig. »Ja, ich meine den Geist des alten Dämons aus der urchristlichen Zeit.« Der Mönch schaute zum blauen Himmel, als könnte er dort etwas entdecken. »Das muß man spüren, und das kann man nur spüren, wenn man länger in dem Kloster lebt, so wie ich.« Er blickte uns der Reihe nach an.
    Glenda hob die Schultern. Rosa, unsere junge Begleiterin, hatte die Augen zu Schlitzen verengt. Auf ihren nackten Unterarmen sah ich den Schauer. Möglicherweise hatte sie mehr begriffen als wir.
    »Was hat das genau mit unserem Vorhaben zu tun?« erkundigte ich mich, da ich davon ausging, daß der Mönch diese kurze Rede nicht grundlos gehalten hatte.
    »Ganz einfach, ich habe mich entschlossen, den ursprünglichen Plan zu ändern.«
    Überrascht schauten Glenda und ich ihn an. Nur Rosa nahm es gelassen hin. Wahrscheinlich hatte sie es geahnt.
    »Moment«, sagte ich leise. »Sie wollen also den Katakomben keinen Besuch abstatten.«
    »Das habe ich damit nicht gemeint. Nur würde ich vorschlagen, daß wir einen anderen Weg nehmen. Den offiziellen, nicht durch diesen alten Tunnel.«
    »Und was ist mit dem Abt?« fragte Glenda. »Wir sollten ihm doch nicht begegnen.«
    Der Padre nickte. »Es stimmt schon, ich habe so gedacht. In den letzten Minuten mußte ich meine Meinung ändern. Ich will euch den Grund nennen.« Er schaute sich um wie ein Verschwörer, der Furcht vor versteckten Lauschern besaß. »Es mag heiß sein, es mag vielleicht auch ein besonders heißer Tag sein, aber etwas ist nicht normal. Daß ich keinen meiner Brüder gehört und gesehen habe. Ich sah kein Gesicht am Fenster, ich hörte keine Schritte…«
    »Dann sind sie im Haus.«
    »Stimmt, Mr. Sinclair, im Haus.« Sein Gesichtsausdruck bekam etwas Starres, als hätte nur er das Schreckliche gesehen, was anderen vorenthalten blieb. »Ich kann mir vorstellen, daß man sie nicht mehr hinausläßt. Meine Brüder werden hinter den Mauern gehalten wie Gefangene. Der Geist des Dämons hat sie unter seine Kontrolle bekommen. So sehe ich es. Das Kloster ist verflucht, der Schatten der Hölle lauert über dem Bau, obwohl die Sonne scheint.«
    »Gut. Was schlagen Sie vor?«
    »Daß wir den normalen Weg nehmen. Wir werden das Kloster betreten wie jeder Besucher oder jeder Mönch, der von draußen hereinkommt. Das ist es, was ich meine.«
    Wir überlegten nicht lange. »Sie sind derjenige, der sich hier auskennt, Padre. Wir werden tun, was Sie sagen. Lassen Sie uns also den normalen Weg nehmen.«
    »Danke.«
    Ich lachte. »Wozu bedanken Sie sich? Sie haben aus Ihrer Sicht gesehen recht.«
    »Wie würde der Abt reagieren?« fragte Glenda.
    »Er ist eine unbekannte Größe. Ich kenne ihn nur als sehr starren Traditionalisten. Bruder Rudolfo ist ein Mensch, zu dem keiner Zugang bekommt.«
    »Wichtig ist das Höllentor!« erklärte ich. »Es
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