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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob
Autoren: Marion Chesney
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mühsam ein
Stöhnen.
    »Hör zu, Joseph«, sagte Rainbird.
»Du weißt genau, dass du Blenkinsops Angebot angenommen hast, bevor du wusstest,
was wir anderen vorhaben. Du willst, dass Lizzie wieder die alte ist, dir
nachläuft und dir an den Lippen hängt, aber du willst nicht, dass sie dich
heiratet. Doch wenn die Vorstellung, als erster Lakai zu arbeiten, dich so
unglücklich macht, dann laß es sein. Befolge Mrs. Middletons Vorschlag und
bleib hier.«
    Joseph trocknete seine Tränen und
schaute sich vorsichtig in der Runde um. Lizzies Augen waren feucht. Der
Schnorrer legte seine Pfoten auf Josephs Schultern und schaute ihm mit unverwandtem
Blick in die Augen.
    Der Lakai erinnerte sich, dass
Blenkinsop gesagt hatte, dass ihm eine scharlachrote, goldbetreßte Livree
zustehen werde und eine Perücke aus gesponnenem Glas, damit er sich nicht die
Mühe machen musste, sein Haar zu pudern. Allein schon der Gedanke an diese
Pracht ließ Josephs Herz freudig erglühen. Der schwere Kater miaute leise.
Joseph sah Lizzie noch einmal an, und der bessere Teil seines Wesens gewann für
kurze Zeit die Oberhand.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Sie
haben recht, Mr. Rainbird. Ich will diese Stelle wirklich. Weine nicht, Lizzie.
Versprich mir nur, dass du mich manchmal besuchen kommst.«
    »Ich verspreche es«, sagte Lizzie
weich, während sich Mr. Gendreau im stillen dachte, dass er Lizzie nicht so
schnell erlauben werde, in die Nähe dieses geckenhaften Lakaien zu kommen.
    »Das wäre also ausgestanden«, sagte
Rainbird. »Jetzt wollen wir uns umschauen.«
    Der Herzog und Jenny gingen in den
Garten hinaus, um sich an den unkrautüberwucherten Teich zu setzen, während die
anderen das Gasthaus von oben bis unten in Augenschein nahmen.
    »Sind alle Diener so?« fragte der
Herzog.
    »Nein«, sagte Jenny. »Ihre
Entbehrungen haben sie einander sehr nahe gebracht.«
    »Was soll ich mit Fergus machen? Er
braucht ein Haus und irgendeinen Posten.«
    »Warum gibst du ihm nicht die Stelle
dieses schrecklichen Palmer?« fragte Jenny. »Ich bin überzeugt, dass ihm
jemand beibringen könnte, wie man die Bücher führt, und du könntest dich immer
auf einen ehrlichen Verwalter verlassen.«
    Er stand auf und zog sie zu sich
hoch. Dann setzte er sich wieder hin und nahm sie auf die Knie. »Du wirst mir
eine sehr gute Frau sein«, murmelte er mit den Lippen an ihrem Haar. »Fergus
soll mein Verwalter werden. Du hast in deinem hübschen Köpfchen auch noch
Hirn. Wenn man sich vorstellt, dass ich dich für eitel gehalten habe!«
    »Wenn man sich vorstellt, dass ich
dich für einen Snob gehalten habe«, sagte Jenny. Dann legte sie die Stirn in
Falten. »Aber weißt du, ich glaube, ich war sehr eitel, und ich glaube,
du warst versnobt. Man sagt, dass es in dem Haus in der Clarges Street
spukt. Vielleicht sind es gute Geister, die darin umgehen und in den Bewohnern
das Beste zum Vorschein bringen.«
    Sie konnte die Angelegenheit jedoch
nicht weiter erörtern, denn er hatte begonnen, sie wieder zu küssen.
    Lady Letitia und Mrs. Freemantle waren
über alle Maßen schockiert, als sie auf das eng umschlungene Paar im Garten des
Gasthauses stießen.
    »Es ist eine Schande, Pelham!«
dröhnte Mrs. Freemantle in üblicher Lautstärke.
    Der Herzog und Jenny standen auf,
Hand in Hand.
    »Sie können uns gratulieren«, sagte
der Herzog. »Wir wollen heiraten.«
    »Das möchte ich Ihnen auch geraten
haben«, sagte Mrs. Freemantle, bevor Lady Letitia den Mund aufmachen konnte.
»Wir waren ganz aus dem Häuschen vor Angst und fühlten uns gezwungen, Ihnen
hierher nachzueilen. Sagen Sie uns eins, Pelham, wie kommt es, dass Sie und
Jenny sich hier zusammen mit Dienern in einem heruntergekommenen Gasthaus
aufhalten? Sagen Sie uns, warum Sie es für richtig hielten, im Morgengrauen auszufahren.«
    »Setzen Sie sich, meine Damen«,
sagte der Herzog. »Es ist eine lange Geschichte.«
    Die Sonne stieg höher und höher am Himmel,
während er seine Geschichte erzählte. Zu Jennys Erleichterung ließ die Empörung
der beiden Damen allmählich nach. Mrs. Freemantle unterhielt sich blendend bei
der Erzählung der seltsamen Ereignisse, und Lady Letitia freute sich im
stillen darüber, dass die Abenteuer bei beiden eine sehr nötige Wandlung
bewirkt hatten.
    Später kam Rainbird heraus, um zu
verkünden, dass sie im Dorf gewesen waren und alles für einen Lunch eingekauft
hatten. Sie trugen Tische und weitere Stühle in den Garten und genossen bald
alle ein kleines
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