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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob
Autoren: Marion Chesney
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ich vertraue darauf, dass er mich vielleicht als Wildhüter auf einem
seiner Güter beschäftigt. Er kann sehr überheblich sein, aber mit mir ist er
nie so gewesen. Und seit er hier ist, habe ich entdeckt, dass er immer
freundlicher zu den Leuten wird.«
    »Aber ihr könntet euch uns jederzeit
anschließen«, sagte Mrs. Middleton.
    »Vielleicht«, antwortete Fergus.
Doch der eifersüchtige Fergus wollte Alice ganz für sich haben und sie nicht
mit diesen Dienern teilen, die sich, so fürchtete er, ihm gegenüber wie lauter
Schwiegermütter verhalten könnten.
    »Und Jenny?« fragte Rainbird.
    »Angus und ich wollen Jenny
adoptieren«, sagte Mrs. Middleton. »Jetzt, wo Lizzie und Alice heiraten
wollen, ist es nur fair, unserer Jenny die Position der Tochter des Hauses zu
geben.«
    Die anderen freuten sich und lachten
über die Idee und sagten dem Stubenmädchen, dass Angus ihr in kürzester Zeit
Gälisch beibringen werde. Nur Joseph saß schweigend da. Keiner hatte laut
dagegen protestiert, dass er sie verlassen wollte. Keiner wollte ihn adoptieren
— aber einen so komischen Kauz wie Angus MacGregor hätte er auch nicht zum
Vater haben wollen.
    »Tja, es sieht so aus, als würden
ich und Mrs. Middleton und Jenny mit Mr. Rainbird und Dave das Gasthaus bewirtschaften«,
stellte Angus fest.
    »Nein«, sagte Rainbird leise.
    Unfähig, sich noch länger
zurückzuhalten, brach es aus Dave heraus: »Mr. Rainbird geht zum Theater, und
ich helfe ihm. Wir werden ja so reich. Teufel noch mal! Ihr hättet die
Zuschauer heute abend lachen und Beifall klatschen sehen sollen, und der Herzog
von Pelham war in eigener Person in der Seitenloge und hat Mr. Rainbird
zugeschaut, wie der den Palmer gespielt und mit den Büchern jongliert hat.«
    Rainbird wurde sofort von allen
umringt. Sie wollten wissen, was Dave da erzählte. Er berichtete ihnen von der
Theateraufführung und seinem Entschluß, Palmer auf der Bühne darzustellen.
    Als sich die Aufregung endlich
gelegt hatte und alle Fragen geklärt waren, fragte Fergus: »Warum haben Sie
meinem Herrn nichts von Ihrem Verdacht gesagt?«
    »Weil er«, sagte Rainbird, »als ich
sein Gespräch mit Palmer an der Tür belauscht habe, zwar über unsere niedrigen
Löhne erstaunt zu sein schien, aber nicht so schockiert, wie ich es erwartet
hatte. Ich kenne ihn nicht gut und habe befürchtet, dass er ein Geizhals sein
könnte.«
    »Seine Gnaden doch nicht«, sagte
Fergus, der seinem Herrn treu ergeben war. »Er wirkt oft kalt und als ob ihm
das Schicksal seiner Diener und Soldaten gleichgültig wäre, und doch ist er
immer fair und bemüht sich um ihr Wohlergehen. Mich hat er mehr als Freund denn
als Diener behandelt. Ich habe nie Grund gehabt, mich über den Lohn zu
beklagen, den er mir zahlt.«
    »Aber können wir es uns denn jetzt
leisten, dieses Gasthaus zu betreiben?« fragte Mrs. Middleton. »Alice und
Lizzie brauchen eine Mitgift. Joseph wird seinen Anteil an dem Geld behalten
wollen, ebenso wie Sie und Dave.«
    »Ihr könnt meinen Anteil behalten«,
sagte Rainbird, »und den von Dave auch. Wir haben auf dem Heimweg darüber
gesprochen.«
    »Mr. Gendreau hat zu mir gesagt, dass
ich keine Mitgift brauche«, sagte Lizzie. »Meinen Anteil könnt ihr also auch
haben.«
    »Unter der Bedingung, dass Seine
Gnaden meiner Heirat zustimmt und mir eine Stellung anbietet«, fügte Fergus
hinzu, »möchte ich keine Mitgift von Alice.«
    »Wer hämmert denn da so verrückt an
die Tür!« rief Rainbird und fuhr erschreckt auf.
    Er rannte die Hintertreppe hinauf,
gefolgt von Joseph, Angus und Fergus.
    Ein berittener Streifenpolizist
stand vor der Tür. Er war leicht an seinem blauen Mantel, dem schwarzen
Lederhut und der scharlachroten Weste zu erkennen.
    »Wir haben einen Hochstapler mit
seiner Schickse eingelocht, der sagt, er ist der Herzog von Pelham. Er sagt,
wenn sein Diener Fergus kommt, dann kann er beweisen, dass er's ist.«
    »Wir gehen alle hin«, sagte
Rainbird. »Er muss es sein, denn er ist noch nicht nach Hause gekommen.«
    Die folgenschweren Ereignisse der
letzten Tage hatten sie alle über die Maßen erregt. Die Damen dachten nicht
daran zurückzubleiben. So war es, zum Erstaunen des Streifenpolizisten, ein
ganzer Haushalt von Dienern, der hinter seinem Pferd herging, während er ihnen
voran durch die vom Regen gesäuberten Straßen zum Gefängnis ritt. Hoch über
dem verwirrenden Durcheinander von Kaminen grollte ein letzter, ferner Donner,
und am klaren Himmel leuchteten die
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