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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob
Autoren: Marion Chesney
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Sterne.
    Der Herzog von Pelham hatte das
Gefühl, nicht einmal seine Diener würden ihn frei bekommen. Jedermann gab
schreiend eine andere Erklärung ab. Miss Jenny Sutherland vergaß sich so weit, dass
sie von einem Diener zum anderen lief, sie umarmte und sie »die allerbesten
Leute« nannte. Dabei erzählte sie ihnen, dass Palmer den Herzog tatsächlich
betrogen hatte.
    Als die kleine Gruppe die Aussagen
des Herzogs bestätigt hatte und er aus dem Gefängnis entlassen war, stellte
sich heraus, dass Rainbird die Absicht hatte, direkt in Palmers Wohnung zu
gehen und ihn mit den Tatsachen zu konfrontieren.
    »Als Sie mich identifiziert hatten,
habe ich sofort Palmers Festnahme befohlen«, sagte der Herzog müde. »Überlassen
Sie die Angelegenheit den Behörden. Ich habe das gesamte Geld gefunden, das er
mir gestohlen hat.«
    »Ich habe es gefunden!»protestierte
Jenny heftig. »Sie hätten es niemals selbst gefunden. Ach, lassen Sie uns doch
gehen, Pelham, und das Ende der Geschichte sehen.«
    Sie hängte sich an seinen Arm und
lächelte zu ihm auf. Sein Herz setzte einen Augenblick lang aus. »Also gut«,
sagte er schwach. Er wandte sich an Rainbird. »Aber sobald wir nach Hause
kommen, wünsche ich eine Erklärung von Ihnen.«
    Palmer wohnte in der Nähe des Oxford
Circus. Aber als sie dort ankamen, war der Verwalter bereits geflohen. Der
Mann, der im Dachgeschoss über seinem Büro wohnte, hatte den Schuss gehört, die
Wache gerufen und war zu Palmer gerannt, um ihm zu erzählen, dass ein
Hochstapler, der sich als Herzog von Pelham bezeichnete, gefangengenommen
worden war. Aus seiner Beschreibung des »Hochstaplers« schloss Palmer, dass das
Spiel aus war. Denn wenn der Herzog die Bürotür aufgeschossen hatte, statt zu
warten, bis er ihn am Morgen sah, stand fest, dass er irgendwie herausgefunden
hatte, dass er, Palmer, ihn betrog.
    »Wir wollen die Poststationen
abklappern«, rief Rainbird. »Nein, lassen Sie es sein«, sagte der Herzog. »Die
Obrigkeit findet ihn, wenn er überhaupt auffindbar ist.«
    Sie machten sich alle zu Fuß in die
Clarges Street auf.
    Es war eine schweigsame Gruppe.
Rainbird wußte, dass ihn unangenehme Fragen erwarteten; Fergus fürchtete, dass
sein Herr sich womöglich weigern könnte, ihm einen Posten zu geben, der es ihm
erlaubte zu heiraten.
    Jenny errötete über und über, als
sie daran dachte, wie sie sich in Palmers Kontor hatte gehen lassen. Die ganze
Zeit im Gefängnis hatte der Herzog kein liebes Wort zu ihr gesagt, sondern war nur wütend auf und ab
geschritten und hatte ihre Entlassung verlangt.
    »Jedermann in den vorderen Salon«,
sagte der Herzog, als sie in Nummer 67 ankamen. »Wir wollen jetzt alles
aufklären.«
    Jenny trat einen Schritt zurück. Er
schien sie völlig vergessen zu haben. Sie hatte das Gefühl, sie müsse nach
Hause gehen, und wußte doch, daß sie nicht schlafen könnte, wenn er sie nicht
wenigstens noch einmal anlächelte oder auf andere Weise zu erkennen gab, dass
er sich etwas aus ihr machte.
    Zuerst fand es der Herzog schwierig
herauszubekommen, um was es ging, weil sie alle auf einmal zu sprechen
begannen. Sie wollten ein Gasthaus kaufen; das Stubenmädchen rief laut, sie sei
die Tochter des Kochs; der Lakai kreischte, Lizzie habe ihn betrogen, und
Fergus flehte ihn um den Posten eines Wildhüters oder um eine andere Stellung
an, die es ihm erlauben würde, so bald wie möglich zu heiraten.
    Aber schließlich beruhigten sich
alle etwas, und er hörte die Geschichte von Anfang an. »Aber warum hat Palmer
zugegeben, daß er Ihnen niedrige Löhne zahlt— auch wenn diese angeblichen Löhne
höher waren als diejenigen, die Sie tatsächlich bekommen haben? Er hätte mich
doch noch um viel größere Summen betrügen können«, fragte der Herzog einmal
dazwischen.
    »Ich glaube, der Grund dafür war«,
sagte Rainbird, »dass er Sie nicht zu sehr auf die Existenz dieses Hauses
aufmerksam machen wollte. Er konnte die niedrige Miete rechtfertigen, denn auf
dem Haus liegt angeblich ein Fluch, und die Leute waren zu abergläubisch, um
eine gute Miete dafür zu zahlen. Aber wenn Sie gemerkt hätten, dass Sie das
ganze Jahr über einen kompletten Haushalt von Dienern zu vernünftigen Löhnen
beschäftigten, dann wären Sie der Sache vielleicht auf den Grund gegangen. Palmer
genoss die Macht, die er über uns hatte. Er genoss unser Elend, und er genoss
es, uns hungern zu sehen. Das war ihm wichtiger als noch so viel Geld. Er hat
Sie in dieser Hinsicht aus
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