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0598 - Die Alte Macht

0598 - Die Alte Macht

Titel: 0598 - Die Alte Macht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Französin ebenso wie einige andere Sprachen, und Zamorra war in dieser Hinsicht geradezu ein Multi-Talent, weil er sich auf rätselhafte Weise praktisch in jedem Land mit den Einheimischen zumindest ansatzweise verständigen konnte.
    Dieses alte Schrift-Deutsch aber konnte Nicole nicht entziffern. Mit der Sprache haperte es seltsamerweise nicht!
    Nicole verstand die anderen, so wie die ihrerseits Nicole verstanden, als sie fragte: »Welches Datum haben wir?«
    »Welches…?« kam verständnislos die Rückfrage des Samtträgers; der Schreiber äußerte sich nur durch lautes, verängstigtes Zähneklappern, er hoffte wohl, daß sich die Teufelin in ihrer unglaublich fremd wirkenden Kleidung alsbald wieder aus seiner Nähe entfernte.
    »Hat man euch nicht gelehrt, höflich zu antworten, wenn eine Dame eine Frage stellt?« herrschte Zamorra den Samtträger an. »Welches Datum?«
    »Den 7. Augustus im Jahre des Herrn 1455… doch weiche von mir, Satanas, den mir der Gensfleisch auf den Hals geschickt hat! Das Recht ist auf meiner Seite! Ihr Heiligen und Märtyrer, stehet mir bei und…«
    »Warum glaubst du, daß wir Teufel seien?« unterbrach ihn Zamorra, ehe der Kerl wieder in Wehklagen und Beten verfallen konnte. »Stinken wir etwa nach Schwefel? Siehst du bei einem von uns den Pferdefuß des Gottseibeiuns, du Narr? Wir sind Menschen wie du!«
    »Menschen erscheinen nicht aus dem Nichts! Das können nur die Teufel aus den tiefsten Abgründen der Hölle!«
    »So ein Schwachsinn!« stöhnte Zamorra auf. »Wo wir auftauchen, hält man uns für Teufel… Das kann ja noch heiter werden! Mann, mit der Hölle haben wir nichts zu tun!«
    »Aber mit dem Gensfleisch, und der muß sich dem Teufel verschrieben haben, damit er nur das Geld nit zurückzahlen müsse, das er mir schuldet… So geht doch endlich! Reichet Euch seine Seele nit länglich hin? Begehrt Ihr auch noch mine?«
    »Behalte sie! Da wir keine Teufel sind, ist unser Interesse an Seelen auch herzlich gering. Aber nur zu gern würde ich wissen, worum es hier überhaupt geht! Wer ist Gensfleisch, und wer bist du, mein Bester? Ein Wucherer?«
    Sid Amos tippte sich gegen die Stirn.
    »Wer ich bin, das weißt du ja wohl, aber könntest du zur Abwechslung mal diesen Zahnstocher in eine andere Richtung halten? Ich mag so ungern aufgespießt werden…«
    ***
    Entsetzt starrte ein Mann namens Johann Fust dorthin, wo sich vor seinen Augen ein sehr seltsam gekleidetes Wesen in Nichts aufgelöst hatte. Ebenso war es vorher auch aus dem Nichts erschienen. Und auch die Frau, die so eigenartige Kleidung getragen hatte, war wieder verschwunden, wie sie zuvor gekommen war.
    Dabei sahen beide so menschenähnlich aus und sprachen auch wie Menschen. Vor Gebeten schreckten sie nicht zurück, aber konnte das nicht Täuschung sein?
    Wesen, die aus dem Nichts kamen, um im Nichts wieder zu verschwinden, konnten doch nur Teufel und Dämonen sein!
    Fust gewann seine Fassung als erster wieder. Wild herrschte er die Männer an, die er für seine Sicherheit bezahlte. »Man schaffe den da 'raus!« Er deutete auf den Bewußtlosen. »Und dann eile einer flugs zum Pfaffen, auf daß der dies Haus vom Teuflischen reinige! Danach suche man den Gensfleisch heim, daß er sich nit wieder erfreche, Dämonen in dies Haus zu senden! Solch ein Lump, elendiglicher… Ha, da wird der Pfaffe sich aber freuen, einen Teufelsanbeter in unsrer schönen Stadt zu haben…«
    »Herr, sollen wir den Henle Gensfleisch derschlagen, daß er nit wieder aufsteht?« fragte der Mann, dessen Kurzschwert der fremde Teufel einfach mitgenommen hatte.
    »Narr!« fuhr Fust ihn an. »Zahlt einer, der tot ist, noch seine Schulden? Und erschlagen könnet ihr ihn eh nit, derweil er doch dem Teufel anempfohlen, der ihm seinen Schutz gewährt… der wird ihn sich schon selber holen! Raus jetzt, aber alle hier!«
    ***
    Zamorra senkte das Kurzschwert, warf es dann scheppernd auf den Tisch.
    Fooly tappte vorsichtig näher, griff dann aber nach seinen Nüstern und zog sich erst mal wieder zurück, um kräftig zu niesen.
    Nicole hielt ebenfalls ein Schwert in der Hand.
    »Komisch«, sagte Zamorra. »Vorhin ist die Axt in der Alptraum-Erinnerung zurückgeblieben! Jetzt aber schleppen wir diese Mordinstrumente mit uns herum… Sid, kannst du die mal auf ihre Echtheit überprüfen?«
    »Den Erzengel werd' ich tun und das Himmelszeug berühren! Wo habt ihr die Dinger her? Plötzlich wart ihr verschwunden, um nach ein paar Minuten wieder
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