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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen
Autoren: Jason Dark
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Max Schreiber seine beiden Kollegen dermaßen sprachlos erlebt, aber auch ihm war nicht wohl im Magen…
    ***
    Garry Taylor war ein Mann um die Sechzig mit vielen Sommersprossen und einer Halbglatze. Weiterhin fielen die knochige Nase mit den großen Nasenlöchern und der rötlichblonde Bart auf.
    »Helen war meine Frau«, sagte er. »Sie war meine Frau, haben Sie verstanden? Und es war genau Ihre Stimme, die ich im Radio hörte, Max.«
    »Ich glaube es Ihnen.«
    Taylor war aufgeregt. »Was soll das bedeuten? Sie können doch nicht mit dem Entsetzen Scherz treiben.«
    »Das will ich auch nicht, Mr. Taylor.«
    »Was dann?«
    »Ich mache eine Sendung. Eigentlich wollte ich das Ungewöhnliche den Hörern näherbringen. Sie sollten die Angst vor dem Tod und auch dem Jenseits verlieren, mehr wollte ich nicht. Ich machte eine Einspielung. Dann war da plötzlich die Stimme Ihrer verstorbenen Frau.«
    »Woher haben Sie…?«
    »Mr. Taylor, wollen Sie in meiner Sendung mitmachen oder nicht?«
    »Nein, ja…«
    Max wußte, wie man mit Menschen umging. Er legte Taylor eine Hand auf die Schulter, drehte ihn leicht und ging mit ihm in seine Kabine, wo er ihm einen zweiten Stuhl gegen die Kniekehlen rollte, damit Taylor sich setzen konnte. Max wollte seine Sendung bis zum Ende durchstehen. Doch noch war das Ende offen.
    »So«, sagte er, »hier sind Sie, hier bleiben Sie. Warten Sie erst einmal ab, wie es weitergeht.«
    »Verdammt, ich will eine Erklärung!«
    Max legte einen Finger auf die Lippen und deutete gegen die Lampe, die rot leuchtete. »Jetzt sind wir auf Sendung!« hauchte er und sprach danach lauter. »Hier bin ich wieder, euer Max, der euch in dieser Nacht geschockt hat. Habt ihr noch alle die Stimme der Helen Taylor im Ohr? Könnt ihr noch nachvollziehen, was sie gesagt hat? Es war eine Botschaft aus dem Jenseits, und nicht nur ich oder zahlreiche andere Hörer haben sie vernommen, auch der Mann, der neben mir sitzt, ist von dieser Botschaft nicht unbeeindruckt geblieben. Es ist Garry Taylor, Helens Mann! – Er kam zu uns ins Studio. Das ist das ungemein Interessante an einer Live-Sendung. Man weiß nie, wie sie abläuft. Auch ich bin von Mr. Taylors Besuch überrascht worden, aber ich habe mir vorgenommen, mit ihm zu sprechen, und Sie, liebe Hörer, werden dieses Interview erleben. Ich finde, daß es bestimmt interessant werden wird. Zunächst einmal darf ich Sie begrüßen, Mr. Taylor. Seien Sie uns herzlich willkommen.«
    »Ja… danke …« Garry hatte einen hochroten Kopf bekommen.
    Er wirkte wie ein Mann, der überhaupt nicht begriff, was um ihn herum vorging und nur mehr wie ein Automat antwortete.
    »Mr. Taylor, Sie saßen also vor dem Radio, um meine Sendung zu hören. Können Sie das bestätigen?«
    »Ja.«
    »Können Sie auch bestätigen, daß wir uns nicht abgesprochen haben?«
    »So ist es.«
    »Dann erzählen Sie mal. Unsere Hörer sind ebenso gespannt, wie Sie es vorhin waren.«
    Taylor nickte. »Also ich… ich hörte die Sendung und dann die Stimme, wissen Sie?«
    »Die Ihrer verstorbenen Frau?«
    Taylor wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ja!« keuchte er, »es war die Stimme meiner verstorbenen Frau. Sie klang so, wie Helen immer gesprochen hat. Sie war genau zu verstehen. Ich kann es mir nur so erklären, daß Helen aus dem Jenseits zu uns gesprochen hat.«
    »Keine Täuschung, Mr. Taylor?«
    Garry schnaufte. Er wischte mit einem Tuch durch sein Gesicht.
    Der Mann war erregt, er stand unter Strom. Sein Blick hatte etwas Glotzendes bekommen. »Keine Täuschung«, ächzte er. »Ich weiß genau Bescheid, es ist furchtbar, aber es entspricht der Wahrheit, wenn Sie mich verstehen. Der vollen Wahrheit.«
    »Das freut uns denn auch. Wir arbeiten hier ohne Tricks, ohne Netz und doppelten Boden.« Max senkte seine Stimme. »Sie haben selbst am Klang der Stimme vernommen, daß Mr. Taylor sehr erregt ist. Kein Wunder nach diesem Schock. Gönnen wir uns und ihm eine kleine Pause, lauschen wir der Musik, die Armand für Sie in dieser ungewöhnlichen Nacht ausgesucht hat.«
    Sanftes Geigenspiel erklang und war wie ein breiter, ruhiger Fluß, der die Nerven der Menschen glätten sollte. Ob sich allerdings Garry Taylor erholte, war fraglich; er schien die Musik nicht zu hören und war nur mit sich selbst beschäftigt. Die Hände trocknete er laufend ab, er zwinkerte mit den Augen und schielte auf die Kassette.
    »Ist es das Band?«
    »Ja.« Max schob seine Brille zurück.
    »Kann ich es noch einmal
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