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0589 - Mörder von den Sternen

0589 - Mörder von den Sternen

Titel: 0589 - Mörder von den Sternen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er.
    Tatsächlich - im Kaminzimmer standen sich Fooly und der Junge vor dem Schachbrett gegenüber! Fooly, der auf keinen Stuhl und in keinen Sessel paßte, stand auf der einen Seite und auf seinen Schweif gestützt, er spielte seine Lieblingsfarbe Schwarz.
    Und Sir Rhett Saris ap Llewellyn, bislang Letzter der ebenso legendären wie mysteriösen Erbfolge, stand auf einem Stuhl, stützte sich auf dem Schachtisch ab und zog die weißen Figuren.
    »Matt!« krähte er vergnügt. »Du bist matt, Fooly!«
    Zamorra warf einen Blick auf den Spielstand. Es sah tatsächlich danach aus, als wäre das Spiel nach den Regeln abgelaufen und nicht einfach nur so pro forma, um dem kleinen Lord eine spielerische Illusion zu gewähren.
    »Ich glaub's einfach nicht«, murmelte Nicole und zog Zamorra wieder mit sich aus dem Zimmer. »Wie… wie ist so etwas möglich?«
    »Der Junge scheint sich zu einer Art Wunderkind zu entwickeln«, glaubte Zamorra. »Vielleicht hängt das mit der Erbfolge-Magie zusammen. Er war seinem Alter bisher ja schon immer ein wenig voraus, und…«
    »Aber so weit?« Nicole schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Sie kehrten ins Eßzimmer zurück.
    Genau betrachtet, war Sir Rhett sein eigener Sohn - oder sein eigener Vater, wie man's nahm. Die Erbfolge verlangte, daß der Erbfolger ziemlich genau neun Monate vor seinem Tod einen Sohn zeugte - bei dessen Geburt wechselte die Seele, der Geist, das Bewußtsein, oder wie auch immer man es nennen wollte, vom sterbenden Körper des ›Vaters‹ in den neugeborenen Körper des ›Sohnes‹. Und jeder neue Erbfolger lebte, fast auf den Tag genau, ein Jahr länger als sein ›Vorgänger‹.
    Sir Bryont Saris ap Llewellyn war 265 Jahre alt geworden…
    Die Höllenmächte versuchten seit Jahrzehntausenden, wenn nicht länger, diese Erbfolge zu unterbrechen. Und das hieß, den ständig ›wiedergeborenen‹ Llewellyn-Lord umzubringen, und dafür standen die Chancen natürlich am besten während seiner jeweiligen Kindheit. Denn dann war das Wissen um seine alte magische Macht und die Erinnerung an seine früheren Leben, zumindest einen Teil davon, noch nicht wieder erwacht, das geschah erst zu Beginn der Pubertät.
    Deshalb hatte Zamorra auch Lady Patricia und ihren Sohn, der in seiner früheren Inkarnation ihr nun verstorbener Mann gewesen war, aus dem schottischen Llewellyn-Castle ins Château Montagne geholt. Um sie schützen zu können.
    Allerdings nicht nur deshalb, denn auch Llewellyn-Castle war weißmagisch abgesichert. Hier aber fand der Junge auch mehr Gesellschaft, vor allem in Form von Gleichaltrigen unten im Dorf, während um das Castle herum fast nur noch alte Menschen lebten. Die jüngeren dort waren längst in die Städte wie beispielsweise Inverness ausgewandert, wo es für sie Arbeit gab…
    Daß der Erbfolger ein langes Leben vor sich hatte, sofern es den Dämonen nicht doch gelang, ihn zu ermorden, das war eine Tatsache. Daß er in diesem zarten Knabenalter bereits das Schachspiel beherrschte, war hingegen unglaublich!
    »Hoffentlich wird er nicht auch so ein Schnellentwickler wie Julian Peters«, murmelte Nicole, während sie sich mit der einen Hand Kaffee einschenkte und mit der anderen die heiße Weißbrotscheibe auffing, die gerade aus dem Toaster in die Luft geschossen wurde.
    Zamorra runzelte die Stirn. »Was ist denn nur mit der Technik los?«, wunderte er sich. »Das macht das Ding doch sonst nicht… Von den früheren Erbfolgern ist derlei eigentlich nicht bekannt«, erwiderte er dann.
    »Wer nuschelt das?« fragte Nicole mißtrauisch. »Hast du Bryont jemals danach gefragt? Oder irgendwelche schriftlichen Überlieferungen einsehen können?«
    »Nicht so direkt«, wich Zamorra aus.
    »Und indirekt?«
    Er atmete tief durch. »Ich bin sicher, daß Bryont uns damals davon erzählt hätte, d'accord ? Immerhin hat er uns ja auf eine Menge vorbereitet.«
    Nicole verteilte Honig auf dem Toast und schlug die Zähne fast grimmig hinein. »Laider fascht schu schpät«, mampfte sie und schluckte den Happen herunter. »Vielleicht hat er dabei auch ein paar Details vergessen. Mit zunehmendem Alter läßt die Erinnerung nach. Was weißt du noch über deine Kinderzeit? Bryont war zigmal so alt!«
    »Da ist ein Bild«, sagte Zamorra. »Ich sitze auf einer Decke im Garten, habe ein kleines Spielzeuglamm aus Gummi, oder was auch immer für'n Zeugs, in der Hand, und meine Mutter und eine andere Frau unterhalten sich. Da kann ich noch nicht mal ganz ein Jahr gewesen
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