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0589 - Mörder von den Sternen

0589 - Mörder von den Sternen

Titel: 0589 - Mörder von den Sternen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ist dreizehn Uhr nullsechs, und vierzehn Sekunden, und sechzehn, siebzehn, achtzehn…«, ratterte der Sprachprozessor los.
    Die ›sprechende Uhr‹, eine technische Spielerei, die auf bestimmte Schlüsselwörter in bestimmtem Tonfall reagierte, war die jüngste technische Errungenschaft im Château, nur hatte Zamorra schon beschlossen, das verflixte Ding wieder auszusondern, weil irgendwas im Programm nicht stimmte und selbiges um Mitternacht nicht von 23:59 auf 0:00 Uhr wechselte, sondern auf 24:00 und dann so weiterzählte, um dann erst von 24:59 auf 0:00 umzuspringen…
    »Vermutlich ist es also zwölf oder elf Uhr nochwas«, seufzte Nicole und drehte sich um. »Zeit für einen Einkaufsbummel .«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Einen…?«
    »Ich habe nichts anzuziehen!«
    »Nicht, daß ich viel dagegen einzuwenden hätte«, murmelte Zamorra. »Ich sagte doch vorhin schon: Wenn's nach mir ginge…«
    »Nein!« kappte Nicole seine Rede. »Weihnachten steht vor der Tür, und ich brauche ein neues Abendkleid. Außerdem brauchst du einen Weihnachtsmantel und einen weißen Wattebart für die Bescherung und…«
    »Kommt gar nicht in die Tüte!« ächzte Zamorra. »Ich wandere aus! Irgendwohin, wo es diesen Weihnachtsrummel nicht gibt!«
    Nicole stand schon an der Tür und blinzelte ihm zu. »Auch wenn du ein ganz besonderes Geschenk auspacken darfst? So Stückchen für Stückchen aus dem Eingekauften schälen und ganz lieb vernaschen…?«
    Er verdrehte die Augen. »Das ist ja schweißtreibende Arbeit! Da hatte Urvater Adam es wirklich besser und einfacher!«
    Nicole lachte. »Aber für Eva war's doch arg langweilig«, behauptete sie. »Wie konnte sie das nur aushalten, die ganze Zeit über mit nur einem Mann…«
    Im nächsten Moment huschte sie aus dem Zimmer, ehe Zamorra ihr grinsend den erstbesten Gegenstand nachwerfen konnte, den er zu fassen bekam. Als er das Beinahe-Wurfgeschoß wieder zurückstellte, merkte er, daß es sich um die ›sprechende Uhr‹ handelte.
    »Vielen Dank«, schnarrte die Uhr.
    Maßlos verblüfft starrte Zamorra sie an. »Wie bitte?«
    »Es ist dreizehn Uhr nullacht, und neun Sekunden, und zehn, elf, zwölf…«
    ***
    Wie spät es auch tatsächlich sein mochte - es war Mittagszeit, draußen jedoch abendlich düster, und das schon den ganzen Tag über. Das behauptete jedenfalls der alte Diener Raffael Bois.
    Einer dieser Tage, an denen man am besten durchgehend im Bett blieb…
    Nicole saß schon am Frühstückstisch, als Zamorra sich zu ihr gesellte. Da sie beide ›Nachtmenschen‹ waren, war diese zeitliche Verschiebung für sie normal. Zum einen hatten sie ihren Tages-Rhythmus größtenteils den Kreaturen aus dem Schattenreich angepaßt, den Dämonen - ihre Domäne ist die Dunkelheit, die Nacht, und wer sie jagen will, trifft sie deshalb auch vornehmlich bei Nacht an.
    Zum anderen aber waren Zamorra und Nicole auch derart häufig in allen Erdteilen und allen Zeitzonen unterwegs, daß es ohnehin keine wirklich große Rolle spielte, wie spät oder wie früh es jeweils war. Von anderen Welten mit entsprechend anderen Tag- und Nachtzeiten mal ganz abgesehen.
    »Wo steckt denn eigentlich Fooly?« fragte Zamorra und sah sich mißtrauisch um.
    »Er übt sich im Schachspiel«, erläuterte Raffael, der Diener »Seit Sie ihm seinen eigenen Figurensatz geschenkt haben, ist er kaum noch vom Schachtisch wegzubekommen.«
    Zamorra lächelte. Sie hatten Fooly den Satz grellbunter, aber wunderschöner Figuren auf dem Basar in Delhi gekauft. So ließ er die handgeschnitzten Figuren von Zamorra in Ruhe. Der Geisterjäger Sparks hatte ihn zum Spielen gebracht. Seither brachte er fast täglich ein paar Stunden im Kaminzimmer zu, in dem Zamorras Schachtisch stand, und spielte gegen wechselnde Partner an.
    Auf Dauer wurde das nervtötend, würde sich aber bestimmt irgendwann von selbst wieder geben, wenn dieser Denksport Fooly zu langweilig wurde. Bis dahin aber galt: Solange er spielte, stellte er wenigstens nichts an…
    »Wer ist denn diesmal sein Opfer?« wollte Nicole wissen.
    »Sir Rhett«, teilte Raffael mit.
    »W -wie bitte!« entfuhr es Zamorra und Nicole zugleich.
    Der kleine Sir Rhett war gerade mal dreieinhalb Jahre alt! In dem Alter befaßte man sich mit Stofftieren und Malbüchern oder auch Puzzles, aber doch nicht mit Schach!
    »Das muß ich sehen«, stieß Zamorra hervor und sprang auf. Nicole folgte ihm.
    Der alte Diener blieb schulterzuckend zurück. »Warum glaubt mir nur keiner?« murmelte
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