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0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe
Autoren: Jason Dark
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angsterfüllte Stille aus, die nicht einmal von keuchenden Atemzügen unterbrochen wurde.
    »Das war eine Warnung!« peitschte Boones Stimme durch den Wagen. »Merkt sie euch gut. Noch ist keiner erwischt worden. Sollte sich einer auch nur rühren, werde ich ihn zusammenschießen, klar?«
    Das Schweigen war ihm Antwort genug. Er wußte, daß er die Leute sprachlos gemacht hatte.
    Er war der Sieger!
    Wieder drückte er mit der Mündung härter zu. »Los, du wirst jetzt die Tür öffnen.«
    »Und dann?«
    Terry Boone amüsierte sich über die zitternde Stimme der Geisel.
    »Das fragst du noch? Wenn du stirbst, ist es nicht meine Schuld, sondern die der Bullen, die in der Dunkelheit lauern.«
    »Aber das ist nicht sicher.« Rico wunderte sich, daß er widersprechen konnte. Er hätte sich diese Kraft kaum zugetraut.
    »Weshalb hat der verdammte Zug dann gehalten?«
    »Das… das Signal.«
    »Erzähl keine Märchen. Es wurde umgestellt, hörst du? Einfach umgestellt! Und jetzt öffne die Tür!«
    Rico wußte, daß es keinen Sinn hatte, sich zu wehren. Er flüsterte Worte, die er selbst kaum verstand, er betete, er weinte zugleich.
    Plötzlich dachte er an seine Mutter und spürte dann den Kunststoff der Klinke an seiner schweißfeuchten Handfläche.
    Mit einem Ruck stieß er die Tür auf, starrte in die Finsternis und hatte das Gefühl, in sein eigenes riesiges Grab zu schauen…
    ***
    Suko und ich hockten im ersten Wagen. In dem dahinter befand sich Terry Boone mit seinen Geiseln, und wir fuhren durch die Nacht einem unbekannten Ziel entgegen.
    Dieser Fall hatte sich explosionsartig entwickelt. Was mit einem Koffer begonnen hatte, war zu einer regelrechten Dimension des Schreckens geworden.
    Ich hatte einen Mann namens Don Quinn gejagt, ihn auch gestellt und mit ansehen müssen, wie sich dessen Haut vom Gesicht löste.
    Die Spur führte in ein Pfandhaus, wo regelmäßig Versteigerungen stattfanden. Unter den Gegenständen befand sich auch ein großer Holzkoffer mit einem geheimnisvollen Inhalt. Boone, den Suko und ich zu Beginn der Versteigerung entdeckt hatten und der uns vom Ansehen her bekannt gewesen war, hatte den Koffer ersteigert. [1]
    Es war zu einer Schießerei gekommen, in deren Verlauf ein Toter zurückgeblieben war. Boone hatte fliehen können. In einem alten, schmierigen Hotel, das einem Armenier namens Sajastin gehörte, war er untergetaucht, hatte dort seine Spuren hinterlassen – zwei tote Bluthunde – und war anschließend wieder verschwunden.
    Ohne den Koffer allerdings, über dessen Inhalt wir noch nicht Bescheid wußten.
    Dafür war Boone – es lief längst eine Fahndung – an der Liverpool Street Station gesehen worden, hatte dort ebenfalls eine blutige Spur hinterlassen und war in einen Zug gestiegen, zusammen mit einigen jungen Leuten, die er als Geiseln genommen hatte.
    Uns war es im letzten Augenblick gelungen, den Wagen davor zu kapern. In ihm befanden wir uns noch immer.
    Nicht wie normale Reisende, die es sich auf den Sitzen bequem gemacht hatten, nein, wir waren untergetaucht, zwischen die Sitze, um nicht entdeckt zu werden.
    Noch immer hockten wir auf dem Boden, eingeklemmt zwischen den Sitzen. Suko an der linken, ich an der rechten Seite.
    Es war keine Rede davon, daß wir die Fahrt durch London in Richtung Norden genossen. Nein, wir standen unter Hochspannung und fragten uns, wie alles enden sollte.
    Daß für Terry Boone nichts nach Plan gelaufen war, stand fest. Er hatte improvisieren müssen. Wir wußten zwar einiges von ihm, gleichzeitig aber zuwenig, um seine Reaktionen voraussagen zu können. Würde er die Nerven behalten? Konnten wir die Geiseln befreien? Das alles waren Dinge, die mir durch den Kopf gingen, und auch Suko dachte ähnlich. Darüber brauchten wir erst gar nicht zu reden.
    Noch rollten wir durch London. Zu erkennen an den Lichtreflexen, die relativ konzentriert außen an den Fenstern vorbeihuschten.
    Diese Nacht war heiß, sie war schwül, sie war schlimm, denn in solchen Stunden wurden die Emotionen aufgeheizt.
    Im Wagen lag noch der Geruch der letzten Fahrgäste. Er vermischte sich mit unseren Ausdünstungen.
    Wir ließen gut eine Viertelstunde verstreichen, bevor wir die unbequeme Haltung aufgaben und uns hinsetzten. Bis zur Tür war es nur ein Katzensprung, aber dort wollten wir nicht hin, wenigstens vorerst nicht. Ohne über die genaue Sachlage informiert zu sein, mußten wir einen Plan erstellen.
    Einen Vorteil besaßen wir schon. Boone hatte uns beim Kapern
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