Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0589 - Die Kugelköpfe

0589 - Die Kugelköpfe

Titel: 0589 - Die Kugelköpfe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
übergeben?«
    »Ja.«
    »Raus kommst du nicht.«
    »Aber ich…«
    »Mach es hier, verdammt!«
    Das Mädchen drehte sich um. Es preßte dabei seine Hand gegen die Lippen und lief mit schwankenden Schritten in den Hintergrund des Wagens. Es gab keine Verbindung zu dem Nachbarwagen, dieser Zug gehörte zu den älteren Kurzstreckenmodellen.
    Sie alle hörten sie würgen, und die anderen Geiseln befürchteten, daß der Killer schießen würde, denn er zielte mit der Waffe auf den gebeugten Rücken.
    Er drückte nicht ab.
    Sekunden vergingen. Das Rauschen der Luft, das Rattern der Räder auf den Schienen und die würgenden Laute des Mädchens mischten sich zu einer schaurigen Melodie.
    »Los, setz dich wieder hin!«
    Sie richtete sich auf, sehr langsam drehte sie sich um. Das Gesicht hochrot und von Schweiß überströmt. Furcht in den Augen, so wankte sie zurück auf ihren Platz, wo sie sich hinsetzte und plötzlich anfing zu zittern, als würde ein Schüttelfrost durch ihren Körper strömen.
    »Noch jemand, der kotzen muß?« höhnte Boone.
    Er bekam keine Antwort. Dann fluchte er, ohne die Worte auszusprechen. Er hatte sich wieder entspannt und merkte, wie sehr sein Gesicht brannte. Das konnte er schon nicht mehr mit Jucken bezeichnen, das war tatsächlich ein regelrechter Brand.
    An der linken Gesichtshälfte besonders intensiv. Deshalb wechselte er die MPi in die Rechte, um die Linke anheben zu können, weil er genau nach der Stelle tasten wollte.
    Daß sie ihn dabei beobachteten, war ihm klar. Sie hielten alles unter Kontrolle, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, daß sie auf eine Chance lauerten, ihn zu überwältigen. Nein, so etwas trauten sie sich nicht. Dazu waren sie zu feige, und sie würden es auch nicht schaffen. Das Magazin der MPi war mit Kugeln gefüllt. Mit seinen Garben würde er jeden von ihnen zur Hölle schicken können.
    Mit den Fingerspitzen berührte er die Haut genau an der Stelle, wo sie am meisten juckte. Sie hatte sich stark verändert, war weich wie Pudding geworden. Aber es war kein Pudding, das war einzig und allein seine Haut, die sich allmählich auflöste.
    So zahlte er den Tribut für eine Tat, die ihn hatte mächtig werden lassen sollen.
    Er konnte den Finger in die kleine Wunde stoßen. Nässe spürte er, aber kein Blut.
    Er zog die Hand wieder zurück. An der Spitze klebte dieses widerliche, weiße Zeug, fast wie Eiweiß. Er zwinkerte mit den Augen, weil er glaubte, daß die Szene vor seinen Augen verschwamm.
    Einen Teil der Geiseln sah er doppelt. Sie schwankten vor seinem Blick und veränderten sich sekundenlang zu Zerrbildern, die mit Menschen nichts mehr zu tun hatten.
    Der Anfall ging vorüber. Er war allerdings eine Warnung gewesen. Boone mußte damit rechnen, daß bei ihm nicht alles so glatt lief, wie er es sich vorgestellt hatte.
    Die magische Pest wütete in ihm. Wer immer sie ihm geschickt haben mochte, plötzlich haßte er diese Person. Er dachte an den Kugelkopf, über dessen Schädel ein Blutstreifen gelaufen war. Der Kugelkopf besaß den Koffer, in dem dieses verfluchte Ding steckte, dem er seinen Zustand zu verdanken hatte.
    Zwischen den Fingern blieb ein Hautrest kleben. Dünn wie nasses Papier sah er aus, und er konnte es mit wenigen Bewegungen zu einer Kugel zusammendrücken.
    Er ließ sie zu Boden fallen. Die Geiseln hatten ihm zugeschaut. Als er sie danach anstarrte, schauten sie zur Seite. Sie wollten es einfach nicht sehen.
    »Was ist los?« keuchte er. »Bin ich euch nicht schön genug?« Er lachte. »Ihr müßt euch damit schon abfinden, tut mir leid. Ich bin nicht so, wie ihr euch gedacht habt.«
    Sie schwiegen.
    Einige von ihnen drehten die Köpfe, um die Gesichter in den Fahrtwind zu halten, andere schauten stur aus dem Fenster, hockten verkrampft und hatten die Hände zusammengepreßt, als würden sie Stoßgebete zum Himmel schicken, was der Wahrheit wohl ziemlich nahe kam.
    Auch Boone schwitzte. Der Schweiß vermischte sich mit der Wundflüssigkeit. Es brannte nicht einmal. Alles an ihm war anders geworden. Zwar sah er noch aus wie ein Mensch, nur fühlte er sich nicht so. Er kam sich vor wie ein Ausgestoßener, den jemand auf die Reise in die Ewigkeit geschickt hatte.
    Wohin führte die Fahrt? Wo lag das Ziel? Keiner wußte es. Nur hätte er sich jetzt den Kugelkopf gewünscht. Er hätte es ihm sagen können und müssen.
    Aber der war weg, viele Lichtjahre weit weg. Keine Chance, an ihn heranzukommen.
    Durch den Zug ging ein Ruck. Nicht sehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher