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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dem Fußboden ausgestreckt hatte, hob jetzt den Kopf. Der telepathische Wolf war aufmerksam geworden, Zamorra war sicher, daß er zu lauschen versuchte, also hob er seine Gedankensperre auf, damit Fenrir erfassen konnte, was Robin sagte, denn dessen Worte spiegelten sich natürlich auch in Zamorras Gedanken wieder.
    »Wir haben alles durchgecheckt«, sagte Robin am anderen Ende der Leitung. »Wisslaire hat ein paar Nachbarn befragt, und einer war in der Samstagnacht draußen. Um einem menschlichen Bedürfnis nachzugehen.«
    »Wie bitte?« fragte Zamorra verblüfft.
    »In Thurins ist die Welt noch in Ordnung«, führte Robin aus. »Da gibt's noch nicht überall Anschluß an die Kanalisation. Besagter Nachbar muß also, wenn er mit höchst erleichtertem Gesichtsausdruck wieder ins Haus zurückkehren will, zuvor in den Garten watscheln. Da steht nämlich das kleine hölzerne Häuslein mit dem ausgesägten Herzen in der Tür…«
    »Du lieber Himmel«, stöhnte Zamorra. »Gibt's das immer noch, knapp vor Beginn des dritten Jahrtausends christlicher Zeitrechnung?«
    »Man sagt so…«
    »Was macht der gute Mann denn im tiefsten Winter, bei klirrendem Frost?«
    »Er macht etwas schneller, denke ich mir mal«, feixte Robin. »Oder er friert fest. Aber das interessiert uns jetzt nicht. Der Mann war draußen und hat eine Beobachtung gemacht.«
    »Komm endlich zur Sache, mein Wein trocknet allmählich aus.«
    Mostache sah das als Aufforderung, Zamorras Glas erneut zu füllen zum dritten Mal, seit der Dämonenjäger mit dem Wolf hereingepoltert war.
    Tiere hatten in der Gaststube eigentlich nichts zu suchen, aber Fenrir zählte ja nicht als Tier, denn für Mostache und auch für die wenigen anderen Gäste, die um diese Zeit hier ihren frühen Feierabend genossen, war Fenrir eher ein Mensch auf vier Beinen. Man war ja gewöhnt, daß sich Zamorra mit den seltsamsten Zeitgenossen umgab, und wo ein Jungdrache und ein Ex-Teufel ein und aus gingen, wunderte man sich auch nicht mehr über einen intelligenten Wolf.
    Zumal sich dieser den Menschen im Dorf gegenüber friedlich zeigte und sich nicht mal an ihren Hühnern und Kaninchen vergriff, denn statt dessen jagte Fenrir weit draußen auf den Feldern, wenn er seinen Triebstau abbauen wollte.
    »Der Mann hat einen Nebel gesehen«, fuhr Robin derweil fort.
    »Kommt vor in dieser Jahreszeit«, seufzte Zamorra. »Zumal in der Nähe von Gewässern. Verläuft nicht ein Bach in der Nähe des Dorfes?«
    »Der Nebel war blau.«
    »Der Nebel - oder dein komischer Augenzeuge?« Zamorra blieb skeptisch.
    »Verdammt noch mal«, polterte der Chefinspektor am anderen Ende der Leitung. »Ich dachte, du bist Experte für übersinnliche Erscheinungen! Wenn sogar ich schon mißtrauisch werde, dann müßte es bei dir geradezu Alarm schlagen!«
    »Überschätz das mit dem Nebel nicht«, versuchte ihn Zamorra zu beruhigen. »Das kann eine optische Täuschung gewesen sein, oder?«
    »In diesem blauen Nebel bewegte sich aber ein Licht, und laut Wisslaires Protokoll beschwört der Zeuge, daß er auch einen Mann gesehen hat, der eine Sturmlaterne schwenkte.«
    »Der Zeuge, der wahrscheinlich im Halbschlaf war.«
    »Verdammt, du kannst ihn ja selbst befragen, wenn du mir oder besser Wisslaire nicht glaubst!«
    Zamorra zuckte mit den Schultern, auch wenn der Chefinspektor das nicht sehen konnte.
    Joel Wisslaire, Robins neuer Assistent und personelle Verstärkung für François Brunot, war in Sachen Schwarze Magie auch nicht mehr ganz unbedarft. Vielleicht sah er in diesem Fall ebenso Gespenster, so wie sein Chef - und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Außerdem hat der Zeuge nicht nur einen Mann in diesem Nebel gesehen«, fuhr Robin unverdrossen fort, »sondern auch noch einen Wolf!«
    Worauf Zamorra sich umdrehte und Fenrir geradezu vorwurfsvoll ansah…
    Der graue Freund erhob sich, reckte die Glieder und trottete bedächtig zur Theke hinüber, wo er sich neben Zamorra hinhockte.
    Was immer da passiert ist - ich war's bestimmt nicht, teilte er Zamorra telepathisch mit. Also - sieh mich nicht so an!
    »Schön«, sagte Zamorra wieder ins Telefon. »Wir haben also zwei Menschen, die spurlos verschwunden sind, und wir haben jetzt auch noch einen blauen Nebel, einen Mann mit einer Sturmlaterne und einen Wolf.«
    »Sowie einen Blutfleck an der Wand«, ergänzte Robin, »und eine Pistole, aus der drei Schüsse abgefeuert wurden. Und die Schützin, Michelle Garon, hat vorher noch ›keine Bewegung‹ oder so etwas
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