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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schnellte neben ihm ein riesiger Wolf aus dem Nebel, sprang Michelle an und schleuderte sie zu Boden.
    Seine Fänge schnappten nach ihrer Hand, und sie verlor die Waffe. Dann kam auch für sie der Blackout.
    Wie lange sie béwußtlos gewesen war, das konnte sie nicht sagen. Als sie erwachte, fand sie sich auf kühlem Waldboden mitten in dichten, bläulichen Nebelschwaden wieder. Es war finster, und daß sie den Nebel trotzdem als blaue Schleier erkannte, dafür gab es ebensowenig eine Erklärung wie für die wandernden Lichtflecke, die sie darin sah.
    Michelle betrachtete ihr Handgelenk. Der Wolf hatte sie mit seinen Zähnen verletzt, die Wunden waren allerdings bereits verheilt, und nur getrocknete Blutkrusten klebten noch auf der Haut, ließen sich aber leicht ablösen.
    Das deutete darauf hin, daß sie sich schon längere Zeit hier in dieser Welt befinden mußte. Um so erstaunlicher war dann aber, daß sie keine körperlichen Anzeichen einer Unterkühlung zeigte, dabei hatte sie völlig nackt auf dem kalten Boden und in der kalten Luft gelegen.
    Verflixt, warum hatte sie sich nicht erst etwas angezogen, ehe sie die Treppe hinunter gestürmt war?
    Aber Clio hatte geschrien, und Michelle war der Ansicht gewesen, daß sie sehr schnell sein mußte, wenn sie etwas für die Freundin tun wollte. Da kam es auf Äußerlichkeiten nicht an.
    Im Nachhinein war das ärgerlich, sie hatte auch nicht gewußt, daß E.T. über Nacht geblieben war. Was mochte er von ihr jetzt denken?
    Inzwischen kam es aber auch darauf nicht mehr an…
    Sie wanderte jetzt schon einige Zeit durch den Nebelwald, und es schien keinen Weg hinaus zu geben. Auch nicht zurück ins Haus. Sie hatte auf Spuren in ihrer unmittelbaren Umgebung geachtet, doch es gab keine. Als sie den Platz, an dem sie erwacht war, verließ, hatte sie selbst Spuren hinterlassen, doch es gab keine, die hin zu diesem Platz führten. Es war, als sei sie selbst aus dem Nichts hier aufgetaucht.
    Genau so mußte es natürlich sein, wenn sie wirklich in eine andere Welt oder Zeit versetzt worden war.
    Sie konnte das Unglaubliche einigermaßen schnell akzeptieren. Was ihr weniger behagte, war die Tatsache, daß sie das Tor zurück in ihre Welt nicht wiederfand. Es schien nicht mehr zu existieren. Vielleicht war es so etwas wie eine Einbahnstraße?
    »Na großartig«, murmelte sie. »Genau das hat mir gerade noch gefehlt… Ich muß doch nächste Woche meinen Lottogewinn abholen!«
    Sie überlegte, ob es Clio wohl ebenso ergangen war wie ihr. Nach dem Poltern und dem Schrei war die Freundin ja nicht mehr auffindbar gewesen, obgleich Türen und Fenster von innen verschlossen gewesen waren.
    War Clio ebenfalls durch ein Weltentor verschwunden?
    Wenn ja, mußte sie in eine weitere Dimension geraten sein, denn hier war nichts von ihr zu sehen, und Michelle hatte auch nach der Freundin gerufen, doch es kam keine Antwort. Auch, wenn der Nebel einen Teil des Schalls verschluckte - so laut, wie Michelle gerufen hatte, hätte Clio sie einfach hören müssen, denn so weit entfernt konnte sie eigentlich nicht in dieser Welt gestrandet sein…
    Eine andere Möglichkeit gab es natürlich schon: Clio war längst tot!
    Von dem Wolf getötet!
    O mein Gott, durchfuhr es Michelle. Nur das nicht, bitte…
    Vielleicht gab es auch mehrere Wölfe, ein ganzes Rudel. Nichts war unmöglich.
    Längst spürte Michelle Durst und Hunger. Außerdem mochte es in diesem Nebelwald von weiteren wilden Tieren wimmeln. Sie konnte sie ja auch hören, wenn sie in einiger Entfernung dahinschlichen oder Laute von sich gaben. Allerdings kannte Michelle auch die alte Faustregel: Tiere meiden die Nähe von Menschen - außer ihr Hunger ist größer als die Furcht vor den unbekannten Zweibeinern.
    Und eine Schlange, die nicht schnell genug aus dem Weg kriechen konnte, mochte in Panik zubeißen…
    Irgendwo mußte auch noch der Wolf sein - oder die Wölfe?
    Und der Mann in seiner altertümlichen Kleidung.
    Beobachtete er Michelle von irgendwoher?
    Fast kam sie sich vor wie im Märchen von Hänsel und Gretel, die sich im Wald verirrten und irgendwann zum Hexenhaus kamen. Aber im Märchen waren es Kinder gewesen, hier gab es keinen Hänsel, nicht mal einen erwachsenen Hans - auch keine Clio! Und Gretel war auch nicht splitternackt durch den Wald marschiert.
    Plötzlich stockte sie.
    Da war eine Gestalt, und sie schälte sich langsam aus dem nebelhaften Dunkel.
    Der Mann mit dem Wolf?
    Die Kälte verstärkte sich, aber diesmal
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