Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
fröstelte das Mädchen in ihrem Inneren, und Michelle wünschte, sie hätte ihre Waffe nicht verloren, hätte sie mitnehmen können.
    Es war völlig irrational, doch allein der Gedanke an eine Pistole versprach ihr irgendwie Sicherheit.
    So allerdings fühlte sie sich hilflos und nackt. Weniger der fehlenden Kleidung wegen, sondern weil sie unbewaffnet war!
    Schutzlos!
    Ausgeliefert!
    Trotzdem widerstand sie dem Drang, davonzulaufen. Sie mußte einfach wissen, wer da vor ihr war!
    Die Gestalt entpuppte sich - als Frau!
    Einige Zeit standen sie sich schweigend gegenüber, und die Polizistin musterte ihr Gegenüber erstaunt.
    Das für Michelle Faszinierendste an der Fremden waren die Augen. Sie waren beinahe kindhaft groß, zeigten ein blasses Türkis, wie die Polizistin es noch nie gesehen hatte, und im nächsten Moment changierte es eher gegen Blaßblau, um dann wieder ins Grüne zu wechseln.
    Diese seltsamen Augen, sie beherrschten das ganze Gesicht mit der so bleichen Haut, umrahmt von langem schwarzen Haar.
    Sie trug einen dunklen Umhang, er fiel über ihre Schultern, umschloß ihren Hals und Nacken mit einem hohen Kragen. Vorn über ihren Brüsten wurde er mit einer Schmuckbrosche geschlossen.
    Jetzt trat Michelle einige Schritte zurück. Mit den Händen versuchte sie ihre Blößen zu bedecken, weil ihr beim Betrachten des Umhangs wieder zu Bewußtsein kam, daß sie selbst völlig nackt war.
    »Wer sind Sie? Und wo bin ich hier?« fragte sie. »Können Sie mich überhaupt verstehen?«
    »Das kann ich«, erwiderte die Schwarzhaarige. »Du bist…« Sie stockte kurz und fuhr dann fort: »Sie sind nicht mehr in Ihrer eigenen Welt.«
    »Das habe ich inzwischen gemerkt«, erwiderte Michelle. »Aber wo bin ich?«
    »Dies ist… die Hölle!«
    ***
    Zamorra scherte sich nicht darum, daß die wenigen anderen Kneipengäste aufmerksam lauschten. Für sie war ja der Dialog auch ziemlich einseitig, denn Fenrir beschränkte seine telepathische ›Reichweite‹ allein auf Zamorra. Trotzdem, der Meister des Übersinnlichen im ›Gcspräch‹ mit einem zahmen Wolf, das war schon ein Bild, das sich keiner von den Gästen entgehen lassen wollte.
    Viel bekamen sie allerdings nicht von der Sache mit, weil Zamorra seine Worte ziemlich allgemein formulierte. Natürlich hätte er sich ebenfalls auf Telepathie beschränken können, aber das war ihm zu ungewohnt, er hätte sich dann auch besser konzentrieren müssen, aber warum sollte er sich mehr anstrengen, als nötig war?
    Es gab noch einen weiteren Grund: die anderen Gäste selbst. Zamorra wollte ihnen durch ein stummes, nur telepathisch geführtes Gespräch nicht unheimlicher erscheinen als nötig. Es war schon erstaunlich genug, daß sie die Telepathie des Wolfes akzeptierten.
    Du erinnerst dich an meine Freundin? fragte Fenrir nun.
    Fenrir meinte die Wölfin, in die er sich verliebt hatte, damals, bei ihrem letzten gemeinsamen Fall.
    Natürlich erinnerte sich Zamorra noch daran. Immerhin war er bei dem Zusammentreffen von den anderen Werwolfsungeheuern verletzt worden, aber er war nicht vom schwarzmagischen Keim infiziert und selbst zum Wolfsmann geworden.
    Vielleicht habe ich ihre Spur wiedergefunden , behauptete Fenrir.
    »Wo und wie?« Zamorra war erstaunt.
    Ich fühle ihre Nähe, erwiderte der Wolf. Ich könnte dir aber nicht mal per Gedankenübertragung zeigen, wie und wo, aber ich fühle es einfach, und ich bin auch sicher, daß ich genau WISSEN werde, daß sie in der Nähe ist, wenn…
    »Wenn was?«
    Nun, wenn sie mir eben nahe ist. Oder ich ihr. Sie muß zurückgekehrt sein aus jener anderen Welt, in die sie geflüchtet ist. Ich muß Kontakt mit ihr aufnehmen, mein Freund. Ich muß es einfach, verstehst du?
    »Du bist wirklich überzeugt, daß sie noch lebt?«
    Natürlich!
    Pierre hat sie angeschossen.
    Dafür werde ich ihm bei Gelegenheit den linken großen Zeh abbeißen. Bis hinauf zum Hals. Er hätte nicht auf sie schießen sollen, sie war nie eine Gefahr! Zamorra, sie ist etwas ganz anderes als Werwölfe und sonstige Bestien! Ich konnte deutlich etwas Menschliches in ihr spüren. Menschlich, verstehst du?
    Zamorra stutzte zunächst. Aber dann erinnerte er sich auch an das, was Nicole damals gesagt hatte. Als sie der Wölfin gegenüberstand, hätte sie für einen kurzen Augenblick den Eindruck gehabt, eine Frau mit blasser Haut und dunklem Haar zu erblicken!
    »Wünschst du dir das?« fragte Zamorra. »Ich meine, daß sie menschlich wäre?«
    Ich… ich weiß es nicht.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher