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0586 - In den Fängen des Wolfes

0586 - In den Fängen des Wolfes

Titel: 0586 - In den Fängen des Wolfes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie mich nicht mit Allgemeinplätzen ab. Ich spüre, daß etwas Schreckliches passiert ist. Ja, so muß es ein, sonst würde ja auch nicht gleich ein Chefinspektor auftauchen!«
    »Na schön, ich wollte Sie vorhin nicht unnötig aufregen. Garon und Bragelles… sie sind spurlos verschwunden. Marti befindet sich wie Sie in diesem Krankenhaus, und es geht ihr nicht anders als Ihnen. Wir werden auch ihr ein paar Fragen stellen.«
    »Ich will hier 'raus, sofort!« verlangte Thorneaux. »Ich muß mit Michelle reden. Ich muß wissen, was passiert ist und wo Michelle und Clio…«
    »Das«, empfahl Zamorra, »regeln Sie am besten mit dem Onkel Doktor. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit, Monsieur.«
    Sie gingen.
    Mari Marti konnte relativ leicht geweckt werden, so wie Etienne Thorneaux, aber sie konnte auch nicht wesentlich mehr zur Sache erzählen. Als Michelle geschossen hatte, hatte sie nur einen schnell wirbelnden Schatten gesehen, auch seltsam wallenden blauen Nebel. Danach hatte sie aber ebenfalls das Bewußtsein verloren.
    Sie konnte nicht mal sagen, ob sie auch niedergeschlagen worden war oder auf andere Weise ins Reich der Träume abglitt.
    Das brachte die Ermittlungen natürlich nicht wesentlich voran…
    »So wenig wir auch von den beiden erfahren haben«, sagte Zamorra schließlich, »sie haben immerhin die Wahrheit gesagt. Ich habe das, was sie erzählt haben, mit den verschwommenen Erinnerungsbildern verglichen, die ich telepathisch mitbekam, während ich sie aufgeweckt habe. Sie lügen nicht, das ist klar.«
    »Wie tröstlich«, knurrte Robin. »Trotzdem stehen wir da wie die begossenen Pudel. Es gibt kein Motiv für einen Überfall, erst recht nicht für die Entführung - Geld dürfte bei diesen Leuten ja wohl nicht zu erpressen sein. Und alles andere scheidet aus. Allenfalls Garon… sie könnte sich durch ihren Beruf Feinde geschaffen haben.«
    Fragend sah ihn Zamorra an.
    »Sie ist Polizistin. Droko.«
    »Gibt's dafür auch eine Übersetzung?«
    »Drogen-Kommissariat. Oder, wenn du es besser verstehst: Abteilung Rauschgift. Allerdings sind ihre Erfolge relativ bescheiden, bedeutende Feinde hat sie sich in ihren bisher drei Dienstjahren noch nicht machen können. Trotzdem, wir werden da nachhaken müssen.« Er schnaufte. »Dabei sind wir nicht mal für Entführung zuständig. Wir sind die Mordkommission…«
    »Die MoKo?« Zamorra grinste.
    »Hat man dir, mein lieber Professor, eigentlich schon mal gesagt, daß du ein BlöHu bist - ein blöder Hund?«
    Sie grinsten sich an, dann verließen sie das Krankenhaus.
    ***
    Clio hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    Seit sie vor dem Wolf geflüchtet war, irrte sie durch den dunklen, blauen Nebel. Hier und da sah sie auf Lichtflecke in diesem Nebel. Sie tanzten und änderten ständig ihre Position. Zuerst war Clio den Irrlichtern auch gefolgt, später aber hatte sie es aufgegeben, weil sie erkannte, daß sie dadurch an kein Ziel gelangte.
    Sie fand auch den Weg zurück nicht mehr.
    In ihrer Panik hatte sie anfangs nicht auf die Richtung geachtet, in die sie gelaufen war. Als sie daran dachte, daß sie in ihrer eigenen Spur, die sie im hohen Gras hinterlassen hatte, zurückgehen und den Ort wiederfinden könnte, von dem aus sie in diese seltsame Nebelwelt geraten war, da war es dafür zu spät, denn die Spuren waren verwischt und nicht mehr zu erkennen.
    Aber in der andauernden nebelhaften Düsternis wäre so eine Fährtensuche ohnehin schwierig gewesen.
    Es war kühl, und sie fror, schließlich trug sie ja nur die Fetzen, die von ihrem Nachthemd übriggeblieben waren. Hunger, Durst und Müdigkeit ergriffen auch mehr und mehr von ihr Besitz, aber sie wagte es nicht, sich auch nur für einen Augenblick hinzusetzen und die Augen zu schließen.
    Die Nebelnacht war voller seltsamer Laute, die ihr zusätzlich Furcht einflößten. Und diese Nacht wollte auch einfach kein Ende nehmen.
    Hier und da raschelte es zwischen Bäumen und Sträuchern, da war etwas, das durchs hohe Gras strich und leise knurrte oder wie eine Schlange zischte Auch flüsternde Stimmen hörte sie, deren Worte unverständlich blieben.
    Und manchmal wurde sie von etwas gestreift, das sie nicht sehen konnte, weil es so unglaublich schnell wieder verschwand…
    Immer wieder, wenn sie glaubte, einen Platz zum Ausruhen gefunden zu haben, geschah etwas, das sie wieder emporschreckte und die Furcht noch steigerte.
    »Warum ich?« flüsterte sie. »Warum geschieht mir das? Warum ich? Warum nur? Wo bin ich
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