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0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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jünger, in diesen Augenblicken jedoch wirkte er wie ein alter Mann. »Ja, vor den Schatten, vor dem Bösen. Sie rannten weg, als befänden sie sich in den unsichtbaren Klauen der Hölle.«
    »Und Sie?«
    Der Pfarrer hob die Schultern. »Ich habe alles versucht, aber die andere Kraft war stärker. Sie… sie …«, jetzt lachte er freudlos. »Sie fegte mich förmlich hinweg.«
    »Tatsächlich?« staunte Suko.
    »Ja, ich hatte das Gefühl, fliegen zu können.« Er bewegte beide Arme. »Hineintauchen in den Himmel und gleichzeitig zu Boden fallend. Es ist kaum zu fassen, aber so war es.«
    »Diese dunkle Wolke«, sagte ich, »existierte sie real? Oder haben Sie sich alles eingebildet?«
    Beinahe böse schaute er mich an. »Ich wollte, mein Herr, ich hätte sie mir eingebildet. Nein, sie war vorhanden, alle anderen können es bezeugen.«
    »Sie haben nicht gesehen, was mit den Trauergästen geschah und wie sie reagierten?«
    »Nein, das nicht.«
    Bärbel Hechter hatte bisher nur aus einer gewissen Entfernung zugehört.
    Sie kam auf uns zu. »Das kann ich bestätigen, auch ich habe es gespürt. Nur bin ich früher gegangen. Ich mußte fliehen. Ich hatte das Gefühl, in mir steckte der Drang, zu verschwinden, bevor das Grauen allmächtig wurde.«
    Dem war nichts hinzuzufügen. Außerdem hatten wir die Veränderung bei den Trauergästen selbst bemerkt. Ich fragte mich allerdings, was dahintersteckte, denn von dieser Kraft war am Grab nichts mehr zu spüren. Der leichte Wind, der über das Gelände wehte, schien auch sie fortgetrieben zu haben.
    »Ich weiß nicht, was es war«, flüsterte der Pfarrer. Er faltete seine schmutzigen Hände zusammen. »Manchmal habe ich das Gefühl, hier den Anfang vom Ende erlebt zu haben. Sie… sie verstehen, wenn ich dabei an die Apokalypse denke.«
    »So drastisch würde ich das nicht sehen«, beruhigte ich ihn. »Da gibt es noch immer gewaltige Unterschiede.«
    »Nein, ich…«
    »John, komm doch mal her, schnell!« Sukos Stimme klang nicht laut, dafür intensiv.
    Ich drehte mich um. Mein Freund stand vor dem offenem Grab und schaute hinein. Er mußte etwas entdeckt haben, das ihn ziemlich aus der Fassung gebracht hatte.
    Ich lief zu ihm und beobachtete seinen ausgestreckten Zeigefinger, der schräg in die Graböffnung deutete. Das Loch war noch nicht zugeschüttet worden, der größte Teil des Sargdeckels lag noch frei. So frei, daß wir dieses ungewöhnliche Zeichen erkennen konnten, das den Deckel zierte.
    Es war ein T – oder ein nicht zu Ende gezeichnetes Kreuz. Beides jedoch besaß eine bestimmte Bedeutung.
    Das Zeichen der Templer!
    ***
    Die Templer also!
    Ein schwarzes Kreuz, nein, mehr dieses T. Ich kannte die Templer-Kreuze zur Genüge. Im Mittelalter, zu ihrer großen Zeit, da hatten sie die hellen Kutten mit den weißen Kreuzen darauf getragen, da war allein schon äußerlich zu sehen gewesen, wem sie dienten.
    Dann war es zur großen Teilung gekommen, und zwar nach der Vernichtung des Ordens besonders stark. Die einen wollten ihren einmal eingeschlagenen Weg weitergehen, die anderen stellten sich auf die Seite des Bösen, auf die Seite Baphomets, eines Abkömmlings der Hölle.
    Das alles gehörte zwar zur Historie, war aber bis in die heutige Zeit übernommen worden und spielte auch in unserem Leben eine große Rolle.
    Ich war mit den Templern verbunden, weil ich schon einmal als Hector de Valois gelebt hatte. Er hatte zu den großen Templerführern gehört. In der heutigen Zeit schoben sich die Templer immer öfter wie eine Speerspitze in mein Leben hinein. Sowohl die positiven als auch die negativen sorgten stets für Überraschungen.
    Ein schwarzes Kreuz auf der hellen Fichte des Sargs. Es sah aus wie eingebrannt. Wer es hinterlassen hatte, darüber konnten wir nur spekulieren, wobei Suko den gleichen Gedankengang vollzog wie ich. Wahrscheinlich waren es die beiden Anführer gewesen, die sich auf diese schaurige Art und Weise ein Denkmal gesetzt hatten.
    Auch der Pfarrer näherte sich dem Grab. An seiner Seite schritt Bärbel Hechter. Sie hatte ihr Haar mit den Fingern aufgewühlt.
    Fransig umstand es ihren Kopf. Die Sonnenbrille trug sie nicht mehr, zudem zeigte sich die Haut vom Weinen erholt. Nur mehr um die Augen herum schimmerte es rötlich.
    Bärbel hatte ein hübsches, frisches Gesicht, mit einer kleinen Nase und lustigen Grübchen in den Wangen. Eine andere Kleidung hätte ihr sicherlich besser gestanden als das schwarze Kostüm.
    In einer abwartenden Haltung
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