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0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
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dieser Platz war einfach nicht vorhanden. Sie kamen mir vor wie eine drohende schwarze Masse.
    Männer und Frauen schritten nebeneinander. Junge, ältere, schwarz gekleidet, mit Hüten, unter deren Krempen die Gesichter tatsächlich wie Masken wirkten.
    Etwas ging von ihnen aus, das auch mich störte. Es war ein Fluidum des Unheimlichen. So verhielten sich keine normalen Trauergäste. Ihre Bewegungen waren schon mit einer soldatischen Zucht und Ordnung zu vergleichen.
    »Begreifen Sie nun, was ich meine?« flüsterte Bärbel. »Das ist nicht normal.«
    »Da haben Sie sogar recht.«
    »Und was sollen wir tun?«
    »Sie kommen lassen«, sagte Suko.
    »Die… die walzen uns doch nieder, wie ich das sehe. Wir müssen ihnen aus dem Weg gehen. Die sind wie besessen.«
    Genau, das war der richtige Begriff. Besessen oder verändert.
    Durch welche Kraft auch immer, wir hatten es zunächst hinzunehmen. Durch Erfahrungen waren wir auf eine gewisse Art und Weise klug geworden. Wir hatten es schon öfter mit beeinflußten oder besessenen Menschen zu tun gehabt, doch diese hier fielen aus der Rolle. Sie zeigten nicht diesen Haß, die Abscheu und den Drang, Dämonen oder finsteren Mächten zu dienen. Wie eine Walze kamen sie näher.
    Die Sonne schien in ihre Rücken, deshalb hoben sie sich wie ein sich bewegendes Gemälde ab. Unter ihren Füßen quoll der Staub hoch und begleitete sie als Wolken.
    An der Spitze schritten zwei Männer. Hochgewachsen, eingehüllt in dunkle Anzüge, mit breitkrempigen Hüten auf den Köpfen, die den größten Teil ihrer Haare verdeckten. Wenn mich nicht alles täuschte, war der eine rot- und der andere weißhaarig.
    »Kennen Sie die beiden Anführer?« fragte ich.
    Bärbel nickte. »Ihnen gehört das Gasthaus.«
    »Sie heißen?«
    »Jorge und Jacques. Jorge ist der mit dem weißen Haar, Jacques der andere.«
    »Das hört sich nicht gerade österreichisch an«, meinte Suko.
    »Sie kommen aus Frankreich, glaube ich.«
    Wir standen noch mitten auf dem Weg. Wenn die Gruppe so weiterging, würden uns die Leute umrennen.
    Ich riet unserer Begleiterin, sich zurückzuziehen.
    »Wollen Sie bleiben?«
    »Sicher.«
    »Die haben sich so verändert. Die Menschen sind richtig gefährlich geworden.«
    »Das sind wir auch«, erklärte ich und drückte sie endlich zur Seite.
    Mit der Gruppe mußten wir, falls es nötig war, allein fertig werden.
    Obwohl wir ihnen nichts getan hatten, verschwand der abweisende, feindliche Ausdruck nicht aus ihren Gesichtern. Im aufwallenden Staub der schnellen Schritte kamen sie uns vor wie zitternde Marionetten.
    Noch sieben, acht Schritte trennten uns. Sie sprachen kein Wort.
    Ihre Anführer starrten uns an.
    Kalt, gnadenlos…
    Auf meinem Rücken spürte ich ein Frösteln, das auch dann nicht verschwand, als die Gruppe direkt vor uns stoppte, so daß wir den beiden Anführern in die Augen schauen konnten.
    »Wer seid ihr?« fragte ich leise.
    Sie antworteten wie aus einem Mund. »Der Tod!«
    ***
    War die Antwort echt? Sollten wir sie glauben, oder wollten sie uns nur Angst einjagen oder an der Nase herumführen? Wir wußten es beide nicht. Auch Sukos Gesicht zeigte den gleichen ratlosen und mißtrauischen Ausdruck wie meines.
    »Eine Tote, die lebt?« hakte ich nach.
    Der weißhaarige Jorge gab die Antwort. »Sie hat ihre Pflicht erfüllt, sie mußte sterben.«
    »Ich nehme an, daß Sie von Gertrud Moser sprechen?«
    »Richtig.«
    »Haben Sie die Frau getötet?« fuhr Suko ihn gefährlich leise an.
    »Waren Sie die Killer?«
    »Nein, nicht wir.«
    »Aber Sie wissen, wer es getan hat?«
    »Sie erfüllte ihre Pflicht«, erklärte der Mann mit den rötlichen Haaren. »Wir alle erfüllen unsere Pflicht. Auch ihr seid Meilensteine auf dem Weg des Schicksals.«
    Ich hatte Zeit gehabt, sie mir genau anzuschauen. Trotz der unterschiedlichen Haarfarbe wirkten sie wie Geschwister. Auch altersmäßig lagen kaum Jahre dazwischen. Von ihnen strahlte etwas ab, das uns nicht gefiel. Ich konzentrierte mich auf die Trauergäste hinter ihnen. Sie machten äußerlich einen normalen Eindruck. Einige Frauen hatten die Gesichter hinter Schleiern verborgen, so daß wir von ihren Zügen kaum etwas erkennen konnten. Von Bärbel Hechter wußten wir, daß die beiden den Gasthof zur Hölle führten, der einem alten Friedhof gegenüberlag, wo bereits ein Grab für mich reserviert war.
    Hatten die beiden damit zu tun? Ich wollte eine weitre Frage stellen, als der Rothaarige sprach. Beinahe mit dem gleichen
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